Hamilton: "Ich gebe alles"

(Motorsport-Total.com) - Gesiegt hat Lewis Hamilton in dieser Saison noch nicht. Trotzdem führt der britische McLaren-Pilot nach drei Rennen die WM-Gesamtwertung an - dank seiner drei dritten Plätze, die ihm eine solide Punkteausbeute bescherten. In Bahrain würde Hamilton seine Saisonbilanz nur zu gern etwas ausbauen und um einen Sieg ergänzen. In seiner Medienrunde erklärt der Weltmeister von 2008, dass dieses Unterfangen aber leichter gesagt als getan ist. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht.

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Lewis Hamilton zeigt sich vor dem Rennen in Bahrain ziemlich entspannt

Frage: "Lewis, wir sind in Bahrain. Wie stellt sich die Situation aus deiner Sicht dar?"
Lewis Hamilton: "Ich kam am Donnerstagmorgen an und das Wetter war ziemlich gut. Ich arbeitete mit meinen Ingenieuren. Dabei ging es hauptsächlich darum, Vorbereitungen für den Freitag zu treffen."

Frage: "Ein paar Mitarbeiter von Force India sind bereits abgereist. Wie ist es für dich, an diesem Wochenende hier anzutreten?"
Hamilton: "Davon weiß ich nichts, denn ich bin gerade erst angekommen. Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren, müsst ihr wissen."

Frage: "Konstanz ist Trumpf in diesem Jahr. 2012 hast du aber auch ein besseres Auto. 2011 schienst du manchmal über das Limit des Autos hinwegzuschießen ..."
Hamilton: "Nun, das ist ein Teil davon, denke ich. Wenn dein Auto nicht so viel hergibt, musst du dich noch mehr ins Zeug legen."

"Das brachte einige Schwierigkeiten mit sich und ging auf Kosten der Konstanz. Ich mache aber auch in diesem Jahr viel Druck. Vergesst das nicht. Ich gebe alles. Wir sind gut dabei. Natürlich kannst du immer noch besser sein. Die Konstanz war zumindest bisher vorhanden. Wenn wir so weitermachen könnten, wäre das klasse."

Frage: "Du warst nun dreimal Dritter. Was ist das für ein Gefühl? Jeweils zwei Fahrer waren vor dir im Ziel ..."
Hamilton: "Du musst daran denken, dass ich aus einem kleinen Örtchen stamme. Ich hätte mir niemals träumen lassen, einmal in der Formel 1 zu fahren. Dort auf dem Treppchen zu stehen ist schon etwas Einmaliges."

"Es gibt - wie viele? Sieben Milliarden Menschen. 24 davon fahren in der Formel 1. Und ich bin der Dritte, der auf dem Podest stehen darf. Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Es ist ein besonderes Gefühl und ein besonderes Ergebnis. Nichtsdestotrotz willst du natürlich immer noch besser sein. Man darf da aber nicht zu selbstgefällig werden."

Frage: "Deine Strafe war in China keine Hilfe. Sonst hättest du sicher mit Nico um den Sieg gekämpft. Lässt dich dein Gedanke an Konstanz manchmal ein bisschen zurückstecken?
Hamilton: "Nein. Ich mache immer Druck. Wenn es eine Möglichkeit gibt, die in Reichweite ist, dann ergreife ich sie."

Klappt es jetzt mit dem ersten Saisonsieg?

Frage: "Wann wirst du besser abschneiden als bisher? Wann ist mehr drin als Platz drei?"
Hamilton: "Momentan bin ich sehr zufrieden mit diesen Ergebnissen. Das ist der erste Schritt. Ausgehend davon müssen wir uns steigern. In China qualifizierten wir uns gut und im Rennen waren die Stopps wirklich prima. Hätten wir nicht die Strafe gehabt, hätten wir um den Sieg gekämpft, denke ich."

"An diesem Wochenende haben wir wieder die Chance, ähnlich gut im Qualifying zu sein. Es wird ein hartes Wochenende, was einerseits am Klima liegt, andererseits am Sand auf der Strecke. Es geht darum, herauszufinden, wer am besten mit den Reifen klarkommt. Das ist unsere Aufgabe. Wenn wir unsere gute Geschwindigkeit aus der Qualifikation auch im Rennen hinkriegen, dann sollten wir um den Sieg kämpfen können."

Frage: "Du bist der aktuelle WM-Führende. Wie hast du dich auf Bahrain vorbereitet?"
Hamilton: "Bestmöglich. Ich rechne mit einem harten Wochenende, wie schon in China. Es ist sehr eng zwischen allen Teams. Das ist toll für den Sport. Ich hoffe, die Fans genießen das. Ich möchte an diesem Wochenende um den Sieg kämpfen."

