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  • 03.06.2012 09:09

  • von Felix Matthey

Warwick und seine Beinahe-Schlägerei mit Schumacher

Der ehemalige Formel-1-Pilot Derek Warwick schildert sehr lebhaft, wie Michael Schumacher und er sich 1991 in der Sportwagen-WM in die Quere kamen

(Motorsport-Total.com) - Wir schreiben das Jahr 1991. Derek Warwick hatte im Jahr zuvor seinen Rücktritt aus der Formel 1 bekannt gegeben und mit der Sportwagen-Weltmeisterschaft ein neues Betätigungsfeld gefunden. Der Brite befand sich im Sommer dieses Jahres in einer hochemotionalen Phase in seinem Leben. Denn am 21. Juli war sein jüngerer Bruder Paul bei einem Rennen zur britischen Formel-3000-Meisterschaft in Oulton Park ums Leben gekommen - im Alter von gerade einmal 22 Jahren.

Titel-Bild zur News:

Warwick hatte 1991 eine denkwürdige Auseinandersetzung mit Schumacher

Durch dieses traumatische Ereignis wurden die Rennsport-Aktivitäten von Derek im Hause Warwick erst einmal in Frage gestellt. Der damalige Jaguar-Pilot in der Sportwagen-WM beriet sich daraufhin mit seinem Team über die weitere Vorgehensweise, wollte eigentlich keine Rennen mehr fahren. Jaguar-Teamchef Tom Walkinshaw bot ihm daraufhin die Möglichkeit, auf dem Österreichring zu testen um anschließend zu entscheiden, ob er sich weiterhin imstande fühlt, Rennen zu fahren.

Warwick entschied sich nach dem Test dafür, seine Karriere trotz alle dem fortzusetzen und ging wenig später beim Langstrecken-Rennen am Nürburgring an den Start, nur zehn Tage nach dem Tod seines Bruders. Zu dieser Zeit trat auch ein damals noch relativ unbekannter Fahrer in der Serie an: Michael Schumacher. Der damals 22-Jährige war Teil des Mercedes-Junior-Teams und duellierte sich bei diesem Lauf im Qualifying mit Warwick um die Pole-Position. Mal fuhr Schumacher die Bestzeit, dann wieder Warwick. Anschließend kamen sich beide auf der Strecke in die Quere, was ein Nachspiel haben sollte...

Warwick nimmt die Verfolgung auf

"Ich lag auf der Gegengerade ganz nah hinter ihm und wollte ihn überholen", schildert Warwick das damalige Ereignis gegenüber 'Motor Sport Magazine'. "Beim Herausbeschleunigen aus der anschließenden Kurve fuhr er mir dann das rechte Vorderrad ab." Dann platzte Warwick der Kragen: "Ich fuhr auf drei Rädern zurück an die Box. Als ich an der Mercedes-Box vorbeifuhr, sprang ich aus dem fahrenden Auto, fiel fast hin, die Mechaniker kamen angelaufen um mein Auto und mich aufzuhalten."

Warwick schildert weiter lebhaft, wie hoch es in der Garage herging: "Ich stürmte in die Mercedes-Garage, wusste zu dem Zeitpunkt aber nicht, dass es Michael gewesen war. Einer der anderen Piloten nahm seinen Helm ab, ich wollte ihm bereits mit meiner Rechten einen Schlag verpassen als er sich umdrehte und sagte: 'Nein, Derek, nein - Schumacher!' Dann sah ich, wie Schumacher aus der Ecke der Garage weglief und ich rannte hinter ihm her."

Warwick wirft Schumacher auf den Massagetisch

"Ich jagte ihn aus der Garage, alle möglichen Leute versuchten, mich aufzuhalten, doch ich arbeitete mir meinen Weg mit Ellbogeneinsatz frei. Ich verfolgte ihn bis in einen Mercedes-LKW, dann rannte er in den nächsten LKW, ich hinterher. Er rannte in den vorderen Teil des LKWs, wo ein Massagetisch war. Er versuchte, die Tür zuzuhalten. Ich bekam jedoch meinen Fuß in die Tür, stemmte sie auf, packte ihn und warf ihn auf den Massagetisch. Jochen Mass, der ebenfalls für das Team fuhr, hielt mich dann aber zurück."

"Ich bekam jedoch meinen Fuß in die Tür, stemmte sie auf, packte ihn und warf ihn auf den Massagetisch." Derek Warwick

Rückblickend kann der heute 57-jährige Warwick über die damalige Situation schmunzeln. Damals war er jedoch emotional extrem mitgenommen, was der geschilderte Wutausbruch bestens zeigt. Bei der anschließenden Vorladung bei den Rennkommissaren zeigten die Offiziellen übrigens angesichts der Umstände Verständnis für die Reaktion Warwicks. Schumacher sollte sich anschließend bei Warwick für sein Manöver entschuldigen, sonst dürfe er nicht starten.

Die Entschuldigung war aber nicht sonderlich ehrlich gemeint. "Am Sonntagmorgen kam er zu mir, schaute mir nicht einmal in die Augen und murmelte so etwas wie 'Entschuldigung'", so Warwick. "Er hätte auch so etwas sagen können wie 'Es tut mir sehr Leid, dein Bruder ist vor zehn Tage gestorben, kann ich irgendwas für dich tun?' Ich denke, in der Hinsicht ist Michael heute anders."

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