• 18.09.2014 20:24

  • von Sven Haidinger & Stefan Ziegler

Vater Sainz hadert mit Verstappen-Cockpit: "Sehr geknickt"

Obwohl Carlos Sainz jun. in der Renault-World-Series auf Titelkurs ist, erhält der vier Jahre jüngere Verstappen den Toro-Rosso-Sitz - Ein schwerer Schlag für Vater Sainz

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat ein Luxusproblem: Man hat einen vierfachen Weltmeister in den eigenen Reihen, der vom hauseigenen "Discount-Piloten" geschlagen wird, und zu viele talentierte Nachwuchsfahrer, um sie in den eigenen zwei Formel-1-Teams unterzubringen. Trotzdem ist es kein Wunder, dass durch die Dichte an hochkarätigen Piloten Spannungen entstehen - und so mancher potenzielle Top-Pilot auf der Strecke bleibt.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz benötigte etwas Zeit, um die Red-Bull-Entscheidung zu verdauen Zoom

Ein Schicksal, das soeben Jean-Eric Vergne widerfährt, der vor zwei Jahren noch als Liebkind von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko galt, aber mit Saisonende sein Cockpit räumen muss. Gleichzeitig muss Carlos Sainz jun. - soeben auf dem Weg zum Renault-World-Series-Titel - zuschauen, wie der erst 16-jährige Max Verstappen nach nur einer Formel-Saison ins Toro-Rosso-Cockpit gehievt wird.

Sainz nach Treffen mit Marko beruhigt

Dabei ist er selbst schon 20 Jahre alt. Kein Wunder, dass auch Vater Carlos Sainz - die Rallye-Legende aus Spanien - in Anbetracht der Umstände etwas verschnupft ist. "Wir waren sehr geknickt", hält er mit seiner Stimmungslage gegenüber 'Omnicorse' nicht lange hinter dem Berg. "Aber wir sind weiter mit dem Herzen dabei."

Das liegt auch an einem Treffen mit Nachwuchschef Marko, das Vater Sainz neue Hoffnung eingehaucht hat - seitdem weiß er, dass Red Bull auch weiterhin mit dem spanischen Talent plant. Welch bittere Ironie wäre es, wenn Sainz jun. ausgerechnet in dem Jahr, wo Red Bull erstmals mit einem eigenen Fahrer die Renault-World-Series gewinnt, diesen nicht in die Formel 1 befördert.

Felix da Costa fühlt mit Sainz jun. mit

Antonio Felix da Costa, Carlos Sainz jr.

Antonio Felix da Costa verlor 2013 den Cockpitpoker gegen Daniil Kwjat Zoom

Auch der Portugiese Antonio Felix da Costa - im Vorjahr noch Red Bulls große Hoffnung für die Formel 1, heute in der DTM - zeigt Mitgefühl für seinen Kollegen Carlos Sainz jun. "Es tut mir sehr leid für ihn, denn er wurde von Red Bull erfunden, sie haben viel in ihn investiert", sagt der BMW-Pilot. "Er ist heute ein kompletter Fahrer, der bereit ist, aber er hat seine Chance verloren."

Gleichzeitig versteht der 23-Jährige aber auch, dass Marko voll auf Verstappen jun. setzt: "Max ist meiner Meinung nach ein sehr guter Fahrer. Ich muss zugeben, dass ich mit 16 nicht seine Fähigkeiten hatte. Er ist ganz offensichtlich ein besonderes Talent." Abschließend wünscht er beiden, dass sie kommende Saison Formel 1 fahren.

Felix da Costa glaubt nicht mehr an Formel 1

Doch was ist aus seinem eigenen Formel-1-Traum geworden? Ist der nach dem Scheitern in der Renault-World-Series und dem Wechsel in die DTM endgültig ausgeträumt? Felix da Costa bejaht: "Zu Saisonbeginn hatte ich immer noch die Hoffnung, es in die Formel 1 zu schaffen, aber sehr bald habe ich diesbezüglich aufgegeben."

Zumal er einen starken Saisonstart hinlegte: "Ich genieße die DTM so sehr, und zu Saisonbeginn ging hier wirklich viel vorwärts. Sehr bald habe ich mich entschieden, mich darauf zu konzentrieren." Nachdem er anfangs im BMW sein Potenzial gezeigt hatte, aber auch oft überaggressiv war, zügelte er später etwas sein Temperament, fährt aber nun hinterher. Da Red Bull derzeit über ein enormes Pilotenangebot verfügt, steht Felix da Costa auch in der DTM inzwischen unter Druck.