• 19.07.2013 10:58

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone-Anwälte: Gribkowskys Angaben widersprüchlich

Laut Bernie Ecclestones Anwälten könnten mangelnde Beweise über ein Treffen mit Gribkowsky eine entscheidende Rolle in der Schmiergeld-Affäre spielen könnten

(Motorsport-Total.com) - Die deutschen Staatsanwälte gaben am Mittwoch bekannt, dass Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wegen Bestechung in Verbindung mit dem 1,7-Milliarden-US-Dollar-Verkauf der Formel 1 an den aktuellen Besitzer, das Private-Equity-Unternehmen CVC Capital Partners im Jahr 2006 angeklagt wurde. Ecclestone und seiner Familienstiftung wird vorgeworfen, dem ehemaligen Risikovorstand der Bayern Landesbank, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen US-Dollar Schmiergeld gezahlt zu haben - die BayernLB hatte einen 47,2-Prozent-Anteil an der Formel 1 besessen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Kann Bernie Ecclestone die Geschütze von Gribkowsky abwehren? Zoom

Die Staatsanwälte glauben, dass Ecclestone das Geld bezahlt hat, damit die Formel 1 in die Hände von CVC fällt - dort hatte man zugestimmt, dass Ecclestone Formel-1-Boss bleibt. Sie behaupten, dass der Verkauf an CVC den Wert der BayernLB-Anteile verringert hat, während andere potenzielle Käufer mehr gezahlt hätten. Ecclestone dementiert, dass es sich um Bestechung handelte, und sagt, dass Gribkowsky ihm gedroht hatte, falsche Angaben über seine Steuerangelegenheiten zu machen, sollte er das Geld nicht zahlen.

Ein Münchner Gericht verurteilte Gribkowsky im Juni vergangenen Jahres zu achteinhalb Jahren Haft, und der deutsche Richter hat nun sechs Wochen Bedenkzeit, ob Ecclestone der Prozess gemacht wird. Gribkowsky ist der Star-Zeuge der Staatsanwaltschaft, aber Ecclestones Anwälte argumentieren, dass er unglaubwürdig ist, da es sich um einen verurteilten Straftäter handelt, der seine Aussage mehrmals geändert hat. Gribkowsky hat ursprünglich behauptet, dass er die Gelder für Beratungstätigkeiten erhalten habe, aber es wird angenommen, dass er sich aus strafmildernden Umständen schuldig bekannte.

Vor Gericht behauptete Gribkowsky, dass Ecclestone zu ihm gesagt haben soll: "Wenn Sie mir helfen, die Formel 1 zu verkaufen, dann werde ich Sie als Berater engagieren... Nennen Sie mir Zahlen." Ecclestones Anwalt Sven Thomas fechtet das an. Er sagt, "dass Gribkowsky in seiner Zeugenaussage ein Treffen im April oder Mai 2005 beschreibt, wo Bernie sagt: 'Ich werde mich um Sie kümmern.' Wir können die Aufzeichnungen davon nicht finden. Wir haben alle möglichen Treffen überprüft - und auch die darauffolgenden Monate."

Er fügt an, "dass es am 20. Juni einen Termin gab, wir wissen aber nicht, ob sie sich da getroffen haben. Bernie kann sich nicht erinnern, ob er da Gribkowsky getroffen hat." Dabei handelte es sich um den Tag nach dem legendären US-Grand-Prix in Indianapolis, als aus Sicherheitsbedenken wegen der Michelin-Reifen nur sechs Autos am Rennen teilnahmen.

Thomas sagt: "Ich habe herausgefunden, dass es sich um den Tag nach dem Rennen mit sechs Autos handelte, es ist also fast auszuschließen, dass es da ein Treffen über die Unternehmensführung gab, denn es gab andere Themen in der Formel 1, die ein bisschen wichtiger waren. Gribkowsky musste damals bewusst gewesen sein, dass der Wert der Formel 1 wegen Indianapolis in den Keller rasselte." Ecclestone sagt, dass seine Position wegen der Anklage nicht in Gefahr ist. Eine CVC-nahe Quelle meint, dass man "Bernie in den vergangenen drei Jahren jederzeit zum Rücktritt hätte auffordern können, wir das aber nicht getan haben, weil wir ihn unterstützen."