• 09.02.2012 09:54

  • von Dieter Rencken

Ricciardo: Toro Rosso mit einem guten Start

Toro-Rosso-Neuzugang Daniel Ricciardo zeigt sich nach seinen ersten Fahrten im neuen STR7 zuversichtlich: Die Basis stimmt - Ein Heimdebüt wie Mark Webber 2002?

(Motorsport-Total.com) - Zwei Australier waren an den ersten beiden Tagen der Wintertests in Jerez stets im Doppelpack unterwegs. Mark Webber fuhr im neuen Red-Bull-Renault RB8 solide Runden, in seinem Windschatten präsentierte sich Landsmann Daniel Ricciardo stark. Toro Rosso hatte am Dienstag leichte technische Probleme, aber am Mittwoch spulte der junge Australier reichlich gute Runden ab. Fazit: Der Toro-Rosso-Ferrari STR7 macht einen guten Eindruck. Entsprechend locker präsentierte sich Ricciardo im Gespräch mit den Medien.

Titel-Bild zur News:

Daniel Ricciardo hat gute Eindrücke vom neuen Toro Rosso STR7 gewonnen

Frage: "Daniel, welche Eindrücke hast du bei den ersten Testrunden sammeln können?"
Daniel Ricciardo: "Sehr gute. Vor allem die Zuverlässigkeit stimmt. Ich konnte am Mittwoch 100 Runden drehen. Schon der allererste Eindruck am Dienstag war ziemlich gut. Der Wagen war auf Anhieb recht gut ausbalanciert. Wir haben eine gute Basis, vor allem im Vergleich zum Stand des STR6 zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Es ist alles positiv."

"Wir müssen natürlich erst einmal abwarten, wie weit vorne wir mit diesem Auto in der neuen Saison fahren können. Wir haben bestimmt kein Auto, mit dem ich sofort um die Pole-Position kämpfen könnte. Aber die Basis, mit der wir nun arbeiten können, ist schon ziemlich gut."

Frage: "Kannst du uns etwas über die Benzinmengen am Mittwoch verraten?"
Ricciardo: "Naja, wir haben ein paar längere und ein paar kürzere Runs unternommen. Wir haben beide Reifenmischungen verwendet und ein recht umfangreiches Programm abgespult. Wir haben alle Dinge abarbeiten können, die auf unserer Liste standen. In dieser Phase probiert man einfach alles mal durch. Für mich als Fahrer geht es gleichzeitig darum, mich an alles bestmöglich zu gewöhnen. So gesehen war es ein schöner Tag für mich. Ich habe am Mittwoch viel dazugelernt."

Reifen sind sehr konstant

Frage: "Hast du den Longrun am Ende auf Medium-Reifen absolviert?"
Ricciardo: "Ja. Das war ein Run über insgesamt 21 Runden. Die Reifen waren dabei recht konstant. Zwischen meiner schnellsten und meiner langsamsten Runde lag nur etwas mehr als eine Sekunde. Wenn wir unser Auto besser ausgetestet haben, dann können wir diese Spanne sogar noch weiter verringern. Ich war aber auch so sehr zufrieden, denn alles hat gut geklappt. Die gut 20 Runden konnte ich ohne Probleme am Stück fahren. Es gab nicht diesen heftigen Einbruch bei den Reifen wie im vergangenen Jahr."

Frage: "Ihr habt euch am Mittwoch im Vergleich zum Vortag deutlich steigern können. Nehmt ihr jetzt richtig Schwung auf?"
Ricciardo: "Ja. Wir hatten am Dienstagnachmittag ein kleines Problem. Am Mittwoch lief hingegen alles rund. Mit dem Ergebnis kann man zufrieden sein. Wir haben einige Vergleichsfarten unternommen und gleichzeitig ein Gefühl dafür aufgebaut, wie sich Veränderungen auswirken. Wir haben interessante Entdeckungen gemacht. Aber ich würde jetzt nicht so viel in die Rundenzeiten interpretieren. Immerhin fahren wir auf dieser Strecke kein Rennen. Aber es ist dennoch schön, wenn man so gut mitfährt."

