• 06.07.2015 07:14

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Wolff trotzt Tankstopp-Wunsch: "Versteht der Fan nicht"

Der Mercedes-Motorsportchef legt Wert auf die GPDA-Umfrage, glaubt jedoch an Strategierennen und eine Verschlechterung der Show durch Nachtanken

(Motorsport-Total.com) - Die Wiedereinführung der Tankstopps in der Formel 1 war lange ein heißes Thema, die Skepsis der Verantwortlichen überwog aber und die Sache schien begraben - bis die Ergebnisse der GPDA-Fanumfrage veröffentlicht wurden und klar wurde, dass die Anhänger der Königsklasse sich genau das wünschen. Toto Wolff bleibt aber ein Gegner der Idee, die Boxencrews während der Rennen Sprit einfüllen zu lassen. "Das kann der Fan nicht verstehen", gibt der Mercedes-Motorsportchef zu bedenken.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff hört in Sachen Tankstopps lieber nicht auf die Fans Zoom

Denn Wolff ist überzeugt, dass Nachtanken kein Weg zum schnelleren Rennfahren ist, sondern Effekthascherei. "Deswegen waren auch einige in der Strategiegruppe dafür: Es ist supecool, du hast diesen riesigen Rüssel, das Auto ist in Flammen", karikiert der Österreicher die Überlegungen seiner Kollegen und kontert mit einer unliebsamen Ansage: "Wenn man nachtankt, hat man wieder Strategierennen und weniger Überholmanöver. Das ist sehr kompliziert zu verstehen und man muss aufpassen."

Das Problem: Sprit zu sparen ist kein Malheur, weil die Benzinmenge falsch berechnet wurde, sondern taktisches Kalkül. "Wir würden den Tankinhalt auf 110 Kilogramm aufstocken, weil es die Meinung einiger ist, dass ein Alonso im Funk sagt, er könne nicht Druck machen, weil er Sprit sparen muss. Aber er tut das nicht, weil ihm sonst das Benzin ausgeht, sondern weil es einfach die schnellste Rundenzeit ist." Und zwar dann, wenn man die Gesamtrennzeit als Vergleichswert zugrunde legt.

Die Kompromissfindung ist somit der Schlüssel zum Erfolg. "Wenn das für manche die Lösung ist, stehen wir dem nicht im Wege", sagt Wolff über erhöhte Tankvolumina. "Aber wir werden wieder nur das Minimum einfüllen und Sprit sparen."

Auch wenn er in Sachen Tankstopps nicht die Mehrheitsmeinung der Fans teilt, misst er den Resultaten der GPDA-Befragung großen Wert bei: "200.000 Menschen die ihre Meinung abgeben, sich Zeit nehmen und Fragen zur Formel 1 beantworten - das musst du ernst nehmen", unterstreicht Wolff und sieht konstruktive Diskurse in Internetforen als Beleg für die Kompetenz der Fans: "Du liest die Antworten der Leute und merkst: Sie kennen sich aus und es ist sinnvoll, was sie sagen."