Weiterhin großes Fragezeichen über den Reifen

Die Reifen stehen bei den Wintertests im Mittelpunkt, doch immer noch bleiben bei den Teams viele Fragen offen - Xevi Pujolar: "Es ist eine Herausforderung"

(Motorsport-Total.com) - Während das technische Reglement der Formel 1 im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant blieb, sorgte Reifenlieferant Pirelli für die große Neuerung dieses Winters. Die Italiener setzen in dieser Saison neue Reifen ein, die über eine veränderte Konstruktion und weichere Mischungen verfügen. Damit möchte der Reifenhersteller für ähnlich spannende und turbulente Rennen wie zu Beginn der Saison 2012 sorgen. Nach den Erfahrungen des Vorjahres, als viele Team lange brauchten, bis sie das Verhalten der Pirelli-Reifen verstanden hatte, wurde sich in diesem Jahr von Anfang an auf die Pneus konzentriert.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Reifen

Die neuen Pirelli-Reifen geben den Teams noch so manches Rätsel auf Zoom

"Die Wintertests wurden dieses Jahr von den Reifen dominiert. Das Reglement hat sich kaum geändert, also gehen alle Autos in die gleiche Richtung - aber entscheidend sind die Reifen für 2013", sagt Williams-Chef-Renningenieur Xevi Pujolar. Bei den ersten Tests in Jerez klagten die Piloten durch die Bank über einen hohen Reifenverschleiß, was jedoch dem Asphalt der Strecke in Südspanien zugeschrieben wurde. In Jerez haben wir gesagt, dass die Strecke zu aggressiv ist. Das war in Jerez schon immer so", sagt Pujolar.

Doch auch in Barcelona erlebten Teams und Piloten eine Überraschung. "Als wir dann vergangene Woche nach Barcelona kamen, war der Asphalt auch hier aggressiv", so Pujolar. In Barcelona klagten die Fahrer über starkes Graining, der Reifengummi wurde von der Oberfläche abgerubbelt. "Das Graining dominierte die Tests - manchmal an der Vorderachse, manchmal vorne und hinten. Hier ist der Asphalt nicht so rau, die auf den Reifen wirkenden Kräfte sind hier sehr hoch - vor allem links", sagt er Williams-Ingenieur.

Falsche Eindrücke durch kalte Temperaturen?

Doch auch hierfür fanden die Teams recht schnell eine Erklärung: Die niedrigen Streckentemperaturen von teilweise unter zehn Grad. "Man könnte jetzt argumentieren, dass die Streckentemperatur zu niedrig ist. Wenn es niedrige 20 oder 15 Grad hat, dann ist es in Ordnung, wenn der Reifen funktioniert, aber wenn das nicht der Fall ist, fängt man an zu denken, was wäre, wenn? Es gibt viele Unbekannten", sagt Pujolar, der diese Erklärung aber nur teilweise gelten lassen will: "Wir brauchen keine 35 Grad, aber vergangene Woche waren wir im hohen 20-Grad-Bereich - das hilft, um ein besseres Verständnis zu bekommen.

Nachdem die neuen Reifen bereits im Freien Training zu Großen Preis von Brasilien 2012 getestet worden waren, zeigten sich viele Fahrer vom Verhalten der Pneus bei den Wintertests überrascht. Pujolar weißt aber darauf hin, dass sich die Reifen aus Brasilien von den jetzt verwendeten unterschieden haben: "Beim Test in Brasilien ging es nur um die Konstruktion des Reifen, aber es waren die gleichen Mischungen. Der Reifen ließ sich auf Anhieb gut aufwärmen, der Abbau war ein bisschen höher. Jetzt, wo wir die neue Konstruktion mit den neuen Mischungen haben, ist es etwas komplizierter. Vielleicht liegt es an der Kombination", rätselt der Williams-Mann.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Fortschritte bei den Regenreifen

Pujolar erwartet jedoch, dass sich das Bild beim ersten Rennen schon wieder verändern könne: "Wenn die Strecke jetzt 20 Grad wärmer ist, dann könnte die Situation anders sein - das werden wir aber erst an den Rennwochenenden herausfinden." Dennoch rechnet er damit, dass die Reifen in der Anfangsphase der Saison eine wichtige Rolle spielen werden: "Nach aktuellem Informationsstand wissen wir, dass die Rennen interessant werden könnten, aber das ist gut für die Zuschauer und auch sehr interessant für die Ingenieure - es ist für alle eine Herausforderung."

Während die Slicks den Teams noch manches Rätsel aufgeben, ist Pirelli bei den Regenreifen ein Fortschritt gelungen: "Da gab es eine Verbesserung. Im Vorjahr war es sehr schwierig, mit dem Regenreifen zu fahren, und der Reifen war unberechenbar. Als es am Donnerstag noch recht nass war, hatten wir mit dem Intermediate Schwierigkeiten, aber bei abtrocknender Strecke war es schwer, einen Unterschied zu früher festzustellen. Beim Regenreifen war es aber definitiv ein Schritt nach vorne", beurteilt Pujolar die profilierten Reifen.