• 20.04.2014 15:34

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Williams und die Suche nach dem "perfekten Rennen"

Wieder war mehr drin, als das Ergebnis wiedergibt: Das Williams-Team hadert mit dem Ergebnis in China, hofft mit Neuteilen aber auf Besserung ab Barcelona

(Motorsport-Total.com) - Irgendwas ist immer. Und deshalb läuft es nicht ganz rund. So lässt sich die bisherige Formel-1-Saison des britischen Williams-Teams recht treffend beschreiben. Als Geheimfavorit mit Chancen auf Podestplätze oder sogar Siege in das Jahr 2014 gestartet, ist der Traditionsrennstall aus Grove den Vorschusslorbeeren bisher nämlich nicht gerecht geworden. Doch die Gründe dafür sind vielschichtiger Natur.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Valtteri Bottas

Wohin geht die Reise? Bei Williams wünscht man sich endlich ein "perfektes Rennen" Zoom

Wie beim Großen Preis von China in Schanghai: Sowohl Valtteri Bottas als auch Felipe Massa wurden gleich nach dem Start in leichte Kollisionen verwickelt, bei einem Boxenstopp von Massa kam es kurz darauf noch zu einer Zuordnungspanne. Kleine Umstände, große Wirkung: Wieder einmal konnte Williams nicht das gesamte Potenzial des FW36 ausschöpfen. Das ist ein Trend, der weiter anhält.

Oder wie es Massa formuliert: "Wieder ein Rennen, in dem wir wichtige Punkte haben liegen lassen. Aber was kann ich da schon machen? Mal läuft es gut, mal läuft es schlecht. Wir müssen verstehen, warum das passiert ist", meint der Brasilianer und spielt damit auf den verpatzten Boxenstopp an. "Beim nächsten Mal müssen wir es einfach besser machen, auch wenn es erst mal enttäuschend ist."

Massa fordert: mehr Konstanz, mehr Punkte

Doch mit Enttäuschungen kennt er sich in seiner kurzen Karriere bei Williams schon bestens aus. Besser, als ihm lieb wäre. Es sei ja nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass ein Wochenende nicht nach Wunsch verlaufe, so Massa. "Ich hoffe, wir haben nun ein paar konstante Rennen. Wir hätten schon viel mehr Punkte einfahren können. Wir hatten aber manchmal einfach nur großes Pech."

Und deshalb ist Williams in der Konstrukteurswertung derzeit auch lediglich auf Rang sechs zu finden - hinter den anderen Mercedes-Kundenteams. Dabei wären zumindest Force India und McLaren, laut Massa, durchaus in der Reichweite des britischen Rennstalls. "Wir müssen versuchen, sie hinter uns zu lassen. Dazu sollten wir aber mehr Punkte holen", sagt Massa, der aber gewisse Schwankungen erkennt.


Fotos: Williams, Großer Preis von China


"Ferrari hatte hier in China ein besseres Auto als wir. In Bahrain war das anders. Es scheint also auf die jeweilige Strecke anzukommen. Das zeigt sich auch bei Red Bull. Ferrari und Red Bull hätten wir hier nicht schlagen können, aber vielleicht Force India", meint der Williams-Pilot. Sein Teamkollege Bottas hätte es fast bewiesen: Im Ziel fehlte ihm eine halbe Sekunde auf Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg.

Williams schneller als Force India?

"Wir wären heute auf einem Niveau mit Force India gefahren", meint Bottas daher. "Die frühe Kollision kam uns aber teuer zu stehen. Wer nach dem Start die Nase vorn hatte, war auch am Ende vorn. Wir waren ähnlich schnell, also gab es da nichts zu wollen. Ich rückte Nico zwar noch gewaltig auf die Pelle, aber es waren nicht genug Runden, um ihn anzugreifen." Und reichte es eben "nur" zu Platz sieben.

Also erneut kein optimaler Grand Prix für Williams. Bottas stimmt Massa in diesem Punkt zu: "Wir haben bisher durchaus unsere Leistung aufgezeigt, hatten aber Pech. Es gab immer ein paar Punkte, doch ein perfektes Rennen hatten wir halt noch nicht. Das ist unser Ziel. Hier und da gibt es zwar noch ein paar kleinere Probleme, aber wir kommen da hin. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alles passt."


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in China

Vielleicht schon beim Europa-Auftakt in Spanien? Dort wird es darum gehen, "wessen Updates funktionieren und wessen Updates nicht funktionieren", so Bottas weiter. "Positiv für uns ist: Die meisten Teile, die wir in China neu im Einsatz hatten, haben sich bewiesen. Wir haben eine Verbesserung festgestellt. In Barcelona wollen wir einen weiteren Schritt nach vorn machen."

Smedley will den Fehlerteufel austreiben

"Das wird ein wichtiges Rennwochenende. Und dort werden wir auch einen Eindruck erhalten, wie die restliche Saison verlaufen könnte. Es wäre schön, wenn wir gleich in Spanien vorangelangen würden. Interessant wird es in jedem Fall", erklärt der finnische Rennfahrer. Dabei konnte sich Rob Smedley als Williams-Chefingenieur schon in Schanghai nicht über mangelnden Nervenkitzel beschweren.

Auch er stößt ins gleiche Horn wie die Williams-Piloten: "Ich sage nicht, dass uns mehr passiert als anderen, aber nicht alles ging auf unsere Kappe. Dahinter dürfen wir uns jedoch nicht verstecken, sondern wir müssen uns steigern. Auch deshalb bin ich hier. Es gilt, die gesamte Rennoperation zu verbessern. Wir müssen die Fehler abstellen und das gesamte Unternehmen effizienter gestalten."

"Das wird zweifelsohne dabei helfen, uns nach vorn zu bringen", meint Smedley, früher Renningenieur von Massa bei Ferrari. Im Rahmen seiner neuen Funktion bei Williams wolle er erst einmal die Lage sondieren. "Wir müssen halt wissen, wo wir zunächst anpacken müssen. Nämlich in den Bereichen, wo am meisten zu holen ist. Darum geht es in der Formel 1. Du musst clever sein", so Smedley.

Was bringen die Barcelona-Updates?

Beim verpatzten Boxenstopp von Massa in China hat er gleich eine neue Baustelle entdeckt. "Da muss man pragmatisch miteinander vorgehen und die internen Abläufe verbessern, damit dergleichen nicht erneut auftritt", sagt Smedley. Gleiches plant er im großen Stil für den FW36: "Zweifelsohne muss das Auto weiterentwickelt werden. In Schanghai haben unsere Updates aber gut funktioniert."

Man habe jedoch keine großen Sprünge gesehen. "Es sind kleine Schritte, die uns nach und nach mehr Leistung verleihen sollen", erklärt der Williams-Chefingenieur und fügt hinzu: "In Barcelona kommt ein größeres Paket. Ich bin aber vorsichtig, eine Prognose abzugeben. Bringt uns dieses Paket voran? Vielleicht. Vielleicht bleiben wir damit aber auch an Ort und Stelle. Wir werden es erfahren."