• 22.06.2012 19:47

  • von Dieter Rencken

Button: "Wir sind schneller, als wir aussehen"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über seinen Trainingsauftakt in Valencia und erklärt, dass ihn sein Setup noch nicht gerade vom Hocker reißt

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button ist weiter auf der Suche nach seiner Form. In Valencia scheint sich beim britischen McLaren-Piloten aber zumindest teilweise Besserung eingestellt zu haben, denn Button spricht im Anschluss an das Freie Training von guten Fortschritten. Der zwölfte Platz und 0,656 Sekunden Rückstand auf Sebastian Vettel (Red Bull) können den Ex-Champion aber nicht zufriedenstellen. In seiner Medienrunde erklärt Button, woran es bei McLaren noch hapert und was schon besser ist.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button wirkte schon glücklicher, sieht aber zumindest gewisse Fortschritte

Frage: "Jenson, es war ein interessanter Freitag in Valencia. Berichte uns von deinen Erlebnissen auf der Strecke? Wie war es aus deiner Sicht?"
Jenson Button: "Das Auto fühlte sich nicht schlecht an. Wir hatten ziemliche Probleme mit stehenden Vorderrädern. Das scheint hier eine recht große Schwierigkeit für uns zu sein. Das ist nichts, was du erwarten würdest."

"Auf der Bremse weißt du meist, wann dir das Rad stehenbleiben wird. Hier ist es aber einfach so rutschig. Wir haben aber schon etwas gefunden, um diese Sache zu verbessern. Auf eine Runde sehen wir bereits ordentlich aus. Nicht großartig, aber auch nicht zu schlecht. Der Longrun ist das große Fragezeichen für unser Auto. Es fühlt sich nicht schlecht an, doch die Zeit ist einfach nicht da."

"Den Ursachen dafür müssen wir nun auf den Grund gehen. Wir haben wirklich viel Arbeit investiert, um das Blockieren der Vorderräder auszuschalten. Wenn du das machst, kann es manchmal passieren, dass die Balance ein bisschen träge wird. Das ist wahrscheinlich das Problem. Wir werden also vielleicht ein paar Schritte zurückgehen, die wir während der Session gemacht hatten."

"Wir werden wohl zu einem Setup zurückwechseln ..." Jenson Button

"Wir werden wohl zu einem Setup zurückwechseln, von dem wir wissen, dass es sich ziemlich ordentlich angefühlt hatte. Es ist aber einfach nur schwierig, mit dieser Balance konstant zu sein, weil die Vorderräder blockieren. Außerdem haben wir noch ein paar weitere Dinge auf unserer Liste, die wir am Samstagmorgen ausprobieren wollen. Das dürfte recht interessant werden."

Frage: "Woran könnte es liegen, dass hier verstärkt blockierende Vorderräder auftreten? Im Training war das nicht nur bei McLaren, sondern auch bei anderen Teams zu beobachten ..."
Button: "Einerseits liegt es am Wind, andererseits ist es hier auch ziemlich holprig. Wenn du aber die Autos auf der Strecke verfolgst, dann erkennst du, dass das Problem bei uns etwas größer ist als bei den meisten anderen."

Frage: "Werdet ihr im Qualifying konkurrenzfähig sein?"
Button: "Nun, über eine Runde sind wir schneller, als wir aussehen, denke ich. Das Problem ist: Entweder dir gelingt eine gute Runde oder es gelingt dir eben nicht. Es ist schwierig. Vor allem im Hinblick auf die Longruns. Wir probierten etwas, um das Auto dahingehend zu optimieren, doch das lief nicht nach Plan. Dadurch wurde nur etwas anderes noch schlimmer."

Frage: "Und wie siehst du eure Form im Rennen?"
Button: "Nun, ich denke, im Augenblick sind wir im Qualifying definitiv besser als im Rennen. Wir müssen eher an der Geschwindigkeit für das Rennen arbeiten."

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

Frage: "Ist es trotzdem schon einmal ein Schritt nach vorn, wenn man deine jüngsten Erlebnisse in Betracht zieht?"
Button: "Ja. Wir können uns natürlich steigern. So etwas gelingt aber natürlich nicht über Nacht. Es geht wieder einmal sehr eng zu. Ich persönlich fühle mich wohl im Auto. Die Veränderungen, die wir umsetzen, machen den Unterschied aus. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein Setup finden werden, dass gut für uns funktioniert."

"Es geht sehr eng zu." Jenson Button

"Ob wir schnell genug sein werden, um vorn mitzumischen, weiß ich aber nicht. Wie ich schon sagte: Es geht sehr eng zu. Wahrscheinlich sind auch wieder ein paar Teams dabei, die man nicht unbedingt so weit vorn erwartet hätte. Force India ist unheimlich schnell. Das hatten wir in diesem Jahr so noch nicht gesehen. Es hat fast den Anschein, als ob jemand anders an diesem Wochenende eine gute Chance haben wird."

