• 23.08.2014 21:35

  • von Friese, Haidinger & Sharaf

Die Zwei-Sekunden-Hürde: Wie nah kommt Red Bull ran?

Mercedes hat im Qualifying zum Grand Prix von Belgien eine Ausrufezeichen gesetzt und die Konkurrenz weit hinter sich gelassen - Ein trügerischer Abstand?

(Motorsport-Total.com) - Das hat gesessen. Unter nassen Bedingungen fährt Mercedes in Spa-Francorchamps in einer eigenen Welt, macht die Pole-Position unter sich aus und lässt den Rest des Feldes ganze zwei Sekunden hinter sich. In der Formel sind das Welten, wie man so schön sagt. Doch Mercedes traut dem Frieden nicht und Red Bull hat mit Sebastian Vettel auf Startplatz drei und Daniel Ricciardo auf dem fünften Rang noch ein Ass im Ärmel.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Im Nassen zu weit weg: Wie nah kann Red Bull wirklich an Mercedes rankommen? Zoom

"Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen überrascht", äußert sich Ricciardo zur deutlichen Mercedes-Überlegenheit. Der Australier lag als Fünfter exakt 2,320 Sekunden hinter der Bestzeit von Nico Rosberg. "Der Abstand zu Mercedes war zu groß. Wir dachten, dass wir im Regen näher dran sein würden. Sie sind früh in der Session 2:10, dann 2:09, 2:06 Minuten gefahren, waren extrem schnell. Das tut ein bisschen weh."

"Ich glaube, wir wären auch im Trockenen stark gewesen", räumt Rosberg ein. "Da wären die anderen aber vielleicht ein bisschen näher ran gekommen. Schwer zu sagen, wer. Es hat uns aber auf jeden Fall geholfen, dass es nass war. Die Lücke wurde dadurch offensichtlich größer und unser Auto noch dominanter."

Auch die Mercedes-Piloten sind überascht

Die Silberpfeile gaben nach der Sommerpause von Beginn an in gewohnter Weise den Ton an. Mit einem solch eindeutigen Ergebnis im Qualifying hatte aber keiner gerechnet. Auch die Piloten selbst nicht.

"Ich kann mir das nicht erklären", sagt Lewis Hamilton. "Im Training sah es noch enger aus. Es sah aus, als würde es ein echter Kampf im Qualifying werden. Vielleicht haben wir die Reifen besser zum Laufen bekommen. Ich weiß es nicht. Das Auto fühlt sich gut an, aber es war auch für uns sehr rutschig, wir hatten Übersteuern, die Reifen blockieren und man verliert leicht die Kontrolle. Deswegen verstehe ich diesen Abstand nicht."

"Es muss mit den Intermediates zu tun haben", versucht Rosberg eine Antwort zu finden. "Wir haben schon in der Vergangenheit erlebt, dass einige Autos besser mit denen zurechtkommen als andere. Vielleicht hat es was mit der Aerodynamik zu tun, denn die Reifen sind sehr unterschiedlich und die Luft fließt anders drum herum. Vielleicht funktioniert das bei unserem Auto besser. Aber der Abstand ist schon beeindruckend."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Belgien


Andere Voraussetzungen im Trockenen

Am Sonntag sollen die Bedingungen trockner werden, was die Karten wieder neu mischen dürfte. Zwar erwarten kaum einer, dass die Red-Bull-Piloten oder andere Konkurrenten ernsthaft die Spitze attackieren können, doch der Abstand könnte sich wieder relativieren.

"Morgen sollte es enger sein", erklärt Vettel, der mit 2,228 Sekunden noch am dichtesten rankam, gegenüber der 'BBC'. "Die Tatsache, dass sie mehr Abtrieb fahren können, ist im Nassen ein Vorteil für sie. Aber keine Ausreden, wir müssen hart arbeiten und versuchen diesen Abstand zu schließen."

"Wir setzen auf ein Trockenrennen", fügt Ricciardo hinzu. "Dafür haben wir das Auto abgestimmt und Anpressdruck weggenommen. Das war heute nicht ideal, sollte aber morgen unter Rennbedingungen der richtige Weg sein. Dieses Wochenende freue ich mich auf das Rennen mehr als auf das Qualifying."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Belgien


Auch Mercedes ist gewarnt und lässt sich von dem heutigen Ergebnis nicht blenden. "Wir haben gesehen, das Red Bull hier auf den Geraden viel schneller ist", so Rosberg. "Da haben sie Fortschritte gemacht und dass müssen wir im Auge behalten. Vor allem, was die Renngeschwindigkeit im Trockenen angeht, scheinen sie sich verbessert zu haben. Es wird eine Herausforderung gegen sie."