• 19.04.2015 13:37

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Formel-1-Technik Bahrain 2015: McLaren rüstet auf

Für das letzte Rennwochenende vor Beginn der Europa-Saison haben einige Teams noch einmal aufgerüstet: Die neuesten Techniktrends unter der Lupe

(Motorsport-Total.com) - Für die Teams ist der Grand Prix von Bahrain an diesem Wochenende so etwas wie eine Erlösung. Das Rennwochenende im Golfstaat markiert das letzte der Überseetournee zu Beginn der Formel-1-Saison 2015.

Titel-Bild zur News: Diffusor des McLaren-Honda MP4-30

McLaren-Honda hat für Bahrain einen neuen Diffusor dabei Zoom

Unmittelbar im Anschluss an das vierte Saisonrennen kehren die Autos in die Fabriken zurück. Dort werden umfangreichere Entwicklungsschritte vorgenommen als es in Übersee möglich war.

Die meisten nach Bahrain mitgebrachten Updates sind streckenspezifisch. Bessere Kühlung für die Motoren und die Bremsen steht im Vordergrund. Zudem sind bezogen auf die beim China-Grand-Prix eingesetzten Updates neue Details ans Tageslicht gekommen.

McLaren

McLaren liefert weiter fleißig neue Teile für den MP4-30. An diesem Wochenende haben die Fahrer einen veränderten Diffusor und eine neue Spezifikation des Heckflügels zur Verfügung. Der Unterboden ist weiterhin einer der wichtigsten Bereiche in Bezug auf die Aerodynamik. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse in diesem Bereich sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Diffusor-Spezifikationen aber nicht ganz einfach auszumachen.

Die neue Lösung, die in erster Linie am Auto von Fernando Alonso zu beobachten war, folgt dem von allen Teams angewandten Prinzip, wonach der Diffusor im Vergleich zu vorherigen Lösungen sowohl nach außen hin als auch nach oben hin vergrößert wurde. Diese längere Führung des Luftstroms führt dazu, dass unter dem Auto mehr Luft beschleunigt wird. Dadurch wird der Abtrieb erhöht. Die seitliche Abweichung des Diffusors ist nun so groß, dass die vertikalen Begrenzungen fast bis zum laut Reglement definierten Maximum herausgezogen wurden. Sie zeigen nun in Richtung der Hinterräder.

Der neue Heckflügel, der im Freien Training erstmals zum Einsatz kam, kommt auf den ersten Blick recht konventionell daher. Dies wäre bei keinem anderen Team eine Erwähnung wert. Weil McLaren aber seit Sommer 2014 einen Flügel mit abgerundeten Kanten fuhr, handelt es sich nun um eine deutliche Änderung der Philosophie.

Heckflügel des McLaren-Honda MP4-30

Der Heckflügel am McLaren MP4-30 folgt jetzt einem konventionellen Prinzip Zoom

Der neue McLaren-Heckflügel weist im Unterschied zum Vorgängermodell gerade Kanten auf. Der Grund für die Abkehr vom alten Prinzip dürfte sein, dass man so den Luftstrom nach Zuklappen des verstellbaren Heckflügels besser unter Kontrolle hat. Dank neuer Aerodynamikspezialisten im Team liegt der Verdacht nahe, dass man nun eine konventionelle Lösung gefunden hat, die den Abtrieb nach Zuklappen des verstellbaren Heckflügels erhöht.

Red Bull

Bei Red Bull ist der in China erstmals eingesetzte, neue Frontflügel weiter verfeinert worden. Die seitlichen Endplatten des neuen Flügels weisen außen einen kleinen Zusatzflügel auf. Dieses kleine Detail soll helfen, den Einfluss des Frontflügels auf die Vorderreifen besser zu kontrollieren.

Frontflügel des Red-Bull-Renault RB11

Der Frontlfügel des Red Bull RB11 weist außen kleine Zusatzflügel auf Zoom

Zudem hat man die Bremsen bei Red Bull einem Upgrade unterzogen. Es wird jetzt mehr Luft durch die Felge geleitet, denn von den Bremsbelüftungen wird mehr Luft aufgenommen. Diese wird direkt durch das Rad geleitet, ohne jedoch einzelne Teile zu kühlen.

