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  • 20.04.2012 13:38

Die Rennstrecke in Bahrain wird zum Hochsicherheitstrakt

Die Sicherheitsmaßnahmen in Bahrain werden drastisch verstärkt: Rund um den Kurs bei Manama errichtet die Polizei einen regelrechten Sperrgürtel

(Motorsport-Total.com/SID) - Seit Freitag ist die Rennstrecke in Bahrain endgültig ein Hochsicherheitstrakt. Ordner untersuchen jedes Auto mit Unterbodenspiegeln, die Kofferräume und das Wageninnere werden minutenlang inspiziert. Wenige Meter entfernt verfolgt ein vor einem schwarzen Panzer stehender Soldat die Szene, finster dreinschauend, mit einem Maschinengewehr im Anschlag.

Titel-Bild zur News: Sakhir-Tower

Die Rennstrecke in Bahrain wird von einem engen Schutzgütel umgeben

An den Eingangstoren müssen sich Besucher, Medienvertreter und Offizielle Leibesvisitationen unterziehen, wie sie selbst an US-Flughäfen nicht üblich sind. Alles, was auch nur im Ansatz gefährlich wirkt, wird konfisziert. Selbst Kugelschreiber werden kurzerhand einbehalten.

Obwohl die Opposition angekündigt hat, am Sonntag 50 Aktivisten unters Publikum zu mischen, ist der Innenraum der Rennstrecke in der Wüste wohl aktuell der sicherste Ort in Bahrain. Gefährlicher scheinen dafür die Wege zur Strecke und zurück zu sein. Doch auch dort zeigt sich am Freitag ein völlig anderes Bild. An jeder Kreuzung steht ein Polizeiauto mit Blaulicht, an mehreren Stationen werden Autos schon vor dem Erreichen der Strecke durchsucht. Von der zunächst ausgegebenen Taktik, dass man die Sicherheit spüren, aber nicht sehen solle, ist die Polizei offenbar abgerückt.

Die Formel 1 hinter Stacheldraht

Nachdem am Mittwochabend vier Mechaniker des Rennstalls Force India auf dem Weg zurück ins Hotel nur knapp einem Anschlag entgangen waren, berichteten Journalisten auch von Zwischenfällen am Donnerstagabend. Sie hörten Gewehrschüsse, ihr Bus musste wegen brennender Gegenstände auf der Straße kurzzeitig anhalten.

Manche Teams hatten nach entsprechenden Informationen im Vorfeld noch reagiert. Mercedes zum Beispiel brachte seine gesamte Crew statt in der rund 30 Kilometer entfernten Hauptstadt Manama kurzfristig in einem von hohen Stacheldrahtzäunen geschützten Quartier ganz in der Nähe der Strecke unter.

Bei Force India haben die Fahrer Nico Hülkenberg und Paul di Resta ebenfalls nur einen etwa zwei Kilometer langen Heimweg, der Großteil des Teams ist aber in der Stadt untergebracht. Nach dem Zwischenfall von Mittwoch, nach dem sich bereits ein Dateningenieur und ein Funkspezialist zur Abreise entschlossen hatten, hat das Team sofort Maßnahmen ergriffen.

Politker fordern Absage des Rennens

Der stellvertretende Teamchef Bob Fernley erklärte, er selbst fahre künftig immer "erst dann in mein Hotel, wenn ich überprüft habe, ob alle anderen sicher angekommen sind. Wir werden dafür Sorge tragen, dass alle okay sind. Das hat nichts Einschränkendes oder Schlimmes an sich, sondern ist einfach der sensible Umgang mit der aktuellen Situation."

Zudem veranlasste Fernley nach einem Krisengespräch, dass seine Teammitglieder nur noch in größeren Gruppen unterwegs sind, und engagierte Einheimische als Streckenführer. "Wir wollen nicht, dass unsere Jungs in Gegenden geraten, wo sie besser nicht sein sollten", erklärt er. "Wir wollen auch keine bewaffneten Leute an unserer Seite haben, aber wir werden Ortskundige mit in den Fahrzeugen haben - für den Fall, dass sich jemand verfährt."


Fotos: Force India, Großer Preis von Bahrain


Die Zahl derer, die eine Absage des Rennens fordern, wuchs derweil weiter an. So forderte nun der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte, Tom Koenigs von den Grünen, im Sender 'NDR Info', man könne nicht einfach übergehen, dass es in dem Land ein antiquiertes Regime gebe, das die Bevölkerung grausam unterdrücke. Eine Zusammenarbeit mit Diktatoren dürfe es nicht geben, auch nicht im Sport, erklärt er.