• 26.11.2012 12:23

Schumacher übergibt den Stab an Vettel

Rekordweltmeister Michael Schumacher hat Weltmeister Sebastian Vettel nach seinem eigenen Rücktritt als würdigen Nachfolger auserkoren

(Motorsport-Total.com/SID) - Er hat noch keine konkreten Zukunftspläne, aber eines weiß Michael Schumacher ganz genau: In seinem neuen Leben "werde ich auch ein Fan sein, der vor dem Fernseher die Daumen drückt". Rechtzeitig zum Abschluss seiner großen Karriere hat der Formel-1-Rekordweltmeister einen würdigen Nachfolger gefunden: Den jetzt dreimaligen Weltmeister Sebastian Vettel.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Sebastian Vettel

Michael Schumacher war in Sao Paulo erster Gratulant von Sebastian Vettel Zoom

"Es ist ein schöner Moment, ihm das Feld zu überlassen", so der 43-Jährige, der nach seinem 308. und letzten Formel-1-Rennen deshalb beruhigt in die Rennfahrer-Rente gehen kann. "Jetzt haben wir mit Seb ja einen, der das alles fortführt. Er macht das klasse. Ich bin Fan von ihm und ich bin stolz auf ihn. Er ist schließlich ein Kumpel von mir."

Dass dies nicht nur Worte sind, bewies der siebenmalige Champion kurz vor Ende des Rennens, als er Vettel freiwillig Platz sechs überließ und ihm damit zwei Punkte schenkte. "Natürlich macht man das gerne, wenn der Kumpel auf dem Weg zur WM ist", findet Schumacher: "Ich habe über Radio mitbekommen, dass Seb hinter mir war. Er war eine ganze Ecke schneller als ich, und ich wollte ihm nicht unnütz im Weg stehen und in die Meisterschaft eingreifen."

Selbst in den Titelkampf einzugreifen, davon war Schumacher in den drei Jahren seines Comebacks weit entfernt. Doch der Abschluss mit Platz sieben in Brasilien versöhnte ihn, zumal genau dieser Platz für ihn den Kreis schloss. "In gewisser Weise ist es bezeichnend, dass ich meine Formel-1-Karriere auf dem siebten Platz beendet habe, mit dem ich sie vor 308 Rennen beim Qualifying in Spa 1991 auch begonnen habe", erklärt er und fügt hinzu: "Und das alles mit der Startnummer sieben nach dem Gewinn von sieben Weltmeister-Titeln."

Daran, dass er in drei Silberpfeil-Jahren nur einmal auf dem Podium stand, war sowieso einzig und allein das Auto schuld - da sind seine Fans sich sicher. "Jeder Einkaufswagen eines Discounters ist schneller als diese Mercedes-Gurke", schimpft Reiner Ferling, zweiter Vorsitzender von Schumachers Fanklub in Kerpen. Auch für Schumachers Ex-Manager Willi Weber ist der Rekordchampion weiterhin über jeden Zweifel erhaben. "Für mich ist der perfekteste Rennfahrer der Welt Michael Schumacher. Da lasse ich nichts drauf kommen", so Weber gegenüber 'Sky Sports News'. "Sieben Titel, 91 Siege - das ist schon eine Menge. Da muss Seb schon noch ein bisschen Gas geben und noch viel tun, um in die Nähe zu kommen."

In seinem letzten Team loben sie vor allem den Menschen Michael Schumacher über den grünen Klee. "Er hat alle seine menschliche Größe zu jedem Zeitpunkt bei uns eingebracht hat", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Die drei Saisons mit ihm werden uns allen stets als Muster für bestes Teamplay in Erinnerung bleiben."

Teamchef Ross Brawn stimmt zu: "Es war eine große Ehre für alle Teammitglieder - nur wer mit Michael zusammenarbeitet, versteht wirklich, warum er etwas Besonderes ist und sieben Weltmeistertitel gewonnen hat. Wir werden Michael sehr vermissen." Das werden sie auch im Fanklub in Kerpen. "Irgendwann werde ich aufstehen und realisieren, dass alles vorbei ist, aber es musste ja passieren, irgendwann muss jeder aufhören", sagt Ferling traurig.

Vettel versichert, es habe ihm "Spaß gemacht, drei Jahre gegen Michael zu fahren, aber ich kann das natürlich auch leicht sagen, weil ich das schnellere Auto hatte." Doch er genießt auch den Respekt seines Kindheitsidols, das am Sonntag ganz offiziell den Staffelstab übergab.