• 12.10.2013 12:14

Vettel: "Muss mich nicht vor lauter Frust eingraben"

Sebastien Vettel scheint nach seinem KERS-Defekt auch mit dem zweiten Platz hochzufrieden zu sein und sagt Teamkollege Mark Webber für morgen den Kampf an

(Motorsport-Total.com) - Das hat Sebastian Vettel schon länger nicht mehr erlebt: Einerseits steht der Heppenheimer beim Großen Preis von Japan nicht auf der Pole-Position, andererseits startet sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber vor ihm von Startplatz eins. Doch immerhin reichte es für den Deutschen trotz eines KERS-Problems noch für die erste Startreihe. Welche Auswirkungen der Defekt hatte, warum er trotzdem mit dem heutigen Tag zufrieden ist, und was die Ausgangsposition für das morgige Rennen bedeutet, das erzählt er auf der Pressekonferenz.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sieht zwar nicht so aus, soll aber so sein: Vettel ist glücklich über Rang zwei Zoom

Frage: "Sebastian, wie viel hat dich die verlorene Zeit heute Morgen gekostet?"
Sebastian Vettel: "Wir hatten am Morgen ein Problem, aber ich denke nicht, dass es einen Unterschied gemacht hat, wenn es um das finden des Rhythmus geht. Wir haben viele Runden um die Strecke gedreht. Aber erst einmal Glückwunsch an Mark. Ich denke, er hat eine sehr gute Runde erwischt. Wir hatten ein Problem im Qualifying, aber ich bin kein Fan von hätte, wäre, wenn. Es ist immer unklar. Der Fakt ist, wir sind Zweiter. Ich bin mit dem Resultat glücklich, das Team hat die erste Startreihe inne, was großartig ist."

"Das Auto war heute phänomenal, besonders im ersten Sektor. Man hat nicht viele Tage wie diese, wo sich das Auto großartig anfühlt. Man kann wirklich bis ans Limit gehen. Ich hatte Spaß im Qualifying und bin glücklich über den zweiten Platz. So schnell, wie wir heute waren, werden wir morgen natürlich nicht sein. Die Reifen sind nicht neu, wir haben mehr Benzin im Auto und so weiter. Deswegen habe ich versucht, jede Runde zu genießen. "

Frage: "In deinen beiden Q3-Runden sah es so aus, als wärst du in der Löffel-Kurve ein wenig vom Kurs abgekommen, und ich bin nicht sicher, was beim zweiten Versuch im Mittelsektor passiert ist."
Vettel: "Nichts. Ich habe das Auto auf der Strecke gehalten. Ich habe alles gegeben - beim ersten Mal vielleicht ein wenig zu viel. Beim zweiten Mal habe ich es auf der Strecke halten können. Man gewinnt ein wenig Zeit, bevor man von der Strecke fährt, aber auf der Geraden verliert man wieder. Beim zweiten Mal war ich ein wenig konservativer, habe aber auf der Geraden wieder etwas gewonnen. Es hält sich also die Waage. Der Wind hat die Sache hier noch etwas kniffliger gemacht, es gab hier und da Böen, aber am Ende pushen wir und Fehler passieren halt."

Kein Freund von hätte, wäre, wenn

Frage: "Hättest du Mark ohne dein KERS-Problem schlagen können?"
Vettel: "Natürlich hat uns der Ausfall von KERS ein wenig eingebremst, aber hätte, wäre, wenn und aber. Hätte ich ein paar Brüste, wäre ich eine Frau - zumindest fast. Ich glaube, da kann man viele Geschichten sich ausdenken oder Ausreden finden, worin Rennfahrer normalerweise ziemlich gut sind. Das ist nicht meine Art."

Sebastian Vettel

Ausnahmsweise lief für Red Bull mal nicht alles nach Plan Zoom

Frage: "Wann habt ihr denn gemerkt, dass ihr ein Problem mit KERS habt?"
Vettel: "Heute Morgen hatten wir schon das gleiche Problem. Wir haben dann die Batterien gewechselt und das dritte Freie Training praktisch früher abgebrochen, um wirklich alle Batterien zu tauschen. Das ist doch ein wenig mehr Arbeit, als man denkt. Natürlich hat meine Crew alles probiert, aber auch Marks Crew hat geholfen, das Auto für das Qualifying fit zu bekommen."

"Leider hatten wir dann im Qualifying genau das gleiche Problem, also haben wir irgendetwas nicht getauscht, was das Problem verursacht hat. Jetzt werden wir schauen. Über Nacht haben wir ein bisschen mehr Zeit, um das Problem genau zu analysieren und hoffentlich werden wir den Fehler dann bis morgen finden."

