Boullier: Dank Hitze zu dringend nötigen Erfolgen?

Wie Lotus die Hitze zur Rettung des Teams nutzen will, warum sich der Abgang von James Allison derzeit nicht auswirkt und wie man Kimi Räikkönen halten will

(Motorsport-Total.com) - Das Lotus-Team steht mit dem Rücken zur Wand. Erhebliche finanzielle Probleme machen Teamchef Eric Boullier ordentlich zu schaffen. Der Rennstall aus Enstone soll einen Schuldenberg von 120 Millionen Euro angehäuft haben, obwohl man in den Rennen derzeit um Siege kämpft - ein Beweis für die finanzielle Schieflage der Formel 1. Selbst der Auftakttriumph in Melbourne hat dem Team nicht geholfen, einen großen Sponsor anzuziehen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Bei Hitze läuft der Lotus-Bolide so gut wie kaum ein anderes Auto Zoom

Jetzt will man die Hitze in Europa zu einer Spätsommer-Offensive nutzen. Teamchef Boullier ist für die kommenden Rennen gegenüber dem Blog von Formel-1-Reporter James Allen "mehr als optimistisch. Das Wetter hat uns dabei geholfen, dass wir unsere Teamperformance gesteigert haben. Wir dürfen uns für den Rest der Saison viel erwarten."

Allison-Abgang zunächst gut verkraftet

Und das, obwohl man im Frühjahr den langjährigen Technikchef James Allison verloren hatte. Der Brite galt als Schlüsselperson für den Erfolg des ehemaligen Renault-Teams. Skeptiker hatten nach der Bekanntgabe des Allison-Abgangs bereits befürchtet, dass der Höhenflug der Truppe damit zu Ende sei, doch in Ungarn und auf dem Nürburgring präsentierte man sich in bärenstarker Form und hätte auch gewinnen können.

Boullier ist der Ansicht, dass der Verlust Allisons durch das enorme Medienecho noch dramatischer gewirkt hat, er gibt aber zu, dass er auch intern seine Spuren hinterließ: "James wurde für seine technischen Fähigkeiten, aber auch als Mensch stark respektiert, aber wir haben eine sehr flache technische Struktur in Enstone. James' Abgang ist für uns ein Rückschlag, von dem wir uns aber sofort erholt haben."

Lotus profitiert von Wintertests

"Wir haben eine sehr flache technische Struktur in Enstone." Eric Boullier

Die Durchschlagskraft von Lotus ist laut Boullier auch darauf zurückzuführen, dass man im Winter seine Hausaufgaben gut gemacht hat. "Wir haben uns im Winter auf die Wochenend-Performance konzentriert - nicht auf Basis der Aerodynamik und des Abtriebsniveaus, sondern auch in Bezug auf die Performance der Reifen und die Reifenwahl", erklärt der Franzose das Lotus-Erfolgsgeheimnis. "Da muss man der technischen Abteilung in Enstone ein Kompliment aussprechen."

Er gibt aber zu, dass das Konzept des Autos auf höhere Temperaturen und auf einen niedrigen Reifenverschleiß ausgelegt ist, weshalb man manchmal Probleme hat, "wenn die Temperaturen etwas zu niedrig sind". Ein weiterer Schlüsselfaktor ist Pilot Kimi Räikkönen. Der Finne legte im Vorjahr ein sensationell starkes Comeback hin und feierte seitdem mit Lotus zwei Grand-Prix-Siege.

Räikkönen: Wohlfühlfaktor laut Boullier entscheidend

Er genießt bei der Mannschaft aus Enstone viele Freiheiten, muss aber wegen der finanziellen Schieflage oft etwas länger auf seine Monatsgage warten. Boullier versucht, Räikkönen zu halten, auch wenn dieser zuletzt mit Red Bull flirtete, wo Mark Webbers Cockpit frei wird. Der Teamchef ist "zuversichtlich", den Routinier halten zu können, und hält die meisten Meldungen in den Medien zu diesem Thema für "irrelevant".

Entscheidendes Kriterium ist laut Boullier, "dass sich Kimi wohlfühlt und gerne hierbleibt. Einen Teil davon haben wir erledigt. Er kennt das Team, er kennt das Umfeld, das er hier hat. Das ist ziemlich wichtig für ihn" Doch auch die finanzielle Perspektive des Teams dürfte ein Faktor sein, wie er andeutet: "Jetzt geht es nur darum, das richtige Paket zu schnüren, dann wird er seine Entscheidung treffen."

Aus sportlicher Sicht ist Boullier jedenfalls zuversichtlich, dass Lotus auch 2014 an der Spitze mitreden kann. "Dafür gibt es ganz einfache Gründe", erklärt er. "Wir haben früh mit der Arbeit am nächstjährigen Projekt begonnen. Mitte des vergangenen Jahres hat sich ein Team dieser Arbeit gewidmet. Darüber hinaus haben wir eine sehr enge Beziehung zu Renault. Und wenn der Antriebsstrang-Lieferant sehr eng mit einem zusammenarbeitet, dann ist das einer der Schlüsselpunkte für den Erfolg im kommenden Jahr."