• 05.01.2014 15:35

  • von Kai Ebel

Ebel-Kolumne: Michael, bitte wach auf!

RTL-Urgestein Kai Ebel hat viele schöne Momente mit Michael Schumacher erlebt und erinnert sich daran zurück - Er hat nur eine Bitte: "Michael, bitte wach auf!"

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher und Kai Ebel kennen sich schon seit vielen Jahren Zoom

(Motorsport-Total.com) - Lieber Michael,

In nun fast 22 Jahren habe ich in über 1000 Interviews mit dir gelacht, geflucht, mich gefreut, mich geärgert oder auch gewundert. Lass mich bitte jetzt nicht so lange warten, bis wir unser nächstes Interview führen. Komm, wach bitte auf, Michael!

Manchmal ging es blitzschnell, sodass ich mich gar nicht richtig vorbereiten konnte und du standest schon vor dem Mikro. Manchmal dachte ich, das Interview sei vorbei, dann hattest du noch was, zum Beispiel: "Ich habe euch ja immer versprochen, wenn es soweit ist, gebe ich euch Bescheid! Corinna und ich erwarten Nachwuchs!"

Einige Male habe ich auch gewartet bis zum Sonnenbrand, so geschehen in Monte Carlo bei der sogenannten Rascasse-Affäre. Oder im anfänglichen Chaos nach deinem Wechsel zu Ferrari, als mitten im Interview in der Menge mein Kameramann verlorenging, fragtest du besorgt: "Wo ist eigentlich Olli?" Ich kann es kaum erwarten, unser nächstes Interview zu führen. Also bitte, wach auf, Michael!

Weißt du noch, als du meinetwegen in Monte Carlo ein Knöllchen zahlen musstest?
Wir haben damals am Loews-Tunnel gefilmt, du auf der Harley. Die Szene wollten wir wiederholen, also hast du gewendet, bist über die durchgezogene Linie gefahren und...da kam die Polizei. Trotz Autogramm musstest du zahlen...ja, ja, Frankreich eben.

Oder als du in Adelaide ausgeschieden bist, da wollte ich dich als Verstärkung in unsere Sprecherkabine holen. Auf dem Weg hast du schnell noch ein Eis gekauft, kaum in der Hand, schon lagen die Schokokügelchen auf dem Rasen, du sagtest: "Es gibt Tage, da klappt nicht mal das!" Komm, Michael, bitte wach auf!

Erinnerst du dich an die Ferrari-Days am Nürburgring? Du warst der Pilot, ich der Beifahrer, der mit Mikro das Ganze kommentieren sollte. Das Headset saß nach der ersten Kurve auf meinem Brustbein und dann legtest du in einer Senke einen lupenreinen 360-Grad-Dreher hin. "Waow, was für ein Timing", war ich ganz begeistert, bis du mich aufklärtest: "Das war ein waschechter Dreher!" Weißt du noch, die zahlreichen Feiern in Japan? Da haben sich dein Bruder, Norbert Haug und du eine Küchenschlacht geliefert, bei der wir nicht mehr erkannt haben, wer ist wer? Anschließend fuhrst du seelenruhig mit einem Gabelstapler durch das Fahrerlager...Bitte Michael, wach auf!


Fotostrecke: Reaktionen auf Michael Schumachers Skiunfall

Erinnerst du dich noch an die Anfangszeit? Bei unserem ersten privaten Dreh haben wir ein Interview im Cabrio auf dem Verkehrsübungsplatz geführt. Zuvor hatte ich dich in meiner überpünktlichen Art zuhause in Kerpen abholen wollen, du hattest die Tür im Bademantel geöffnet! Unser erstes F1-Interview hatten wir allerdings in Barcelona an der Rennstrecke geführt, da hatte Willy Weber noch fast die Figur von "Mister Stuttgart"!

Oder Spa, wo du anfangs sogar noch im Zelt auf dem Campingplatz mit den Fans feiern konntest... Nach dem Ferrari-Wechsel war das dann ja nicht mehr möglich. Oder das Motodrom in Hockenheim, das deinetwegen nicht nur ausverkauft war, sondern wie ein Chamäleon die Farbe gewechselt hatte: Erst Benetton-Blau, dann Ferrari-Rot und schließlich auch noch Mercedes-Silber, ja da war was los! Komm, Michael, bitte wach auf!

Michael Schumacher

Die beiden flachsen auch gerne einmal privat miteinander Zoom

Weißt du noch? Unser jährliches Spiel des Jahres im Fußballstadion von Mannheim? Da hast du sie alle auf den Geschmack gebracht und sämtliche Promis kamen deinetwegen in die Pfalz. Ja, sportlich hast du immer über den Tellerrand geschaut.
Erinnerst du dich an den Boxkampf Henry Maske gegen Iran Barkley in Halle? Henry war Weltmeister und du auf dem Weg dorthin. Ihr zwei wart gerade die beiden größten Sporthelden in Deutschland und das bei RTL. Nach dem Kampf batest du mich, dich in die Kabine zu Henry zu bringen, so geschehen! Ein Bild, das ich bis heute nicht vergessen habe! Und erst am Jahresende 2013 haben wir uns ja regelmäßig bei den Roadshows der DVAG gesehen und auch viel gelacht.

In den nun fast 22 Jahren, die ich dich sportlich begleitet habe, ist eine ganze Menge passiert, in Jerez 1997 habe ich so ungefähr vier Stunden auf dich gewartet! Bitte lass mich bis zum nächsten Interview nicht mehr allzu lange warten, bitte Michael, wach auf, wir warten alle auf dich, Kai.