Anstatt den Bremsen mehr Kühlung zu verschaffen, wird der von den Reifen ausgehende Luftwirbel auf diese Weise weiter vom Auto abgelenkt. Ungeachtet der neuen Lösung bleibt dieser Bereich einer der Schwachpunkte des RB11.

Lotus

Der Lotus E23 muss weiter ohne das große Upgrade auskommen, das ursprünglich während der Überseetournee erwartet worden war. Dennoch weist das Auto an diesem Wochenende einige neue Detaillösungen auf. Diese sind im Bereich der Kühlung, am Diffusor und am Frontflügel zu finden.

Wie es für Lotus nicht unüblich ist, wurde die Größe der Kühlluftauslässe am Heck des Autos wieder einmal verändert. Dies geschah vor dem Hintergrund der im Vergleich zu China höheren Temperaturen. Die Seitenkästen sind von außen betrachtet zwar unverändert geblieben. Im Inneren aber hat man die Position der Kühler verändert. Die Anordnung im linken Seitenkasten unterscheidet sich nun von jener im rechten.

Jolyon Palmer

Das Heck des Lotus E23 kommt am Bahrain-Wochenende asymmetrisch daher Zoom

Bei Lotus beherbergt der linke Seitenkasten den Luftkühler für den Mercedes-Motor. Öl- und Wasserkühler befinden sich im rechten Seitenkasten. Angesichts der Hitze in Bahrain kommt dem rechten Seitenkasten an diesem Wochenende eine größere Bedeutung zu. Die Colaflaschenform wurde so verändert, dass am Heck nun eine Asymmetrie vorliegt.

Am Diffusor wurde der oben angebrachte, kleine Flap minimal gestutzt. Es handelt sich um eine kleine Veränderung, aber eine, die den Blick auf weitere Veränderungen im Bereich des Diffusors und der hinteren Bremsen freigibt. Ganz ähnlich hatte man bereits in China am Frontflügel Hand angelegt. Dort wurden die Flaps auf der Innenseite beschnitten.

Toro Rosso

Der Toro Rosso STR10 überzeugt bis dato mehr durch Performance als durch Zuverlässigkeit. Für das Bahrain-Wochenende wurde dem Auto ein umfangreiches Kühlpaket spendiert. Die Anordnung der Kühlelemente ist beim STR10 einzigartig. In jedem der beiden Seitenkästen verbirgt sich ein Luftkühler für den Turbo. Der übrige Platz wird von Öl- und Wasserkühlern für den Verbrennungsmotor sowie vom ERS eingenommen.

Heckpartie des Toro-Rosso-Renault STR10

Dem Toro Rosso STR10 wurde ein neuer, größerer Ölkühler spendiert Zoom

Weil aber die Renault-Antriebseinheit weiterhin nach einem großen Ölkühler verlangt, weist der Toro Rosso nun einen großen Ölkühler zwischen Chassis und Motor auf. Dieser ist keilförmig konstruiert, zeigt nach oben und wird von der unteren Hälfte der Motorenabdeckung getragen.

Die gesamte Hitze wird nach hinten geleitet und tritt seitlich aus den Seitenkästen aus. Bei besonders hohen Temperaturen ist die Colaflaschenform am Heck entsprechend stärker ausgeprägt. Zusätzlich in die Breite geht es dabei jedoch nicht. Somit ist weiterhin für einen guten Luftstrom zum Heckflügel und den hinteren Bremsbelüftungen gesorgt.

Sauber

Bei Sauber experimentiert man weiter mit dem neuen Frontflügel, den Felipe Nasr in China erstmals fuhr. Für Bahrain hat man mit weiteren Detaillösungen nachgelegt. Sobald das Auto wieder in der Fabrik in Hinwil angekommen ist, stehen weitere neue Teile zum Anschrauben bereit.

Felipe Nasr

Sauber tüftelt weiter am C34: Frontflügel und Hinterradaufhängung im Fokus Zoom

Darüber hinaus ist man dank Veränderungen im Bereich des Getriebes nun in der Lage, beide Autos mit der neuen Hinterradaufhängungsgeometrie auszurüsten. Marcus Ericsson war in Malaysia erstmals mit dieser neuen Spezifikation unterwegs.