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  • 27.11.2015 09:16

  • von Heiko Stritzke & Dominik Sharaf

Formel 1 zu einfach? Massa glaubt: Unsinn

Ist der Formel 1 der Männlichkeitsaspekt abhanden gekommen? Felipe Massa glaubt das nicht, trotzdem hat sich die Herausforderung in eine andere Richtung verändert

(Motorsport-Total.com) - Weltweit beklagen Formel-1-Fans einen Verlust des martialischen Aspekts der Formel 1. Auf den ersten Blick mag das stimmen: Zwischen parkplatzähnlichen Auslaufzonen fahren die Autos wie auf Schienen wesentlich langsamer als sie es schon einmal taten. Ein nicht einmal Volljähriger überholte diese Saison mit einem Formel-1-Auto wie ein alter Hase, Fahrer machen den Eindruck ferngesteuerter Marionetten der Ingenieure. Felipe Massa glaubt aber nicht, dass die Formel 1 zu einfach geworden ist.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Drift

Massa im Drift: Fahrerisch sind die Boliden seit 2014 sogar wieder anspruchsvoller Zoom

"Als wir in der Vergangenheit noch nachgetankt haben, da war es einfach schneller, weil wir leichter waren", sagt der Brasilianer. "Ich denke aber nicht, dass das Auto deshalb jetzt einfacher zu fahren ist. Ich denke, dass es einfach anders ist." Seiner Meinung nach würden es sich zu viele Leute zu einfach machen, einfach nur die Rundenzeiten heranzuziehen. "Sie sagen dann, dass es jetzt lächerlich einfach sei, ein Formel-1-Auto zu fahren. Ich bin mir aber sicher, dass ein unerfahrener Kerl Probleme in so einem Auto hätte."

Seit dem Umstieg auf den V6-Hybrid ist die Herausforderung sogar eher wieder gestiegen. Durch den Elektroschub und den flacheren Drehmomentverlauf des Turbomotors müssen die Fahrer seit der Saison 2014 wieder vorsichtiger mit dem Gaspedal umgehen. Hinzu kommt ein Verlust von Abtrieb, weil die Fahrzeuge aufgrund des Benzinlimits auf weniger Luftwiederstand getrimmt worden sind. Von den martialischen Boliden mit vierstelligen Leistungsdaten der ersten Turboära sind die derzeitigen Boliden dennoch weit entfernt.

Andere Herausforderung als vor zehn Jahren

Massa bestätigt jedoch auch, dass die Herausforderung sich in der Formel 1 geändert hat. "Früher hatten wir ein 'Sprintrennen' mit wenig Benzin. Auch die Reifen haben nicht so stark abgebaut und waren etwas haltbarer. Deswegen waren wir schneller." Heute hingegen müssen die Reifen konserviert werden, was Hardcore-Fans auf die Barrikaden treibt. "Wenn du heute zu aggressiv fährst, dann machst du die Reifen in zwei Runden kaputt. Deswegen musst du ganz anders fahren (als früher; Anm. d. Red.), ansonsten überhitzt du sie und verlierst sofort Grip."

Massa ist sich sicher, dass eine Rückkehr zu haltbaren Reifen und Tankstopps die Rennen wieder wie früher lassen werden würde. Dagegen sperrt sich jedoch Bernie Ecclestone, der sich noch zu gut an die Langeweile solcher strategiebetonter Rennen erinnern kann. Felipe Massa bleibt pragmatisch: "Die Regeln sind eben so." Das soll sich in der Saison 2017, spätestens aber 2018 ändern. Dann sollen die Formel-1-Boliden nach Überlegungen der Strategy Group ungefähr fünf Sekunden schneller werden.

Juan Pablo Montoya

Dynamisch, ästhetisch, schnell: Viele Streckenrekorde stammen noch aus 2004 Zoom

"Wenn ihr mich fragt, ob ich gerne ein schnelleres Auto mit mehr Abtrieb hätte, dann würde ich natürlich zustimmen", lässt Massa den Racer in sich sprechen, der schon die Abtriebsmonster der V10-Ära gebändigt hat. "Es wäre schön, aber ich denke nicht, dass unsere Situation durch mehr Abtrieb schwieriger werden würde. Physisch vielleicht ein bisschen, aber das Auto wäre nicht schwieriger zu fahren." Und zur Erinnerung: Zwischen 2001 und 2007 verfügten die Fahrzeuge über eine Traktionskontrolle.

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