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  • 13.05.2012 21:43

  • von Dominik Sharaf

Aus "Formel Langeweile" mach' "Formel Herzschlag"

Die Saison 2012 ist eine motorsportliche Wundertüte: Das Kräfteverhältnis ist unvorhersehbar, die Rennen spannend bis zum Schluss - Fans und Fahrer begeistert

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren hagelte es immer wieder Kritik an der vermeintlichen "Formel Langeweile". Die Kritiker tönten aus allen Medien, mal vorschnell und mal aus gutem Grund: Zu wenig verschiedene Sieger, Autos, die nicht überholen können und spannend soll es ohnehin immer nur bei Regen gewesen sein. Oder, wenn ein sportpolitischer Sportskandal in den Gazetten die Runde machte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Pastor Maldonado

Bunt gemischt und eng beieinander: Das ist die Formel-1-Saison 2012

In der Saison 2012 gibt es - von Rekordweltmeistern mit Reifenproblemen abgesehen - niemanden mehr, der wegen der Spannung stänkert. Im Gegenteil: Fünf Sieger aus fünf verschiedenen Teams in fünf Rennen sorgen für mehr als genug Abwechslung. Saisonübergreifend sind es sogar sieben Fahrer, die bei den vergangenen Sieben Grand Prix ganz oben standen. Die Rennen sind nicht mehr Johanniskraut-Ersatz für den ruhigen Nachmittag, sondern sportliche Chilischoten mit Herzschlag-Garantie.

Keine Vorhersagen möglich

Da staunt selbst Nico Rosberg: "Was ist denn los mit der Formel 1? Wer ist denn jetzt der Beste? Ich habe keine Ahnung", wundert sich der Mercedes-Pilot bei 'RTL'. Vorbei sind die Tage, in denen die Experten schon Wochen vor der ersten grünen Ampel dezidiert darlegten, wer den auf dem nun folgenden Kurs das beste Auto habe und von Freitag bis Sonntag die Szenerie dominiere. Und Lotus-Teamchef Eric Boullier jubelt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Es ist der beste Sport der Welt."

Selbst einem alten Hasen im Formel-1-Geschäft stehen da die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben: "Im Moment kann in der Formel 1 alles passieren. Ich hoffe, wir sind in Monaco konkurrenzfähig, aber ich kann es nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht", rätselt Martin Whitmarsh bei 'Sky Sports F1'. Ferrari-Kollege Stefano Domenicali begreift es kaum: "Es ist eine verrückte Meisterschaft. Für die Zuschauer ist das aber sicher fantastisch."

Begeisterung bei Fans und Verantwortlichen

Die Hitchcock-Thriller, die die Kaminfeuer-DVD ersetzt haben, finden auch bei den Verantwortlichen Anklang, wie Norbert Haug bei 'Sky' unterstreicht: "Es wird immer hin und her gehen. Ich glaube, es ist großer Sport, wenn es auch Überraschungen gibt", so der Mercedes-Motorsportchef, der das Auf und Ab der Teams nachzeichnet: "Ferrari wurde am Anfang kritisiert, doch jetzt führt Fernando Alonso gemeinsam mit Sebastian Vettel die Tabelle an. Schauen sie nur, was heute mit McLaren passiert ist."


Fotos: Großer Preis von Spanien, Sonntag


"Unglaublich" findet Lewis Hamilton die nicht vorhersagbaren Konstellationen mit Überraschungen in jeder Session. Vettel stellt perplex fest: "Williams war vor drei Wochen nirgends und fährt heute allen um die Ohren." Der Doppelweltmeister findet alles "schwierig zu verstehen". Aber: Den Fans und solchen, die es in den letzten Monaten geworden sind, gefällt es, wenn die Stars der Atomwissenschaft Formel 1 an ihre Grenzen stoßen. "Das versteht wahrscheinlich keiner. Wir auch nicht", meint Alonso und macht den Sport damit ein Stück menschlicher.

Ursache für die Spannung unklar

Fernando Alonso, Pastor Maldonado, Kimi Räikkönen

Neuen Typen: Maldonado ist einer von sieben Siegern in sieben Rennen Zoom

Doch wem ist die Spannung nun zu verdanken? Sind es die Überholhilfen DRS und KERS, die sogar die Herzen von Cockpitveteranen wie Derek Warwick und David Coulthard erobert haben? Oder sind es die Pirelli-Reifen, die Red-Bull-Teamchef Christian Horner als "gesund für die Formel 1" lobt und Kimi Räikkönen für den "Schlüssel" hält?

Ist es ein restriktives Reglement, das alle erst kennenlernen müssen? Oder sind es die jungen Rennfahrer wie Sergio Perez und Pastor Maldonado, die neues Feuer und Temperament in die Königsklasse gebracht haben? Die neue und alte "Typengeneration" um einen Hamilton und einen Räikkönen? Den Fans wird es egal sein, solange im TV-Bild Racing statt motorisierter Prozession läuft.

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