• 26.07.2013 17:18

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Button, Perez und der "Chrompfeil": Herzblatt gesucht

Die McLaren-Piloten sind laut Sportdirektor Sam Michael eng bei der Entwicklung eingebunden - Reifenverschleiß in Ungarn soll sich in Grenzen halten

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Saison ging es für McLaren ab dem Rennen in Budapest bergauf. Im Vorfeld des Ungarn-Grand-Prix sind sowohl Jenson Button als auch Sergio Perez wenig optimistisch, dass sich Geschichte wiederholt - die Freien Trainings am Freitag bestätigen das Duo, das mit seinem Team längst mehr als ein Auge auf die Entwicklung für 2014 geworfen hat. "Wir hatten ein neues Paket an Karosserieteilen in Silverstone und hier ein Auto, an dem sie funktionieren", zeigt sich Sam Michael dennoch zuversichtlich.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Sam Michael

Jenson Button und Sam Michael sind schon dabei, für 2014 zu planen Zoom

Button hatte am Donnerstag davon gesprochen, dass in Woking in die falsche Richtung gearbeitet worden sei, die jüngsten Updates aber helfen würden. Der Sportdirektor spricht von "einigen allgemeinen Verbesserungen". Die Ingenieure würden sich auf grundlegende Dinge konzentrieren. "Um mit dem aktuellen Auto voranzukommen, aber auch mit dem für das kommende Jahr", betont Michael die Parallelentwicklung und verspricht: "In den anstehenden drei oder vier Rennen wird vieles davon zum Vorschein kommen."

Dazu tüftele man ebenfalls an "größeren Veränderungen zu Studienzwecken". Was genau gemeint ist, behält der McLaren-Verantwortliche genauso für sich wie die Antwort auf die Frage, ob damit nur Neuerungen für die Turbo-Ära gemeint sind oder es noch 2013 Bahnbrechendes gibt. "Beide Fahrer sind sehr positiv und verfolgen genau, wie das Auto entwickelt wird. Sie sind sehr stark eingebunden", beschreibt Michael und sieht seine Truppe voll im Plan: "Das Team durchläuft derzeit einen normalen Verständnisprozess."

Gute Erfahrungen mit neuen Pirelli-Reifen

Für den Sportdirektor braucht ein Bolide wie ein guter Wein allen voran Zeit: "Wie bei jedem Projekt baut man eine Beziehung zum Auto auf. Das ist gut für die Fahrer." Dass McLaren endlich wieder Zählbares braucht, dürfte unstrittig sein. Die einzige relevante Größe ist es aber nicht: "Wir befinden uns noch immer auf einer Reise zurück an die Spitze des Feldes. Über irgendwelche Positionen zu spekulieren, ist sinnlos - das ist immer relativ", so Michael weiter. Auch für Budapest traut er sich keine Prognose zu.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Ungarn, Freitag


Dennoch erkennt er Positives, wenn er an die Reifen denkt und den Young-Driver-Test rekapituliert: "Wir haben keine Probleme und schon in Silverstone viele Kilometer mit ihnen abgespult, auch mit viel Sprit. Es gab ein bisschen Bläschenbildung, aber nichts, das uns wirklich Sorgen bereiten würde oder ein strukturelles Problem wäre", zeigt sich Michael zuversichtlich und hält die Schwierigkeiten des Großbritannien-Grand-Prix für ad acta gelegt. Trotzdem rechnet er mit hohem Verschleiß wegen der hohen Temperaturen in Ungarn.

Mehr Boxenstopps wegen Bläschenbildung?

"Dafür halten die Reifen sogar relativ lange", zeigt sich der Brite überrascht und glaubt, alles im Griff zu haben: "Wenn es heiß wird, dann gibt es den Punkt, an dem die Bläschenbildung beginnt - das ist alles. Passiert das, muss man damit zurechtkommen - indem man mehr Boxenstopps macht oder die Reifen schont, um die Temperaturen niedrig zu halten. Das ist ganz natürlich." In Bahrain machten die Teams bereits ihre Erfahrungen mit höheren Asphalttemperaturen von bis zu 58 Grad, was nicht in einem Debakel endete.

Jenson Button

Der "Chrompfeil" wird wohl auch in Ungarn keine Wunder vollbringen Zoom

Hinzu kommt, dass sich die abseits des Formel-1-Grand-Prix selten genutzte Bahn in Budapest oft in schlechtem Zustand befindet, wenn die Königsklasse anreist. Nicht 2013: "Für diese Strecke waren die Verhältnisse erstaunlich gut, sehr viel besser als noch in der Vergangenheit", staunt Michael und hält wegen der Hitze die Motorkühlung und die Kontrolle der Wasser- sowie Öltemperatur für zentral. "Die Bremsen sind kein Problem, die laufen ohnehin bei 1000 Grad", gibt er Entwarnung.

Einen Glücksbringer gibt es für McLaren auch noch: Mit Perez arbeitet erstmals Strategieingenieurin Rosie an der Strecke, die das Nachwuchsprojekt des Teams durchlaufen hat: "Sie ist die Stimme der Vernunft und gut in Sachen Multitasking", meint Michael schmunzelnd.