• 24.09.2014 10:24

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Mehr Antriebsentwicklung: Renault spielt Vabanque

Cyril Abiteboul meint, dass eine Aufweichung der Homologation auch ein Risiko bedeutet - Renault kann auch mit einem Fortbestand der Regeln leben

(Motorsport-Total.com) - Geht es um das Kräfteverhältnis der Formel 1 in der kommenden Saison, könnten die Weichen bereits in diesem Jahr hinter den Kulissen gestellt werden. Renault und Ferrari werben eifrig für eine Aufweichung der Homologationsregeln beim Antrieb und damit auch für mehr Spielraum, um die dringend benötigte Weiterentwicklung durchzuführen. Laut Cyril Abiteboul allerdings spielen die beiden Hersteller ein riskantes Spiel, schließlich hätte auch Klassenprimus Mercedes freie Bahn.

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul, Helmut Marko

Cyril Abiteboul und Helmut Marko feilen an einem Schlachtplan für die Zukunft Zoom

Der Renault-Sportchef erklärt 'Motorsport-Total.com' die zwei Seiten der Medaille: "Es gibt das Gesetz des abnehmenden Ertrags - das bedeutet, dass Mercedes nach einiger Zeit mit all ihren Investitionen und Entwicklungen an Grenzen stößt. Physische, und dann sind wir in der Lage, aufzuholen", so Abiteboul über die positive Perspektive für die Franzosen. Da die Hybridantriebe jedoch in den Kinderschuhen stecken, könnte in ihnen noch viel mehr Potenzial schlummern.

Abiteboul ahnt, dass das rasante Entwicklungstempo in Brixworth nahtlos fortgeführt und der Vorsprung ausgebaut werden könnte: "Ich bin mir nicht sicher, wie nahe wir an diesem Limit sind. Je nachdem könnten wir uns sogar in einer schlechteren Position befinden als mit der aktuellen Homologation." So oder so - Renault sind vorerst die Hände gebunden. Die Franzosen haben den Vorschlag im Rahmen eines Meetings einer Arbeitsgruppe zum Antrieb eingebracht und warten ab.

Besagte Zusammenkunft fand in Paris zwischen den Rennen Monza und Singapur statt, auch FIA-Vertreter nahmen daran teil. Die Leitung übernahm Renndirektor Charlie Whiting. "Ich hoffe und denke, dass die Empfehlungen auf ihren Ergebnissen basieren", meint Abiteboul, der jetzt auf das Urteil der Strategiegruppe und der Formel-1-Kommission hofft: "Wir können an der Situation nichts ändern. Die Strukturen sind klar und die Hierarchie sehr fraglich, aber aus anderen Gründen."

Fakt ist, dass Renault auf die Gnade Mercedes' hoffen muss, schließlich wird in den Gremien ein einstimmiges Urteil benötigt. Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre ein neues Concorde-Agreement, dass Mehrheitsentscheide kennt. Auch mit einem Fortbestand der Homolgation könnte Renault laut Abiteboul leben: "Es macht schon Sinn, eine gemeinsame Grundlage zu haben. Wir genieren uns nicht, wenn wir uns dem System anpassen. Wir spielen hier mit überragender neuer Technologie."