Frage: "Wird es wieder auf die Strategie ankommen?"
Hamilton: "Mit Sicherheit. Der Fahrer kann nur begrenzt Einfluss nehmen. Du kannst deine Reifen schonen, doch die Taktik und die Boxenstopps sind wesentliche Bestandteile eines Rennens."

"Es geht nicht nur um die Stopps an sich, sondern auch um die Boxeneinfahrt, das Anbremsen vor der Linie, das Einbiegen auf den Stellplatz, das Losfahren, die Boxenausfahrt. All diese Faktoren spielen eine Rolle. Wir müssen einfach sicherstellen, da gut aufgestellt zu sein. Die Qualifikation ist natürlich auch sehr wichtig."

Hamilton ist begeistert von der Saison 2012

Frage: "Könnte diese Saison zu einer der besten in der Formel-1-Geschichte werden?"
Hamilton: "Ich hoffe doch, dass jede Saison eine neue beste Saison ist. Man verbessert sich ja immer weiter und auch die Autos werden besser. Alle steigern und verbessern sich."

"Man hofft einfach, dass alles besser wird. In China lagen im Rennen gleich vier unterschiedliche Teams vor mir. Das war sicher ungeheuer aufregend für die Fans. Ich hatte das Gefühl, dieses Rennen war eines der besten, an dem ich in letzter Zeit teilgenommen habe."

Frage: "Erinnert dich das ein bisschen an die GP2, wo die Leistung der Fahrzeuge derzeit doch so eng beisammen liegt?"
Hamilton: "Ja. China fühlte sich wie ein GP2-Rennen an. 2006 hatten wir öfters eine große Gruppe an Autos. Da ging es darum, die richtigen Überholpunkte zu finden und dergleichen. Ich hoffe, die Fans haben das genossen."

Frage: "Wer hat deiner Meinung nach aktuell die Nase vorn?"
Hamilton: "Beim jüngsten Rennen stand ich nicht auf der Pole-Position. Der Mercedes dürfte derzeit das schnellste Auto sein. Vor allem auf eine Runde. Ob das auch für das Rennen gilt, weiß ich nicht genau. Da scheint der Red Bull besser aufgestellt zu sein."

Frage: "Kann McLaren in diesem Jahr ähnlich dominant auftreten wie Red Bull im vergangenen Jahr?"
Hamilton: "Das hoffe ich doch! Ich glaube aber nicht, dass es so weit kommt. Es wird ein Entwicklungsrennen zwischen allen Teams. Alle Rennställe haben bei jedem Rennen einige Updates dabei."

"Manchmal hat ein Team ein paar Teile mehr dabei, doch beim nächsten Rennen kann es schon wieder andersherum sein. Es kommt darauf an, die Chancen zu maximieren. Das ist das Knifflige an diesem Jahr. Ich denke nicht, dass ein Fahrer oder ein Team dominieren werden."

Ein neuer Vertrag ist noch weit weg

Frage: "McLaren hat hier in Bahrain noch nie gewonnen. Ist das Auto gut genug, um diesen ersten Sieg einzufahren?"
Hamilton: "Das weiß ich noch nicht einzuschätzen. Dafür ist es noch zu früh. Wir haben sicher ein schnelles Auto. Das haben wir in den vergangenen Rennen gesehen. Und meine Motivation ist groß. Ich habe hier noch nie gewonnen. Der Sieg ist das Ziel."

"Wir haben an diesem Wochenende aber genau gleich gute Chancen wie alle anderen auch. Mercedes wird vor allem im Qualifying sehr schnell sein. Durch den verstellbaren Heckflügel erhalten sie etwa fünf bis sieben km/h mehr Tempo. Das ist ziemlich viel. Trotzdem: Man kann auch von weiter hinten siegen. Schauen wir einmal."

Frage: "Wie sieht es mit einer Vertragsverlängerung bei McLaren aus? Das Team hat nun ja unter Beweis gestellt, dass sie ein Auto bauen können, das von Anfang an schnell ist ..."
Hamilton: "Das stand nie zur Debatte. Ich wusste schon immer, dass sie gute Autos bauen können. Daher ..."

"Ich versuche einfach nur, mich auf diese Saison zu konzentrieren. Ich denke, das ist das Wichtigste. Wir wollen siegen und konstant sein. Es gibt keine Panik und auch keine Eile, die Papiere zu zücken. Solche Angelegenheiten sind meist sehr umfangreich und beschäftigen dich auch sehr. Ich ziehe es vor, mich derzeit nicht damit zu befassen."

Frage: "Auf was kommt es bei der Unterzeichnung eines neuen Vertrages an?"
Hamilton: "Nun, darüber habe ich noch gar nicht so genau nachgedacht, muss ich gestehen."