Frage: "Würdest du sagen, auf dem richtigen Weg zu sein?"
Button: "Ja. Die Balance war okay. Im ersten Training war ich konkurrenzfähig und im zweiten Training gar nicht schlecht unterwegs. Schon eine kleine Veränderung am Setup kann dir fünf, sechs Positionen bescheren. Außerdem fuhren wir schon früh mit den weichen Reifen und hatten noch dazu viel Sprit an Bord. Ich denke, wir können konkurrenzfähig sein. Das wird aber wohl jeder behaupten."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Europa


Frage: "Über Funk hast du deinen Team mehrfach einige Probleme geschildert. Konntet ihr diese Baustellen bearbeiten?"
Button: "Ja. So machen wir das. Wir sprechen via Funk miteinander und unterhalten uns dabei über das Setup. Das tun wir, damit die Jungs bereit sind, das Auto umzubauen, wenn wir wieder in der Box sind. So können wir rasch wieder hinausfahren. Ja, wir haben uns über ein paar Schwächen unterhalten, die wir gern verbessern würden. Das ist uns gelungen. Manches brachte uns aber nicht voran."

Button zeigt sich überrascht von Force India

Frage: "Ist das Feld hier insgesamt konkurrenzfähiger, als ihr es euch ausgemalt hattet?"
Button: "Das kommt darauf an, wie man die Situation betrachtet. Entweder sind wir nicht konkurrenzfähig oder alle anderen sind konkurrenzfähig. Am Samstag werden wir schon ein bisschen mehr erfahren."

"Einige der Topteams, die man als schnell erwarten würde, sind hier schnell. Es gibt aber auch Rennställe wie Force India, die ebenfalls schnell sind. Das ist ein bisschen überraschend. Sie waren bisher das Team, das zwar fast konkurrenzfähig, aber nicht ganz auf der Höhe zu sein schien. Hier scheinen sie sehr konkurrenzfähig zu sein."

Frage: "Was kannst du über die Streckenbedingungen sagen?"
Button: "Es war sehr windig. Und immer, wenn es windig ist, hast du viel Staub auf der Strecke. Der Strand ist ja nicht so weit weg. Der Kurs ist an manchen Stellen ziemlich holprig."

"Es scheint sehr schwierig zu sein, das Auto hier abzustimmen." Jenson Button

"Du stimmst dein Auto ab und über weite Passagen ist es perfekt, doch wenn du dann auf die Bodenwellen triffst, springt das Auto wie verrückt herum. Ja, es scheint sehr schwierig zu sein, das Auto hier abzustimmen. Wir legten am Freitag aber viele Runden zurück und probierten viel herum. Ich denke, wir verstehen jetzt, in welche Richtung wir gehen müssen."

Frage: "Lewis Hamilton sagt, er sei zu 95 Prozent bereits aussortiert, was das Setup seines Autos anbelangt. Wie steht es mit dir?"
Button: "Nun, ich bin überrascht davon, dass er schon bei 95 Prozent steht. Nein, ich bin noch nicht bei 95 Prozent. Es ist sehr schwierig, es in Prozent auszudrücken. Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns."

Frage: "Wie würdest du den Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen beziffern?"
Button: "Ich glaube nicht, dass der Unterschied so groß ist, wie wir ihn erwartet hatten. Das liegt wahrscheinlich an den etwas kühleren Temperaturen. Im Wochenendverlauf werden wir noch höhere Temperaturen erleben. Dann werden die Unterschiede zwischen den Reifenmischungen auch größer ausfallen."

Es geht rund in der Formel 1

Frage: "Wird die weiche Mischung durchhalten?"
Button: "Ja. Ich denke, bei manchen Teams wird es funktionieren. Hoffentlich sind wir unter diesen Teams. Das wissen wir derzeit aber noch nicht."

Frage: "Die Fans sind begeistert von der abwechslungsreichen Saison, doch Kritiker meinen, sie wollen keine Zufallssieger sehen. Wie stehst du dazu?"
Button: "Ich habe schon gehört, wie die Leute sagen, dass scheinbar jeder Fahrer im Feld ein potenzieller Sieger sein kann."

"Damit ist man aber auch automatisch ein potenzieller Verlierer. Es kommt halt darauf an, wie man die Lage betrachtet. Es ist schon klasse, zu sehen, wie auch einmal andere Fahrer auf das Treppchen klettern. In diesem Jahr gab es ja schon zwei neue Sieger, Pastor (Maldonado) und Nico (Rosberg; Anm. d. Red.)."

"Dieses Mal dürfte es etwas schwieriger für uns werden." Jenson Button

"Das ist spannend. Aus unserer Sicht ist es aber sehr schwierig, zu verstehen, wie man sich verbessert und wie man wieder zurück nach vorn gelangt. Lewis hatte am vergangenen Rennwochenende ein klasse Rennen. Dieses Mal dürfte es etwas schwieriger für uns werden. Es ist halt schwierig, nachzuvollziehen, weshalb es sich so verhält."

Frage: "Was würdest du davon halten, wenn die Anlagen der Olympischen Spiele in London in Zukunft dazu genutzt werden würden, einen zweiten britischen Grand Prix abzuhalten?"
Button: "Ich werde garantiert nur Positives über britische Grands Prix sagen. Die Rennen in Großbritannien waren schon immer absolut klasse."

"Entschuldigung an den Rest der Welt, aber ich bin halt sehr patriotisch. Nein. Es ist immer schön, zu reisen. Wir lieben es aber auch, vor unserem Heimpublikum anzutreten. Ob man da schneller fährt als sonst, sei mal dahingestellt. Die Atmosphäre ist aber immer sehr nett. Die Anlage an sich ist jedenfalls fantastisch. Das werden wir in ein paar Wochen sehen. Dort treten dann einige große Athleten an. Und vielleicht haben wir ja einmal die Gelegenheit, dort zu fahren. Das wäre toll."