Tilke: Hockenheim-Umbau war Notlösung

Rennstreckenarchitekt Hermann Tilke verrät, dass man das alte Hockenheim-Layout eigentlich bewahren wollte und warum der Umbau von Restriktionen geprägt war

(Motorsport-Total.com) - 2014 findet der Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring statt - zum letzten Mal? Das ist ist nicht ausgeschlossen, denn Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und der Nürburgring haben bekanntgegeben, dass man sich von 2015 bis 2019 auf eine Austragung des Rennens in der Eifel geeinigt hat. Davon will man aber in Baden-Württemberg nichts wissen, wo man auf den Vertrag für die Jahre 2016 und 2018 pocht.

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Der Hockenheimring musste auf engstem Raum gebaut werden

Für Hockenheim wäre der Verlust des Grand Prix bitter, denn die Strecke wurde erst vor 13 Jahren großflächig umgebaut. Eine nicht unumstrittene Aktion, denn viele Formel-1-Fans trauern den einzigartigen Geraden im Wald nach, während sich das aktuelle Layout nicht gravierend von anderen Rennstrecken abhebt.

Eigentlich wollte man alte Strecke breiter machen

Doch warum mussten die Waldpassagen eigentlich sterben? Das Asphaltband war zu schmal, es gab in den Schikanen nicht viel Platz für Auslaufzonen und die Zuschauerkapazität war begrenzt, weil kein Platz für Tribünen verfügbar war. Ursprünglich hatte man sogar angedacht, das alte Layout einfach breiter zu machen, doch das erwies sich nicht als gangbarer Weg.

"Der Hockenheimring war eine schnelle Strecke mit langen Geraden", blickt Rennstreckenarchitekt Hermann Tilke, der für das neue Layout verantwortlich zeichnet, gegenüber 'Formula1.com' zurück. "Es war etwas besonderes, weil dieses Layout so selten war, wir wollten also so viel wie möglich von der alten Strecke bewahren. Die ursprüngliche Idee war es, die bestehende Strecke einfach breiter zu machen, um sie an die aktuellen Sicherheitsbedingungen anzupassen, doch diese Idee erwies sich schließlich als undurchführbar."

Beim Umbau musste man zahlreichen Restriktionen gerecht werden: Es durften kaum Wälder gerodet werden, wodurch Tilke in seinem Plänen räumlich begrenzt wurde, zudem musste der Umbau innerhalb von nur eines Jahres abgeschlossen werden. "Es war der Auftrag, etwas Neues am alten Schauplatz zu bauen, es für die Zuschauer zugänglicher und interessanter zu machen, ohne die Wälder in Mitleidenschaft zu ziehen", erzählt der Aachener.

Wettlauf gegen die Zeit

Dabei griff er auch auf die Meinung von Michael Schumacher zurück, der Tilke in Sicherheitsbelangen beriet. Der Rekord-Weltmeister hatte übrigens auch beim Umbau der NGK-Schikane auf dem Nürburgring seine Finger im Spiel. Eines der Ziele beim Umbau der Strecke war es, den Charakter des alten Hockenheimrings nicht komplett zu verlieren - deshalb ließ man das Motodrom unberührt, die Parabolika-Vollgaspassage sollte an die alten Geraden erinnern.

Und es gelang, die Zuschauerkapazität deutlich zu erhöhen, wie Tilke verrät: "Es gab eine Erhöhung der Kapazität um 37.000 Zuschauer." Der Umbau wurde tatsächlich rechtzeitig fertig, und Schumacher gewann die erste Ausgabe des Rennens auf dem neuen Streckenlayout. Es war bis zum Schluss eine Zitterpartie gewesen.

"Natürlich gab es ein paar unerwartete Vorkommnisse, wie es bei jedem Bauprojekt der Fall ist", erinnert sich Tilke. "Leider war das Erdreich in einigen Gebieten sehr schlecht, wir mussten also Ersatzlösungen finden. Auch das Wetter war teilweise schlecht, was uns zeitlich unter Druck setzte. Dennoch konnten wir vom Zeitplan nicht abrücken."