• 08.10.2012 13:22

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Red Bull 2011: Höhere Ausgaben, mehr Mitarbeiter

Die Bilanzdokumente legen es offen: Red Bull hat 2011 trotz RRA mehr für die Formel 1 ausgegeben als 2010, doch Teamchef Christian Horner kann das erklären

(Motorsport-Total.com) - Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation sind sich alle Teams einig, dass die Formel-1-Budgets weiter reduziert werden sollten. Grundlage für diese Bestrebungen ist das sogenannte Ressourcen-Restriktions-Abkommen (RRA), das jedoch nicht verbindlich im FIA-Reglement implementiert ist. Also hatten die Teams die FIA gebeten, die Einhaltung des RRA schon ab 2013 zu überwachen.

Titel-Bild zur News: Das Red-Bull-Hauptquartier in Milton Keynes

Red Bull beschäftigt am Standort Milton Keynes insgesamt 657 Mitarbeiter

Doch weil das Chassis-RRA schon 2013 und das Motoren-RRA erst ab 2014 in Kraft treten soll, legten die beiden Red-Bull-Teams ihr Veto ein, sodass es frühestens ab 2014 zu einem Gesamt-RRA kommen wird. Dass gerade das erfolgreiche Red-Bull-Team sich gegen einen verbindlichen Rahmen für die Sparvereinbarung wehrt, weckt bei der Konkurrenz den Verdacht, Red Bull könnte gegen die aktuellen RRA-Bestimmungen verstoßen. Dabei handelt es sich immerhin um ein rechtlich bindendes Dokument, ratifiziert in Singapur 2010 von der Teamvereinigung FOTA (der Red Bull und Toro Rosso nicht mehr angehören).

Höherer Personalstand als vor einem Jahr

Und ganz unbegründet scheint die Paranoia von McLaren und Co. nicht zu sein: Während nach außen stets betont wird, dass sich die Formel 1 "gesundschrumpfen" soll, belegen die bei der britischen Handelskammer hinterlegten Bilanzdokumente der Firmen Red Bull Racing und Red Bull Technology, dass Kosten und Personal von 2010 auf 2011 im Gegenteil sogar gestiegen sind. Red Bull Racing stockte 2011 von 51 auf 52 Mitarbeiter auf, Red Bull Technology von 595 auf 605. Insgesamt ergibt das einen Personalstand von 657 Mitarbeitern.

Interessant auch die Umsatzentwicklung: Bei Red Bull Racing stieg dieser von 159,4 auf 176,8 Millionen Britische Pfund (umgerechnet 218,9 Millionen Euro), bei Red Bull Technology von 178,2 auf 215,2 Millionen Pfund (266,4 Millionen Euro). Sprich: Der Umsatz der beiden in Milton Keynes ansässigen Formel-1-Firmen ist von 2010 auf 2011 um 13,9 Prozent gestiegen. Das lässt bei einem gleichzeitigen Gewinn von nur 4,8 Millionen Pfund (5,9 Millionen Euro) Rückschlüsse auf einen vergleichbaren Anstieg der Budgetausgaben zu.

Am Sonntagmorgen fand in Suzuka ein von der FOTA initiiertes Treffen statt, zu dem bis auf die Red-Bull-Teams alle eingeladen waren. Die 2011er-Bilanzen kamen dabei zur Sprache. "Ich weiß nicht, worüber in Herrgotts Namen sie bei dem Treffen gesprochen haben, daher kann ich das nicht kommentieren", winkt Teamchef Christian Horner ab. "Es gibt die FOTA, der einige Teams angehören, andere nicht. Ich weiß nicht, was das Gesprächsthema war. Offensichtlich sind sie der Meinung, dass Red Bull nicht betroffen ist. Ich kann nichts kommentieren, worüber ich nicht Bescheid weiß."

Horner begründet gestiegene Ausgaben

Die gestiegenen Zahlen könne man "klipp und klar auf andere Aktivitäten innerhalb der Firma zurückführen", sagt er auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Ob es nun unsere Arbeit für Caterham ist, Marketingausgaben, Bonuszahlungen für die Mitarbeiter oder Sponsoringzahlungen, mit denen wir in den vergangenen 18 Monaten ein hohes Niveau erreicht haben. Innerhalb der Firma gab es in den zwölf Bilanzmonaten deutlich mehr Aktivitäten. Man sieht auch, dass die Nettokosten der Gruppe erheblich gesunken sind, aber es gibt Kostentreiber außerhalb des RRA, die sich auf die Bilanz ausgewirkt haben."

Interessantes Detail am Rande: In den Bilanzen muss auch das Gehalt des bestverdienenden Direktors angegeben werden. Dieses wurde bei Red Bull Racing (Direktoren: Christian Horner, Helmut Marko, Dietrich Mateschitz) von 1,214 Millionen auf 537.000 Pfund (rund 665.000 Euro) reduziert, während es bei Red Bull Technology (Direktoren: Christian Horner, Alistair Rew) weiterhin bei 1,343 Millionen Pfund (1,662 Millionen Euro liegt). Das bedeutet, dass Horners Jahresgehalt vermutlich bei knapp zweieinhalb Millionen Euro liegen dürfte.

Christian Horner und Helmut Marko

Christian Horner und Helmut Marko sind Direktoren von Red Bull Racing Zoom

Die Red Bull GmbH, also der im österreichischen Fuschl stationierte Mutterkonzern, hat 2011 über diverse Firmen aus dem Red-Bull-Imperium 84,5 Millionen Pfund (104,6 Millionen Euro) zum Etat von Red Bull Racing beigesteuert. Das ist weniger als im ersten Weltmeister-Jahr 2010 (90,634 Millionen Pfund). Insgesamt belaufen sich die Personalkosten für die beiden Firmen auf 51,213 (Red Bull Technology) beziehungsweise 5,63 Millionen Pfund (Red Bull Racing). Das Durchschnitts-Jahresgehalt der Red-Bull-Formel-1-Mitarbeiter liegt folgerichtig bei umgerechnet rund 107.000 Euro.

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