• 09.10.2012 13:16

Allison: "Können ein Stück davonziehen"

Der Lotus-Technikchef über den neuen Coanda-Auspuff, die Tücken der Entwicklungsarbeit und den Abschied von dem einst gefeierten Doppel-DRS

(Motorsport-Total.com) - Lotus und die Wunderwaffen der Saison 2012: Erst entwickelten die Designer in Enstone ein sagenumwobenes Doppel-DRS, das im Rennen nie zum Einsatz kam und mittlerweile auf Eis liegt, jetzt soll es der Coanda-Auspuff für Kimi Räikkönen und Romain Grosjean richten. Im Interview erklärt Technikchef James Allison, warum er große Stücke auf das in Südkorea erstmals eingesetzte Bauteil hält und warum er an einen stärkeren E20 als in Suzuka glaubt.

Titel-Bild zur News: James Allison

Joker Coanda-Auspuff: Ziehen Allison und Lotus den letzten Trumpf?

Frage "James, welche Neuerungen am Auto wird es in Südkorea geben?"
James Allison: "Wir haben richtig geackert, um unseren ziemlich geradlinigen, die Kraft maximierenden Auspuff zu bringen. Schon bevor wir den E20 vorstellten und bis zum heutigen Tag haben wir an der Entwicklung des Coanda-Systems in unserem Windkanal gearbeitet. Als wir die möglichen Vorteile für unser aktuelles Design erkannt haben, war klar, dass wir es unbedingt einbauen müssten - sowohl wegen der Leistungsgewinne, die es im abschließenden Saisonviertel bringt, als auch wegen der Erfahrung für das kommende Jahr. Unser erster Entwurf kommt in Südkorea zum Einsatz."

Schrittweise Entwicklung zahlt sich aus

Frage: "Ist es deswegen nötig gewesen, viele Dinge am Wagen zu verändern?"
Allison: "Es ist im Gegensatz zu den im Jahr 2011 eingesetzten, angeblasenen Diffusoren ist es keine große Sache. Im vergangenen Jahr - und da spreche ich von allen Teams, aber speziell von unserem nach vorne gerichteten Auspuff - war es eine ziemliche Herausforderung, zu verhindern, dass der Wagen Feuer fängt. Das Coanda-System ist etwas indirekter. Der Luftstrom hat sich stärker abgekühlt, wenn er auf den Unterboden trifft. Das macht es einfacher, damit zu arbeiten."

"Trotzdem gab es noch eine ganze Menge Dinge, die überarbeitet werden mussten. Dazu gehört das neue Cola-Flaschen-Design, der neue Auspuff selbst, die neuen Auspuffleitbleche, der Brandschutz unter dem Auto und so weiter. Wie gesagt, es ist eher eine große Überarbeitung als ein enormer Wandel. Es ist einfacher, sich vorzutasten und so Fortschritte zu machen."

Doppel-DRS liegt auf Eis

Frage: "Wie ist der Stand der Dinge in Sachen Doppel-DRS?"
Allison: "Die Art und Weise, in der wir das System eingeführt haben, war nicht unbedingt glücklich. Es war deutlich schwieriger, es mit der wenigen Zeit im Freien Training zum Funktionieren zu bringen, als ich es erwartet hatte. Wir werden es nicht mehr einsetzen, alles überdenken und der Sache wahrscheinlich beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi eine neue Chance geben. Da haben wir mehr Zeit, es systematisch zu entwickeln."

Frage: "Die Upgrades des Teams haben in Suzuka den Eindruck erweckt, dass sie gut funktionieren - zumindest im Qualifying."
Allison: "Es war erfreulich, dass wir die Updates wiederauferstehen lassen konnten, nachdem wir in Singapur wegen ihrer Wirksamkeit doch eher im Dunkeln tappten. Es ist frustrierend, wenn etwas im Windkanal gut geklappt hat und auf der Strecke nicht sofort funktioniert."

"Aber es ist eben auch schnell passiert, dass man einen falschen, negativen Eindruck gewinnt - so wie in Singapur. Das Problem ist, dass die Rennstrecke eine unkontrollierbare Testumgebung ist. Es ist immer eine Erlösung, wenn man im zweiten Anlauf herausfindet, dass der Ansatz in der Fabrik doch richtig war."

Lotus will mit Coanda die Spitze

Frage: "Gibt es einen Grund, warum in Suzuka im Rennen das Tempo fehlte?"
Allison: "Bei Kimi gab es infolge des Zwischenfalls in der ersten Runde eine kleine Beschädigung. Deswegen brach die aerodynamische Leistung des Autos im Rennverlauf etwas ein. Wir standen in Suzuka auf ordentlichen Startpositionen. Haben wir mit unseren Upgrades Erfolg, können wir der Konkurrenz ein Stück davonziehen."

Romain Grosjean

Romain Grosjeans E20 soll besser laufen als noch in Suzuka Zoom

Frage: "Hast du die Befürchtung, das die Strecke in Yeongam dem E20 nicht liegt?"
Allison: "Sie ähnelt Hockenheim. Der erste Teil des Kurses besteht aus langen Geraden und flüssigen Kurven, im zweiten folgt eine Reihe langsamer Kurven. Insgesamt ist es eine ziemlich durchschnittliche Bahn mit mehr Überholmöglichkeiten als sonst. Das Temperaturen könnten etwas niedriger sein als wir uns das wünschen, aber wir erwarten ein gutes Wochenende."