• 23.05.2012 18:42

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Es liegt an uns"

Ferrari-Pilot Fernando Alonso spricht im Interview über den angestrebten Sieg in Monte Carlo und über seine Aussichten in der Fahrer-WM 2012

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso (Ferrari) ist neben Lewis Hamilton (McLaren) der einzige Pilot im Starterfeld der Formel 1, der in den bisherigen fünf Rennen jedes Mal gepunktet hat. Deshalb findet sich Alonso derzeit auch in der WM-Spitzengruppe wieder, auch wenn die Ausgangslage von Ferrari bisher nicht optimal zu sein schien. In seiner Medienrunde spricht der spanische Rennfahrer über die Motivation im Team, Titelambitionen und einen Sieg in Monaco. Den Letzteres wäre eine besondere Nummer.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso ist guter Dinge, was die Chancen von Ferrari in Monaco angeht

Frage: "Fernando, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo schwor das Team dieser Tage auf harte Arbeit für das Formel-1-Projekt ein. Wie siehst du eure Chancen, hier in Monte Carlo und auch am Jahresende vorn zu sein?"
Fernando Alonso: "Ja. Unser Präsident sprach über unsere Chancen. Er versucht stets, alle bei Ferrari zu motivieren. Wir sind sicherlich nicht verzweifelt, aber wir sind auch nicht so konkurrenzfähig."

"In den ersten fünf Rennen holten wir jedenfalls die Punkte, die uns im WM-Kampf hielten. Ich stimme da unserem Präsidenten zu: Es liegt jetzt an uns. Wenn wir gute Arbeit leisten, das Auto verbessern und es schneller machen, dann sollten wir eine Chance haben. Wenn wir keine gute Arbeit leisten und nicht schnell genug sind, werden wir auch den Titel nicht einfahren."

"Es ist einfach eine Extramotivation für alle bei Ferrari. Wir wissen: Selbst angesichts unseres schlechten Saisonstarts haben wir noch eine Chance. Es funktioniert. Hoffentlich können wir noch etwas Leistung aus dem Auto herauskitzeln. Jeder in der Fabrik gibt einhundert Prozent. Ich hoffe, das macht sich bezahlt."

Frage: "Monte Carlo gilt als Fahrerstrecke. Kannst du bitte erklären, warum es aus deiner Sicht etwas so Besonderes darstellt? Und kann es dir als erstem Fahrer gelingen, dieses Rennen auf drei unterschiedlichen Marken zu gewinnen?"
Alonso: "Monaco ist ein spezielles Wochenende. Ich denke nicht, dass die Strecke mehr oder weniger schwierig oder interessant ist, als es andere Stadtkurse sind. Nehmen wir zum Beispiel Singapur oder auch Suzuka oder Spa-Francorchamps."

"Hier in Monte Carlo kannst du eine Runde nicht so sehr genießen, doch das Wochenende an sich ist fantastisch. Die Atmosphäre, die Zuschauer, die Gäste bei diesem Rennen, das Fahrerlager - die ganzen Anlagen sind einmalig. Die Leute sehen hier das glamouröseste und prestigeträchtigste Rennen des Jahres. Dieser Grand Prix weist auch eine sehr große Geschichte auf."

"Sagen wir es einmal so: Die Strecke an sich ist beim Monaco-Rennen nicht gar so wichtig. Das ganze Drumherum ist viel wichtiger. Deshalb wollen wir alle dieses Rennen gewinnen. An einen Sieg hier erinnert man sich nämlich bis in alle Ewigkeit. Es wäre schön, hier ein gutes Rennen zu fahren, um Punkte für die Meisterschaft zu sammeln. Der Sieg würde uns sehr zufriedenstellen."

"Ferrari hat nun schon so viele Jahre nicht mehr in Monte Carlo gewonnen. Und aus persönlicher Sicht, was eben schon gesagt wurde: Ich könnte der erste Fahrer sein, dem hier ein Sieg auf drei unterschiedlichen Marken gelingt. Ich bin mir sicher, dass das noch gelingen wird. Wenn nicht in diesem Jahr - ich habe einen langfristigen Vertrag mit Ferrari. Es wird klappen."

"Ferrari hat nun schon so viele Jahre nicht mehr in Monte Carlo gewonnen."

Frage: "Du sprachst schon über die Atmosphäre in Monte Carlo. Hast du überhaupt die Zeit, dich damit zu beschäftigen und das Flair zu erleben?"
Alonso: "Ja. Du kommst den Fans im Fahrerlager meist sehr nahe. Dort triffst du viele von ihnen. Meist kannst du dich sonst im Motorhome entspannen. Hier ist das anders. Das Fahrerlager liegt direkt am Hafen, daher sind die Fans überall. Die Sponsoren veranstalten hier tolle Events und du hast eigentlich mehr zu tun als sonst."

"Es ist ein einmaliger Ort, was den Grand Prix zu etwas Besonderem macht. Du fühlst diesen speziellen Event, wenn du auf die Strecke gehst, kein Zweifel. Schon als Kind siehst du dieses Rennen oft im Fernsehen. Überall auf der Welt entdeckst du Bilder von diesem Grand Prix, vom Tunnel oder dergleichen. Monaco ist Monaco. Wenn du als Formel-1-Pilot hier ein Rennen fährst, dann spürst du das."

Frage: "Es ist nicht das erste Mal, dass Ferrari einen schwachen Saisonstart hat. Du bist aber immer zur Stelle, um das Team anzuführen und anzufeuern. Ist das nicht schwierig und vielleicht auch etwas enttäuschend?"
Alonso: "Nun, das ist eine Herausforderung, ganz klar."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Monaco


"Nicht 2010, aber 2011. Da war es viel schwieriger. Wir reagierten gut und kämpften bis zum Schluss. Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) war aber zu gut für uns und für den Rest des Feldes. Er holte fast immer die Pole-Position und gewann auch beinahe alle Rennen. Es war schwierig, im Titelrennen zu bleiben, weil er so stark war. In diesem Jahr geht es etwas offener zu. Dadurch ist es einfacher."

"In diesem Jahr geht es etwas offener zu." Fernando Alonso

"Jeder ist motiviert, weil es keine Dominanz gibt. Wir alle sehen eine Möglichkeit, vorn mitzuspielen. Schauen wir einmal. Wir alle freuen uns darauf, bis zur letzten Minute zu kämpfen. Die Situation ist, dass niemand wesentlich stärker ist als du selbst. Gleichfalls ist auch niemand deutlich schwächer als du unterwegs. Wir sind alle bei der Musik dabei und müssen einfach besser sein als die anderen."