• 07.03.2014 10:47

  • von Roman Wittemeier

Doppelte Punkte: Aktuelle Sorgen bringen späte Liebe

Niki Lauda und Helmut Marko im Streit um die Vergabe doppelter Punkte auf der Zielgeraden der Saison: Die Chance auf spätes Glück verzückt Red Bull plötzlich

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 kommt in diesem Jahr nicht nur technisch (V6-Turbomotor) und taktisch (Spritmenge begrenzt) neu daher, sondern es hat sich auch im Punktesystem eine entscheidende Veränderung ergeben. Beim Saisonfinale am 23. November in Abu Dhabi werden doppelte Punkte vergeben. Diese Regelung, die Spannung bis zum Schluss garantieren soll, hat bereits für reichlich Diskussionen gesorgt. Noch mehr Kontroversen gab es, als sogar doppelte Punkte bei den drei letzten Saisonrennen in Aussicht standen.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Red Bull steckt in Problemen: Helmut Marko wünscht sich doppelte Punkte am Ende Zoom

Dieser Plan wurde vor einer Woche bei der Sitzung der neuen Strategie-Kommission der Formel 1 abgelehnt. Es bleibt bei einem Rennen mit doppeltem Punktewert. Schlimm genug, meinen viele Beteiligte und Fans. "Da zählt dann plötzlich ein vierter Platz in Abu Dhabi fast genauso viel wie ein Sieg in Monaco", brachte Red-Bull-Designer Adrian Newey seinen Unmut zu Beginn des Jahres auf den Punkt. Mittlerweile sieht man die Lage anders im Lager der Weltmeister.

"Das war kein skurriler Vorschlag. Wenn schon doppelte Punkte, dann bei den letzten drei Rennen", erklärt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko nun plötzlich bei 'ServusTV'. Logisch: Die Champions stecken in technischen Problemen, sehen also eher am Saisonende die Chance auf Erfolge. "Da haben alle zugestimmt, und jetzt nach den Testfahrten, wo gewisse Prioritäten sich verändert haben, ist Mercedes plötzlich dagegen. Wir waren jetzt plötzlich Feuer und Flamme für die doppelten Punkte bei den letzten drei Rennen."

"Da motzt er wieder herum", kontert Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda, dessen Mannschaft offenbar gut aufgestellt in die neue Saison geht. "Ich verstehe die Idee, im letzten Rennen zu pokern und plötzlich doppelte Punkte zu vergeben, als Motorsportler überhaupt nicht. Weil wenn du im letzten Rennen einen Plattfuß hast, kann das die WM entscheiden, weil es dort doppelte Punkte gibt. Das ist absolut unlogisch."

Nettes Duell der Österreicher: Marko gegen Lauda

"Ecclestone hat darauf bestanden, weil er gesagt hat, er braucht die TV-Zuschauer bis am Ende. Die sind ihm weggebrochen, weil der Herr Doktor so erfolgreich und Sebastian so früh Weltmeister war. So entstand diese Idee", schildert Lauda seine Sicht der Dinge. "Die wurde dann von Bernie erweitert, und er wollte statt einem Rennen mit doppelten Punkten plötzlich drei haben."

"Da haben wir gesagt: Wenn er den Plattfuß von dem einen Rennen aufteilt auf Silverstone, Spa und Abu Dhabi, dann könnte man darüber diskutieren, denn das Risiko ist minimiert. Dann hieß es aber, dass es um die letzten drei Rennen geht, was natürlich grundlegend falsch ist, weil der Poker noch größer werden würde. Deswegen wurde es dann so belassen, wie es bereits beschlossen war - jetzt gibt es ein Rennen. Ich finde auch das falsch", sagt der dreimalige Formel-1-Weltmeister.

"Ein Rennen - das haben ja alle einstimmig gesagt - ist falsch", sagt auch Marko. "Aber um diesen Casino-Faktor zu reduzieren, haben wir dann gesagt, wir machen die letzten drei Rennen, weil dann ist das etwas mehr aufgeteilt. Und dann kam irgendwann diese Idee mit Spa und Silverstone. Das wäre dann ungerecht für alle anderen Rennen, weil plötzlich kriegt mitten in der Saison ein Rennen eine andere Wertigkeit, obwohl es die gleiche Veranstaltung ist."


Fotostrecke: Historie der Formel-1-Startnummern

"Und am Schluss?", fragt Lauda verwundert beim Landsmann nach. "Das ist wegen der Fernsehzuschauer", so die Antwort von Marko. Das Duell der beiden leidenschaftlichen Motorsportler aus Österreich zeigt deutlich: Die Teams äußern den Wunsch nach doppelten Punkten in Abhängigkeit von der aktuellen Lage im eigenen Team. "Der Helmut will aufholen, weil sie am Anfang nichts zusammenbringen", grantelt Lauda. "Ich würde also vorschlagen: Lassen wir es so wie es ist."

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