Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Prost über 2014: "Müssen die richtigen Botschaften verbreiten"
Alain Prost fordert, dass das Formel-1-Umfeld die neue Technologie gemeinschaftlich unterstützt, denn so könnte auch die breite Öffentlichkeit davon profitieren
(Motorsport-Total.com) - Vielerorts war das Geschrei groß, als vor einiger Zeit angekündigt wurde, dass ab der Saison 2014 die neuen 1,6 Liter V6-Turbomotoren Einzug in die Formel 1 halten sollen. Statt volle Power in der Königsklasse heißen die Schlagworte dann Energierückgewinnung und Benzineffizienz, denn ab der kommenden Saison müssen die Aggregate während des Rennens mit 100 Kilogramm Sprit auskommen.

© xpbimages.com
Alain Prost ist Botschafter von Renault und Berater des Formel-1-Programms Zoom
Häufig war zu hören, dass diese Entwicklung mit kleineren Motoren der Königsklasse nicht würdig sei, doch wie immer versteckt sich hinter den Befürchtungen nicht die ganze Wahrheit. Die maximale Leistung der neuen Aggregate soll den Output der aktuellen V8-Motoren nämlich sogar übersteigen. Renaults Markenbotschafter Alain Prost fordert, dass man die neue Technologie, die auch in die Automobilindustrie Einzug halten soll, nicht schon im Vorfeld verteufeln darf. "Wir müssen den Leuten da vertrauen", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Der Ex-Weltmeister fordert alle Personen im Formel-1-Umfeld dazu auf, mitzuhelfen - egal ob Fahrer, Teammitglieder oder Journalisten. "Es ist eine große Änderung und ich weiß, dass das nicht bequem ist. Aber ich denke, wir müssen da anders herangehen, um die richtigen Botschaften zu verbreiten", meint der "Professor". So könnte man sowohl der Formel 1 als auch der normalen Automobilindustrie weiterhelfen.
Renault: Erfolg ein Muss
Dabei ist dem Franzosen durchaus bewusst, dass der Zeitpunkt der Einführung aufgrund der wirtschaftlichen Lage in der Formel 1 unglücklich gewählt ist. Die Turbomotoren sind teurer als die aktuellen Aggregate, Kundenteams müssen somit tiefer in die Tasche greifen, auch wenn ihnen finanziell schon ohne die Motoren der Schuh drückt. "Aber die Entscheidung wurde nun einmal schon vor einigen Jahren so getroffen. Wir müssen diese Technologie unterstützen", sagt er.
Auch Renault setzt voll auf die Karte "Energy F1". Das Aggregat mit dem klangvollen Namen wurde bereits vor drei Monaten in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Gegensatz zu Mercedes und Ferrari bewerben die Franzosen die neue Technologie bereits ziemlich offensiv. Für sie wäre es ein großer Rückschlag, würde man im kommenden Jahr der Konkurrenz hinterherhinken. "Wir müssen im kommenden Jahr mit dem Motor erfolgreich sein", weiß auch Prost.
Denn er kennt die Mechanismen der heutigen Königsklasse: "Es ist einerseits ein sportlicher Wettkampf, andererseits aber auch ein Marketingwettkampf zwischen Mercedes, Ferrari, Renault und auch Honda in zwei Jahren", erklärt der 198-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Und wer sich im Haifischbecken Formel 1 am besten über Wasser halten kann, der geht auch mit Vorteilen in den öffentlichen Automobilbereich.
2014: Formel 1, wie Prost sie liebt
Prost selbst galt früher als technikaffiner Rennfahrer, der immer am besten mit seinem Material umzugehen wusste. Seine vorausschauende Fahrweise hat den Franzosen letztlich zu vier Weltmeistertiteln geführt. Sicherlich wäre die neue Formel 1 auch etwas für den "Professor", oder? "Ich hätte das Rennfahren mit der neuen Technologie genossen", stimmt er zu. "Als Rennfahrer würde ich versuchen genau zu verstehen, wie das System funktioniert und überlegen, wie ich konkurrenzfähiger sein könnte - und dann die Arbeit auf der Strecke vollenden. Das mag ich."
Doch seine Position hat sich gewandelt. Statt Fahrer ist Prost heute Markenbotschafter von Renault. Doch seine Technikleidenschaft hat den 58-Jährigen bis heute nicht losgelassen. Natürlich hat er sich mit der neuen Technologie eingehend beschäftigt und kennt sich bereits bestens aus. Sein Wissen versucht er nun auch in seiner Rolle bei Renault an den Mann zu bekommen. "Wir müssen es erklären. Jeder muss verstehen, wie diese Technologie funktioniert", erklärt er. Denn das würde auch das Interesse an den neuen Aggregaten wachsen.
Vor dem Singapur-Grand-Prix war der Franzose als Aushängeschild nach Indonesien gereist. "Wir waren in dieser Woche in Jakarta, wo Renault das Programm für den asiatisch-pazifischen Raum bekanntgegeben hat", erzählt er. "Natürlich ist die Formel 1 hier ein sehr wichtiger Teil für die Marke, weil sie wirklich begeistert über die Formel 1 und den Rennsport, aber auch über die Technologie sind. Der Vorstand, der diese Woche anwesend war, hat realisiert, dass die Formel 1 besonders in dieser Region immer mehr an Bedeutung gewinnt."
Welche Rolle spielt Prost?
Nicht nur deswegen war der Erfolg von Red Bull in Singapur für Renault von großer Bedeutung. Sollte die Gewinnsträhne sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, würde sich das Puzzle zwischen Renault, der neuen Technologie, der Automobilindustrie und der Marketingmaschine Formel 1 weiter zusammensetzen. Welche Rolle Alain Prost dann noch in dem ganzen Konstrukt einnimmt, vermag der Franzose noch nicht zu sagen.

© Renault
Renault hat den Turbomotor bereits vor einiger Zeit vorgestellt Zoom
Sicherlich würde er auch gerne andere Fahrer in der Königsklasse unterstützen und ihnen die neue Technologie näherbringen. Das könnte allerdings etwas schwierig werden: "Eine Möglichkeit wäre, die ganze Zeit bei einem Team zu sein - aber wir beliefern vier Teams im Moment. Daher ist das gerade kein Thema." Doch sporadische Hilfestellungen könnten für Prost durchaus im Bereich des Möglichen liegen. "Wenn ich ihnen Hinweise geben kann: Warum nicht? Aber das ist nicht meine Rolle."
Er konzentriert sich lieber auf die Verbindung von Formel 1 und Straßenwagenindustrie. Prost hofft, dass sich das Umfeld trotz aller Umstände für die Veränderungen begeistern kann, denn durch diese würde auch die breite Öffentlichkeit profitieren. "Was man in einem Jahr Formel 1 alles machen kann, würde die normale Automobilindustrie in fünf Jahren entwickeln. Wir müssen beides verbinden", fordert er. Doch dazu müssten alle an einem Strang ziehen. "Ich weiß, dass das schwer sein wird."

