Williams schwingt sich zum ersten Mercedes-Jäger auf

Valtteri Bottas sichert sich seinen besten Startplatz der Saison 2015 und macht Williams zum "Best of the Rest" - Folgt am Sonntag sogar der Angriff auf Mercedes?

(Motorsport-Total.com) - Das hatte sich nach den Trainings nicht unbedingt angedeutet: Williams scheint in Spa der erste Mercedes-Jäger zu sein. Nachdem Valtteri Bottas und Felipe Massa im dritten Training nur auf den Rängen neun und zehn zu finden waren, und sich am Freitag sogar noch deutlich weiter hinten einsortiert hatten, schafften es die beiden im Qualifying auf die Plätze drei und sieben (zum Ergebnis). Bottas holte damit sogar sein bestes Qualifyingergebnis der Saison 2015.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas wird am Sonntag von Startplatz drei ins Rennen gehen Zoom

"Wir waren ziemlich weit weg, aber wir wussten immer, wie sehr wir uns noch verbessern konnten. Also machten wir uns nie große Sorgen", erklärt Bottas auf der anschließenden Pressekonferenz im Hinblick auf den großen Rückstand in den Trainings. Am Freitag waren die Williams-Piloten mit viel Sprit unterwegs gewesen und deshalb nur auf den Rängen 14 und 16 gelandet.

Im Qualifying war Bottas zwar noch immer satte 1,340 Sekunden langsamer als Pole-Setter Lewis Hamilton, doch im eng umkämpften Verfolgerfeld reichte seine Zeit von 1:48.537 Minuten zum dritten Platz hinter dem Mercedes-Duo. Pech für Massa: Der Brasilianer war lediglich 0,148 Sekunden langsamer als sein Teamkollege, landete aber trotzdem vier Position hinter Bottas. Das zeigt, wie eng es im Qualifying zuging.

Massa frustriert, Bottas happy

"Ich verlor im letzten Sektor etwas Zeit und wenn ich mir das Ergebnis so ansehe, dann hat mich das einige Positionen gekostet", ärgert sich Massa und erklärt: "Es ist frustrierend, aber es ist ein langes Rennen und die Strecke hält viele Überraschungen bereit, unter anderem das Wetter. Wir müssen einen guten Start erwischen und so viele Positionen wie möglich gewinnen." Wenn alles optimal läuft, will der Brasilianer sogar einen Platz auf dem Podium nicht ausschließen.

"Es ist schön, im Qualifying wieder unter den Top 3 zu sein", freut sich Bottas derweil und erklärt: "Es war für uns eine gute Session. Nach dem Training wussten wir, dass wir noch so viel mehr herausholen können, wenn am Auto alles zusammenpasst. Wir haben die Balance für das Qualifying sehr gut hinbekommen und das Auto fühlte sich in der gesamten Sitzung gut an, wir mussten eigentlich kaum etwas anpassen."


Fotos: Williams, Großer Preis von Belgien


"In Q3 lag es dann an mir, die Runde zusammenzubekommen. Das ist auf dieser Strecke nicht einfach, aber ich hatte zwei gute Versuche und zum Glück war das genug für Platz drei." Interessant: Der Finne war vor allem in den Sektoren zwei und drei schnell. In Sektor eins fuhr er im Qualifying lediglich die zehntschnellste Zeit und sortierte sich damit zwischen Pastor Maldonado und Carlos Sainz ein.

"Ich verlor im letzten Sektor etwas Zeit und das hat mich einige Positionen gekostet." Felipe Massa

Ist Mercedes schlagbar?

Dafür gewann Bottas im kurvenreichen zweiten Streckenabschnitt eine Menge Zeit, dort waren lediglich Daniel Ricciardo und das Mercedes-Duo schneller, in Sektor drei musste er sich sogar nur den Silberpfeilen geschlagen geben. Doch wo geht die Reise im Rennen hin? Wird Bottas um den letzten Platz auf dem Podium kämpfen müssen oder kann er möglicherweise sogar ganz vorne angreifen?

"Sie werden etwas zu weit weg sein, wenn das Rennen normal verläuft", vermutet Bottas im Hinblick auf die Mercedes-Piloten und erklärt: "Dahinter wird es eng werden zwischen uns und Red Bull. Force India sieht auch schnell aus und sogar Lotus war heute schnell. Aber es ist schwierig, das genau vorherzusagen. Es wird auf jeden Fall eng werden." Die Plätze drei und neun trennten in Q3 weniger als drei Zehntel.

"Nach dem Training wussten wir, dass es mit diesen Jungs sehr eng werden würde", erklärt er im Hinblick auf die Rivalen Red Bull und Ferrari und ergänzt: "Wir wussten also, dass Platz drei möglich sein könnte, wenn wir alles perfekt hinbekommen." Chefingenieur Rob Smedley erklärt gegenüber 'Sky Sports F1': "Wir haben den Abstand (zu Mercedes; Anm. d. Red.) bei etwa neun Zehnteln erwartet. Nun ist er größer."


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"Wir haben also vier Zehntel verloren. Aber wir haben da vielleicht auch etwas Magie von Lewis gesehen. Oder sie haben im Qualifying einfach noch ein bisschen mehr Zeit gefunden", so Smedley, der nun auf das Rennen hofft. Er erklärt: "Wir haben ein Auto auf Platz drei und Felipe ist nur anderthalb Zehntel dahinter - aber liegt vier Position zurück." Immerhin: Durch die Strafe gegen Romain Grosjean darf Massa von Platz sechs starten (zur Startaufstellung).

"Sie werden etwas zu weit weg sein, wenn das Rennen normal verläuft." Valtteri Bottas über Mercedes

Vorteil gegenüber Red Bull und Ferrari

"Ich bin recht glücklich, vor allem, wenn man die Weltmeisterschaft bedenkt und die Positionen zwischen uns und Red Bull, genau wie zwischen uns und Ferrari. Wir müssen natürlich auf uns selbst schauen, aber sie (Ferrari) hatten überhaupt kein gutes Qualifying und daraus müssen wir das Beste machen", so Smedley. Red-Bull-Hoffnung Ricciardo wurde im Qualifying Sechster, Ferraris Sebastian Vettel wurde sogar nur Neunter.

Die Teamkollegen der beiden schieden sogar bereits in Q2 aus. Damit steht vor allem Ferrari im Rennen eine große Aufholjagd bevor - ein Vorteil für Williams. Trotzdem lief das Qualifying auch beim Team auf Grove nicht zu 100 Prozent rund. "Für Felipe war es nicht die sauberste Sitzung, weil wir sein Auto zu Beginn von Q1 neu programmieren mussten", berichtet Smedley.

Der Brasilianer hatte so in Q1 nur einen einzigen Versuch auf den weichen Reifen zur Verfügung, da er lange Zeit an der Box warten musste. Letztendlich ging es für ihn allerdings glimpflich aus, er schaffte den Sprung in Q2. "Beide Piloten haben sich sehr gut geschlagen. Jetzt müssen wir das morgen auch in viele Punkte verwandeln", fordert Smedley.

"Ich denke, dass morgen einige Autos, die jetzt noch vorne stehen, zurückfallen werden", vermutet er und erklärt: "Sie werden bei den Longruns nicht die Pace der Spitzenteams mitgehen können. Aber da müssen wir abwarten." Die Grundlage für ein erfolgreiches Rennen ist jedenfalls bereits gelegt.