McNish analysiert: "Mercedes auch in den Kurven top"

Laut Red Bull ist der RB10 in schnellen Kurven das überlegene Auto - Experte Allan McNish analysiert allerdings, dass sich dort auch Mercedes nicht verstecken muss

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Wintertests wusste Red Bull: Mercedes wird bei den ersten Saisonrennen für das Weltmeisterteam so gut wie uneinholbar sein, solange die Silberpfeile nicht in Probleme schlittern. Dennoch war man auch von der aerodynamischen Effizienz des RB10 überzeugt. "Es gibt Kurvenmessungen, und vor allem in den schnellen Kurven war unser Auto wieder das schnellste", bestätigte Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko auf 'ServusTV'.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo

Der Mercedes-Bolide muss sich auch in den Kurven nicht vor Red Bull verstecken Zoom

Tatsächlich hat sich in Melbourne gezeigt, dass der Red Bull viel Zeit auf den Geraden verliert, wo das Leistungsdefizit des Renault-Antriebsstrang den Ausschlag gibt. In den Kurven liegt der RB10 allerdings gut. Sogar besser als der Mercedes-Bolide, der bei den ersten zwei Rennen den besten Eindruck hinterließ?

Mercedes auch in schnellen Kurven stark

"Der Mercedes-Vorteil lässt sich nicht nur mit der Motorleistung begründen." Allan McNish

Nicht unbedingt, wenn man die Sektorzeiten von Sepang analysiert. Das hat Ex-Formel-1- und -Langstreckenpilot Allan McNish getan - der Schotte ist gegenüber der 'BBC' der Ansicht, dass auch das Mercedes-Chassis sehr gut sein muss. "Die Zeitnehmungs-Daten in Malaysia zeigen die Qualitäten der Autos sehr klar", sagt der Schotte. "Der erste Sektor beinhaltet zwei lange Geraden nach langsamen Kurven - da zählen Motorleistung und Beschleunigung. Der Mercedes war 0,4 Sekunden schneller als der Ferrari und 0,5 Sekunden schneller als der Red Bull."

Doch wie sieht es in Sektor zwei aus? "Das ist der Streckenteil mit der größten durchschnittlichen Kurvengeschwindigkeit - dort zählt wirklich der effiziente Abtrieb. Und Hamilton war um 0,3 Sekunden schneller als Vettel - Rosberg war im Qualifying um 0,1 Sekunden schneller. Der Mercedes-Vorteil lässt sich also nicht nur mit der Motorleistung begründen."

Was noch für das Mercedes-Chassis spricht

McNish hat noch weitere Indizien gesammelt, die für die aerodynamische Effizienz des F1 W05 sprechen: "Ein Beispiel für die Qualität des Mercedes in den Kurven ist Kurve zwölf in Sepang - eine schwierige Linkskurve. Da war es ein Fragezeichen, wer diese Kurve mit Vollgas nehmen kann - und die Mercedes-Fahrer konnten das."

Dadurch sieht McNish Mercedes in Hinblick auf das Gesamtpaket ganz klar in Front: "Sie haben die Leistung, kennen ihr Auto besser als die anderen, habe eine bessere Zuverlässigkeit als Red Bull, und das Chassis ist grundsätzlich auch sehr gut. Das Auto gibt den Fahrer Selbstvertrauen. Es hat diese Saison nur eine Session gegeben - und zwar das erste Freie Training in Australien -, wo kein Mercedes vorne war."


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Auch die Tatsache, dass Mercedes bei beiden Qualifyings, die bei feuchten Bedigungen stattgefunden haben, die Oberhand hatte, beweist für McNish, dass der Mercedes viel Abtrieb produziert: "Bei Nässe benötigt man Abtrieb, um Reifentemperatur zu generieren."

Renault das Zünglein an der Waage

Ob das Mercedes-Chassis aber sogar besser ist als das von Red Bull, wagt das Le-Mans-Ass nicht zu behaupten: "Es ist zu diesem Zeitpunkt unmöglich zu sagen, ob der Mercedes ausschließlich in Hinblick auf das Chassis etwas besser, ungefähr gleich gut oder etwas schlechter als Red Bull aussieht."

Was die Red-Bull-Perspektive in dieser Saison angeht, sieht er den Ball aber auf jeden Fall bei Renault: "Das Tempo des Red-Bull-Autos in den Kurven bedeutet, dass das Rennen offen ist, wenn Renault die Performance in den Bereichen in den Griff kriegt, wo sie Schwächen haben."