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  • 18.08.2011 13:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Indien "so gut wie fertig": Sorgen unbegründet?

Neuer Hauptsponsor und keine Sorgen hinsichtlich der Baufortschritte: 'Motorsport-Total.com' hat sich erkundigt, wie es mit dem Buddh-International-Circuit vorangeht

(Motorsport-Total.com) - Karun Chandhok, sein Vater Vicky (Präsident des indischen Motorsportverbandes) und Vijay Mallya betonen immer wieder, dass der für 30. Oktober geplante Grand Prix von Indien plangemäß stattfinden wird. Doch weil der Informationsfluss abgesehen von nicht verifizierbaren Statements bisher nicht vorhanden war, kamen immer größere Zweifel am Projekt in Noida, ganz in der Nähe von Delhi, auf.

Titel-Bild zur News: Streckenbau in Noida (Indien)

Diese Aufnahmen der Strecke in Noida sind bereits Anfang Juni entstanden

Weil Streckenbetreiber Jaypee Sports International (JPSI) und auch die FIA trotz wiederholter Anfragen von 'Motorsport-Total.com' zunächst nicht reagierten, hörten wir uns bei einer Formel-1-Reiseagentur um. Deren Aussage ließ die Skepsis nicht kleiner werden: "Wir haben keine Chance, an Tickets ranzukommen, und die Strecke selbst antwortet nicht auf unsere E-Mails. Wir mussten schon Kunden absagen, weil wir uns derzeit nicht sicher sein können, ob das Rennen wirklich stattfinden wird."

Fotos lassen Skepsis wachsen

Zusätzliche Skepsis kommt bei der Betrachtung jener Fotos auf, die Anfang Juni aufgenommen wurden und eine Großbaustelle zeigen, die von der Fertigstellung noch weit entfernt zu sein scheint. Allerdings dürfte sich seither eine Menge getan haben - was sich nicht nachprüfen lässt, weil uns JPSI heute telefonisch auf nächste Woche vertröstet hat, als wir um aktuelles Fotomaterial von den Baufortschritten gebeten haben. Begründung: Es habe diese Woche geregnet.

Da werden Erinnerungen an das vorjährige Fiasko in Südkorea statt, als die Bauarbeiten noch zu Beginn des Rennwochenendes nicht fertiggestellt waren. Auch die Südkoreaner hatten behauptet, dass nur schlechtes Wetter dazu geführt hae, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Aber ein JPSI-Sprecher beschwichtigt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Der Streckenbau ist im Plan. Es läuft sehr gut und die Homologierung wird am 1. September stattfinden."

Dabei hatte FIA-Inspektor Charlie Whiting eigentlich schon unmittelbar nach dem Grand Prix von Ungarn vor, nach Indien zu fliegen, um die Strecke abzunehmen. Die Verschiebung sei aber nicht von den Indern, sondern von der FIA gewünscht worden, heißt es: Offenbar wollte Whiting seinen Trip nach Indien mit einem Besuch in Südkorea kombinieren, sodass der 1. September wesentlich besser in seinen Terminplan passte. Die Inder wären eigenen Angaben nach auch Anfang August bereit gewesen.

"Die grundlegenden Dinge" seien "so gut wie fertig", unterstreicht ein Sprecher: "Die Fahrbahn ist fertig, die Tribünen auch - da fehlt nur noch der letzte Feinschliff. Die temporären Tribünen werden gerade aufgebaut." Die letzte Asphaltschicht werde "innerhalb der nächsten Woche" aufgetragen, weil es gerade regnet. Bis zum Besuch von Whiting am 1. September mit den für den Rennbetrieb entscheidenden Anlagen fertig zu werden, sei kein Problem.

Ecclestone glaubt an Fertigstellung

Auch Bernie Ecclestone, der derzeit wegen der Präsentation des Eventsponsors Bharti Airtel in Noida verweilt, hat keinerlei Bedenken: "Ich bin zufrieden mit dem, was ich sehe. Alles wird in Ordnung sein", beruhigt der Formel-1-Geschäftsführer im 'Deccan Herald'. "Es wird eine der schönsten Strecken und sie wird rechtzeitig fertig sein. Die Leute sind dort und überprüfen jeden Tag die Fortschritte. Die Strecke wird in guter Verfassung sein."

Streckenbau in Noida (Indien)

Inzwischen sind Strecke und die festen Tribünen angeblich schon fast fertig Zoom

"Die Formel 1 ist für Indien neu. Es bedarf Anstrengung, Interesse zu generieren. Wir werden niemals Kricket einholen, aber wir können nahe rankommen, wenn wir uns besonders bemühen", glaubt Ecclestone, dem es wieder einmal gelungen ist, einen wichtigen Zukunftsmarkt zu erschließen: "Indien ist eines der Top-5-Länder, ein wichtiger Teil der Erde - da wollten wir einen WM-Lauf haben. Ich denke, unterm Strich werden wir für Indien Gutes bewegen."

Die Strecke selbst wird "in Teilen sehr schnell", verrät Architekt Hermann Tilke im Interview mit 'Motorsport-Total.com': "Ich denke, dass wir zwei bis drei Überholmöglichkeiten haben. Es wird eine relativ spektakuläre Strecke, auf die ich mich freue." Auf dem 5,137 Kilometer langen Buddh-International-Circuit werden am 30. Oktober 60 Runden gefahren. Insgesamt verfügt die Strecke über 16 Kurven und zwei relativ lange Geraden.

Dass mit Bharti Airtel nun auch ein Sponsor gefunden wurde, ist ein weiteres positives Signal für den Event. "Die Formel 1 wird heutzutage von mehr als 500 Millionen Fans verfolgt", erklärt Sanjay Kapoor, der Geschäftsführer des Telekommunikationsunternehmens mit über 200 Millionen Kunden. Allerdings sei auch klar, dass ein solches Sponsoring eine Menge Geld kostet: "Solche Veranstaltungen sind eben nicht billig..."