• 10.05.2012 19:44

Schumachers doppelter Kampf

Michael Schumacher kämpft einerseits für den eigenen Erfolg und sein Standing im Mercedes-Team, andererseits für die Formel 1 als Ganzes

(Motorsport-Total.com/SID) - Michael Schumacher kämpft doppelt: Für den eigenen Erfolg und für "seine" Formel 1. Persönlich würde "Schumi" in Barcelona, wo er schon sechsmal gewann, gerne endlich zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder auf das Siegerpodest klettern. Daneben sorgt er sich aber auch um die Königsklasse und hat nach eigener Aussage vor allem deshalb zuletzt in Bahrain mit seiner Kritik die Diskussion um die Reifen angestoßen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher kontert die Kritik von Paul Hembery und blickt nach vorn

"Es geht mir um die Grundsatzdebatte, wie groß die Rolle der Reifen sein darf, aber es steht mir nicht zu, zu entscheiden, in welche Richtung wir gehen", so Schumacher am Donnerstag im Vorfeld des Grand Prix von Spanien. Für den Geschmack des Mercedes-Piloten ist der Einfluss der - wie vom Automobil-Weltverband FIA gewünscht - schnell abbauenden Reifen zu groß und überdeckt die Arbeit von "hunderten Ingenieuren und 24 Fahrern". Viele andere Piloten sehen im diffizilen Umgang mit den Reifen allerdings eine besondere zusätzliche Herausforderung.

Die Kritik von Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery, Schumachers Aussagen seien hauptsächlich aus Frust über die eigenen Leistungen entstanden, kontert der Kerpener allerdings. "Eigentlich war ich mit dem Rennen in Bahrain sehr zufrieden, aber dennoch stelle ich die Grundsatzfrage", sagt der 43-Jährige, der seine Leistungen besser einschätzt als es die zwei zehnten Plätze und die beiden mickrigen WM-Pünktchen aus den ersten vier Rennen aussagen.

Als Teamkollege Nico Rosberg in Schanghai den ersten Silberpfeil-Sieg der Neuzeit holte, war Schumacher dort an zweiter Stelle liegend wegen einer Panne beim Boxenstopp ausgeschieden. In Bahrain hatten Heckflügel und Getriebe gestreikt.


Fotos: Großer Preis von Spanien, Pre-Events


Niki Lauda glaubt an Schumacher

Dass Schumacher ebenso wie Rosberg zu einem Sieg in der Lage ist, glaubt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda. "Schumi wird dieses Jahr noch gewinnen. Mercedes ist endlich gut genug, um die Spitze angreifen zu können", so Lauda gegenüber 'Bild'. "Rosbergs Erfolg stachelt ihn eher an, als dass es ihn frustriert. Er kämpft sich durch", glaubt der dreifache Ex-Weltmeister.

Aussagen, die Schumacher gerne unterschreibt: "Wenn Nico ein Rennen gewinnen kann, sehe ich keinen Grund, warum ich das nicht auch schaffen sollte. Das Timing muss stimmen. Wir waren in den ersten vier Rennen immer in der Lage, vorne dabei zu sein", sagt Schumacher und meint damit zumindest das Qualifying.

Ross Brawn nicht zu ersetzen

Dass die Leistung auch im Rennen besser und konstanter wird, darauf hofft der Rekordweltmeister jetzt in Barcelona, auch wenn ihm dort ein ganz wichtiger Erfolgsbaustein fehlt. Denn er muss erstmals in der gemeinsamen Mercedes-Zeit auf die Unterstützung von Teamchef Ross Brawn verzichten, der ihn bei Benetton und Ferrari zu allen sieben WM-Titeln geführt hatte. Das "Superhirn" fühlte sich in den vergangenen Tagen nicht wohl und verzichtete auf Anraten eines Arztes auf die Reise zum fünften Saisonrennen. Brawns Aufgaben an der Strecke wird der Technische Direktor Bob Bell übernehmen.

"Ross Brawn ist eigentlich nicht zu ersetzen, das ist schlichtweg unmöglich", so Schumacher. Aufgrund seiner immensen Erfahrung sei der Brite immer in der Lage, wichtige und richtige Entscheidungen zu treffen. "Wir werden Ross vermissen, auch wenn er natürlich mit uns in Kontakt sein und uns unterstützen wird. Aber das ist sicher eine Herausforderung für uns."

Glaube an baldiges Podium

Dennoch hat der siebenmalige Weltmeister ein gutes Gefühl. "In den ersten Rennen haben wir unsere Stärken und unsere Schwächen kennengelernt. Zu verstehen, wie wir die Schwächen ausmerzen können, dafür war der Test in Mugello wichtig. Beim Fahren unter Rennbedingungen in bestimmten Programmen haben wir viel über das Auto gelernt. Das war sehr hilfreich", urteilt Schumacher.

Diese Erkenntnisse in Barcelona umzusetzen, ist jetzt das Ziel des 43-Jährigen, der sich seit seiner Rückkehr in die Königsklasse vor gut zwei Jahren schon oft in Geduld üben musste. "Wir sind mit anderen Zielen in dieses Projekt gestartet, aber man muss sich immer an die Realität halten", so Schumacher, der damals bei seiner Rückkehr den WM-Titel als Ziel ins Auge gefasst hatte. "Die Realität in diesem Jahr ist, dass wir ein Auto haben, mit dem wir aufs Podium fahren und Rennen gewinnen können. Je eher, umso besser."