Frage: "Was macht den Unterschied aus, wenn man hier kein KERS hat?"
Vettel: "Zunächst einmal hat man wie auf jeder Strecke nicht diese sechs Sekunden mehr Power. Das kostet natürlich viel Zeit - gerade auf den langen Geraden. Dazu kommt auch noch, dass man beim Bremsen ein anderes Auto hat, als man gewohnt ist. Um das KERS wieder aufzuladen, unterstützt es einen sozusagen während des Anbremsens. Das fällt dann natürlich weg. Mit Bremsbalance kann man da ein bisschen kompensieren - aber das Auto fühlt sich dann nicht so an, wie man es gewohnt ist."

"Aber wie gesagt, ich war trotzdem zufrieden mit meiner Runde. Es ist auch glaube nicht die schlimmste Strecke für das zweite Problem, was das Anbremsen angeht, weil nicht so viele Kurven da sind, wo man fest anbremsen muss. Ich glaube, es sind nur zwei: Kurve 11 und die letzte Schikane. Alles in allem war es trotzdem ein sehr, sehr gutes Ergebnis."

Vettel auch vor Fehlern nicht gefeit

Frage: "Was passiert im Rennen? Ihr müsst den Fehler erst einmal finden."
Vettel: "Wenn wir ihn finden, dann hat sich das Problem erledigt. Wenn wir ihn nicht finden, dann müssen wir ohne KERS kämpfen."

Frage: "In Südkorea gab es vorne rechts Probleme mit den Reifen. Wie wird es hier vorne links?"
Vettel: "Ehrlich gesagt, glaube ich weniger, dass die Vorderreifen hier ein Problem sein sollten. Es sei denn, man hat irgendein Problem oder macht was Dummes beim Anbremsen und blockiert eines der beiden Vorderräder. Dann trägt sich natürlich so ein Problem mit. Aber generell sind es eher die Hinterräder, die hier mehr leiden."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Japan, Samstag


Frage: "Wir haben einmal rauchende Reifen gesehen. War das ein Verbremser?"
Vettel: "Rauchende Reifen? Na so heiß wurden sie auch nicht. Ich habe einmal ein stehendes Rad gehabt zur Spitzkehre hin. Das kostet nicht so viel Zeit, das war kein grober Fehler. Ich glaube man hat über das Wochenende gesehen, dass sich viele ein bisschen verbremsen. Das ist aber nicht ganz so wichtig, ob man die Linie jetzt genau trifft oder vielleicht einen Meter drüber hinausschießt. Die Kurve hat doch ziemlich viel Banking, und ob man da jetzt ein wenig weiter raus kommt, ist nicht so tragisch."

Frage: "Mark wird die das Leben morgen schwer machen. Kann Lewis Hamilton das auf dieser Strecke auch?"
Vettel: "Ich denke, es werden alle versuchen. Und ich werde natürlich versuchen, dem Mark das Leben schwer zu machen. Im Moment steht er eins vor uns, aber morgen ist ein langes Rennen, es kann viel passieren. Ich denke, wir werden beide versuchen, das Beste für uns selbst herauszuholen. Der Rest wird sich dann zeigen."

Hartes Duell mit Webber erwartet

Frage: "Ärgerst du dich nicht doch, dass du heute nicht auf die Pole gefahren bist?"
Vettel: "Natürlich wäre ich lieber einen Platz weiter vorne, aber ich muss mich jetzt deswegen nicht vor lauter Frust eingraben. Im Gegenteil: Ich war zufrieden mit meiner Runde. Ich denke, die Pole war heute einfach nicht drin. Der Mark hat einen super Job gemacht, und ich glaube es ist wichtig, dass man sowas anerkennt."

Sebastian Vettel

Die Fans wünschen dem Heppenheimer viel Glück für den vorzeitigen Titel Zoom

Frage: "Mark könnte seinen letzten Japan-Grand-Prix gewinnen, du den Titel. Er wird hoffen, dass es keine Teamorder gibt, und ich kann mir vorstellen, du auch."
Vettel: "Unglücklicherweise kommen solche Fragen am Ende der Saison auf. Glücklicherweise aber, weil zumindest ein Auto in einer sehr guten Position ist. Ich denke, wir versuchen morgen unser Bestes für uns selbst. Ich erwarte nichts anderes. Wir werden hart racen - wie in Vergangenheit."

Frage: "Martin Whitmarsh hat bestätigt, dass Peter Prodromou bei McLaren unterschrieben hat. Wahrscheinlich für 2014, sicher für 2015. Was hat er für Red Bull geleistet?"
Vettel: "Ich habe das gerade eben erst gehört. Er war eine sehr, sehr wichtige Person im Hintergrund, der für viele gute Dinge verantwortlich war, die uns in den letzten paar Jahren widerfahren sind. Ob es mehr als ein Gerücht ist, da bin ich mir nicht sicher. Doch unabhängig davon, er ist ein sehr netter Kerl und wofür auch immer er sich entscheiden sollte, wünscht man ihm alles Gute. Mit Sicherheit hoffe ich, dass er bei uns bleibt, aber das weiß ich nicht. Ich habe das eben erst gehört, als ich aus dem Auto gestiegen bin."