• 18.10.2014 19:14

  • von Dominik Sharaf

Solidarität Fehlanzeige: Kaltenborn auf Konfrontationskurs

Dass die finanziellen Probleme kleiner Mannschaften und ihr Kampf um die Existenz als gegeben hingenommen werden, ärgert die Sauber-Teamchefin

(Motorsport-Total.com) - Monisha Kaltenborn ist bekannt als Vorkämpferin für die Interessen der "Kleinen" in der Formel 1. Klar, dass es der Sauber-Teamchefin nicht passt, wenn Zampano Bernie Ecclestone oder Vertreter der finanzstarken Mannschaften ein mögliches Teamsterben als natürliche Auslese und nicht vermeidbar abtun. "Es kann nicht sein, dass man heute Bemerkungen wie 'wer sich den Sport nicht leisten kann, der soll ihn nicht ausüben' machen darf", ärgert sich die Österreicherin im Gespräch mit 'Crash.net'.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn scheut sich nicht, ihre Meinung deutlich zu sagen Zoom

Das zitierte Credo hat sich Ecclestone seit einiger Zeit auf die Fahne geschrieben. Kaltenborn fordert mehr Solidarität, schließlich bleibt die Teilnahme an der Königsklasse eine Errungenschaft. "Wir alle, egal ob an der Spitze oder am Ende des Feldes, haben massiv in unsere Firmen investiert, um auf diesem Niveau mit von der Partie sein zu können", betont die 43-Jährige. Das Argument, dass in den vergangenen Jahren viele Teams weggebrochen sind, dürfe nicht verwendet werden, um Probleme zu rechtfertigen oder als nicht lösbar zu ignorieren.

Unter anderem Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff äußerte sich in der Vergangenheit so, lebt laut Kaltenborn damit aber nicht in der Gegenwart: "Die Zeiten, in denen man sich sogar für das Zeittraining qualifizieren musste, sind vorbei", erinnert sie an eine Prozedur, wie sie etwa in den Achtzigerjahren Usus war. "Damals kamen Privatleute, die Rennen fahren wollte. Das lässt sich nicht vergleichen", betont die Sauber-Teamchefin und fordert den Erhalt der Vielfalt, die seit Anbeginn der modernen Ära den Charakter der Formel 1 ausmacht.


Fotos: Sauber, Großer Preis von Russland


Kaltenborn spielt einmal mehr auf das aus dem Fußball bekannte "Financial Fairplay" an, wenn sie sich wünscht: "Wir sollten uns ein Beispiel an anderen, vergleichbaren Sportarten nehmen und versuchen, eine Lösung zu finden, die für uns brauchbar ist." Allerdings scheint es derzeit an der Bereitschaft dazu zu fehlen.

Sie spricht Ecclestone als Inhaber der kommerziellen Rechte an, schließlich ist der 83-Jährige damit auch der Herr über die Einnahmentöpfe der Formel 1 und bedient dabei die großen Teams überproportional großzügig: "Sicher hören sie zu, aber darum geht es nicht. Es geht darum, etwas zu unternehmen", grenzt Kaltenborn ab und erkennt eine Veränderung zu der Zeit, als Sauber noch mit BMW im Bunde und damit praktisch auch ein Werksteam war: "Es fehlt am kleinsten gemeinsamen Nenner und das war früher anders."