Daniel Ricciardo

Der neue Toro Rosso STR7 lief am Mittwoch in Jerez wie ein Uhrwerk Zoom

Frage: "Auch wenn ihr beim Setup noch nicht in die Tiefe gegangen seid: Ist das Auto grundsätzlich gutmütig und gut fahrbar?"
Ricciardo: "Ja, das war eine der schönen Erkenntnisse. Das Auto liegt gut auf der Straße, ist dabei immer berechenbar. Ich hatte nicht einen einzigen Schreckmoment. Die Balance ist schon jetzt gut und daher dürfen wir uns über eine nette Basis freuen. Das Zusammenspiel von Front und Heck scheint gut zu passen. Das Verhalten des Autos ist am Kurveneingang und -ausgang recht ähnlich, es verändert sich nicht so stark. Das sieht wirklich gut aus."

Frage: "Am Dienstag sprach Giorgio Ascanelli von Überhitzungsproblemen wegen der Abgase. Habt ihr da schon eine Lösung?"
Ricciardo: "Davon gehe ich aus. Am Mittwoch gab es keinerlei zusätzliche Arbeiten, keine Verzögerungen. Also gehe ich davon aus, dass es kein Problem mehr ist. Alles ist gut. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht genau, wie das Team das gelöst hat. Ich habe die Jungs am Auto arbeiten sehen, aber mehr weiß ich nicht. Unsere Jungs sind einfach gut im Lösen von Problemen."

Melbourne 2012: Erinnerungen an Webbers Debüt

Frage: "Ist es gerade bei euch, mit den noch unerfahrenen Piloten, umso wichtiger, dass das Auto berechenbar und gut fahrbar ist?"
Ricciardo: "Ja, das hilft uns definitiv. Wir haben nicht so viel Erfahrung. Ein gutes Auto ist natürlich dabei von Vorteil. Man lernt natürlich über Problemlösungen, aber es ist schon wichtig, dass man in den ersten Tests mit einem guten und zuverlässigen Auto fahren kann. Wir können uns somit ausgiebig an das Auto gewöhnen, bevor wir in die Details gehen, das Setup verfeinern und den Ingenieuren Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten geben sollen. Gerade zu Beginn ist es wichtig, dass wir möglichst viele Runden drehen."

Frage: "Mark Webber hat bei seinem ersten Heimrennen 2002 Platz fünf im Minardi erreicht. Kann dir so etwas auch gelingen?"
Ricciardo: "Das wird schwierig zu toppen sein. Er hat da etwas Großartiges geboten. Wenn ich das auch schaffe, dann bin ich von mir selbst beeindruckt. Er hat die Latte ziemlich hoch gelegt. Ich habe nicht viel Formel-1-Erfahrung auf der Strecke in Melbourne. Im vergangenen Jahr durfte ich dort das erste Training fahren. Das waren damals 23 Runden. In den Nachwuchskategorien bin ich nie dort gefahren. Ich mag das Umfeld und die Strecke, die wirklich schön zu fahren ist. Es gibt dort oft spannende Rennen, häufig passieren unvorhergesehene Dinge. Ich gebe alles, bleibe aber auch locker vor dem Heimspiel."

Frage: "Nimmt dich Mark etwas an die Hand?"
Ricciardo: "Nein, er hat ja noch seine eigene Karriere, um die er sich kümmern muss. Aber ich habe ihm viel zu verdanken. Er hat mir in jungen Jahren meinen ersten Sponsor besorgt, hat mir in meiner Testfahrer-Zeit stets mit Rat zur Seite gestanden. Er hat mich in die richtige Richtung gelenkt. Er ist ein netter Kerl, der mir immer helfen würde, wenn ich ein Problem habe. Jetzt treffen wir im Starterfeld als Konkurrenten aufeinander. Vielleicht mag er mir jetzt nicht mehr allzu viele Tipps geben. Dafür hätte ich vollstes Verständnis."