• 25.09.2014 09:27

  • von Dominik Sharaf

Das Symonds-Rätsel: Nach dem Star kommt das Nirgendwo

Erklärungsversuche einer Paddock-Institution: Wieso es mit Teams, die ihren herausragenden Piloten verlieren, in rasantem Tempo bergab geht

(Motorsport-Total.com) - Es ist eine der immer wiederkehrenden Geschichten der Formel 1. Ein Team dominiert, der große Star im Cockpit nimmt seinen Hut und schon kurz darauf gewinnt die Truppe keinen Blumentopf mehr. Einer, der zwei solcher Abstiege miterlebt hat, ist Pat Symonds. Der heutige Williams-Technikchef war in den Neunzigerjahren bei der Kombination Benetton und Michael Schumacher an Bord, später Teil der Konstellation Renault und Fernando Alonso. Das Phänomen bleibt ihm ein Rätsel.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Pat Symonds

Schumacher und Symonds waren in den Neunzigerjahren ein Traumteam Zoom

Dabei spricht Symonds gegenüber 'Richland F1' nicht ausschließlich von der Königsklasse: "Das sieht man nicht nur im Motorsport, sondern auch im Fußball", gibt er zu bedenken. Kleine Klubs landen sensationelle Erfolge, die großen machen die Brieftasche auf, holen die besten Kicker und schon grüßt wieder der Abstiegskampf. "Ich wünschte, ich würde es verstehen, denn es ist nicht so einfach, wie es scheint. Dann wäre ich ein reicher Mann", ergänzt Symonds schmunzelnd.

Der personelle Aderlass bei Lotus im vergangenen Winter ist das beste Gegenbeispiel, dennoch bleiben in der Formel 1 in einigen Fällen abgesehen vom Fahrer große Teile des Teams zusammen. Symonds denkt daher auch an die ganz offensichtliche Erklärung: "Wäre man Psychologe, könnte man sagen: 'Du hast alles gewonnen, du wirst selbstzufrieden, du hörst auf, so hart zu arbeiten.' Vielleicht stimmt das", sinniert der 61-Jährige und analysiert die Beispiele aus seiner Karriere.

Als Schumacher 1996 zu Ferrari ging, hatte sich der gefeierte Held mit zwei WM-Titeln im Gepäck verabschiedet. "Es wäre simpel, zu behaupten, er sei gegangen und alles sei zusammengebrochen. Danach hatten wir Jean Alesi und Gerhard Berger", argumentiert Symonds mit der Klasse der Nachfolger und macht den schnöden Mammon verantwortlich: "Damals ist das Geld geschwunden. 1999 hatten wir kaum noch die Mittel, das Team zu betreiben."


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Über Alonso, der 2006 McLaren ansteuerte, bemerkt der Brite zumindest, dass er "ein wichtiger Teil" des Puzzles gewesen sei. Schließlich ging es mit Renault wieder aufwärts, als der Spanier eine Saison später aus Woking zurückkehrte. Eine Anspielung auf den Fußball kann sich Symonds nicht verkneifen und erinnert daran, dass der Rekordmeister der Premier League ohne Klublegende und Dauertrainer Alex Ferguson im Mittelfeld der Tabelle herumdümpelt: "Man sollte im Moment Manchester United fragen."