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  • 21.02.2011 10:58

  • von Roman Wittemeier

Rinland-Analyse: Viel Lob für Renault

Ex-Sauber-Designchef Sergio Rinland über die technischen Neuheiten bei Renault, McLaren und Williams: Wer kopiert die Lösungen am schnellsten?

(Motorsport-Total.com) - Bei der Fahrzeuggeneration 2011 sind die Topteams Red Bull und Ferrari einen eher unscheinbaren Weg gegangen. Beide Mannschaften fahren die aktuellen Wintertests in Spanien ohne auffällige Innovationen. Echte Hingucker sind hingegen die Fahrzeuge von Renault, McLaren und Williams, die allesamt mit recht radikalen Neuerungen über die Teststrecken jagen.

Titel-Bild zur News:

Sergio Rinland erkennt am neuen Renault R31 viele gute Ansätze

Vor allem Renault könnte mit dem nach vorn verlegten Auspuff einen Trend entfacht haben. "Deren Ansatz ist bisher einzigartig", sagt Ex-Sauber-Designchef Sergio Rinland in seiner technischen Analyse auf 'GoCar.gr'. Der Argentinier erklärt: "Die lassen die Abgase am Beginn des Unterbodens einströmen. Also dort, wo man normalerweise mit den Luftverwirbelungen zu kämpfen hat, die von Rädern und vom Frontflügel erzeugt werden."

"Normalerweise sorgen diese Wirbel dafür, dass der Luftstrom unter dem Auto beeinträchtigt wird. Mit dem Abgasstrom wird der Unterboden nun aber seitlich quasi abgedichtet, man hat mehr Abtrieb", beschreibt Rinland, der sich nicht nur für das Auspuffsystem am Renault begeistern kann. "Sie haben - ähnlich wie McLaren - die Kühlung des KERS gut gelöst. Die haben einen Lufteinlass hinter dem Überrollbügel."

Mit dieser Lösung könne man einen besseren Luftfluss in Richtung Heck gewährleisten. Somit werde der untere Teil des Heckflügels besser angeströmt. "Und sie haben auch auf Zugstreben umgestellt, die ebenfalls einen besseren Luftfluss auf das unter Blatt des Heckflügels ermöglichen", sagt Rinland. Seine Zusammenfassung: "Interessante Lösungen am Renault. Wenn sie eine gute Entwicklungsrate halten, dann werden sie im Verlauf der Saison eine feste Größe sein."

Ähnlichen Anspruch muss man auch bei McLaren haben. Die Briten überraschten bei der Vorstellung ihres neuen MP4-26 mit L-förmigen Seitenkästen. "Für mich das bislang interessanteste Auto", sagt Rinland. "Der Frontflügel ist liebevoll gestaltet, sehr schön. Dort entscheidet sich der Luftfluss über das gesamte Auto. Wenn du dort etwas falsch machst, dann spielt es kaum noch eine Rolle, was hinter dem Frontflügel passiert."


Fotos: McLaren, Testfahrten in Barcelona


"Die Seitenkästen sind sehr originell", analysiert der heutige Epsilon-Euskadi-Technikchef. "Dort schaffen sie es, die lästigen Verwirbelungen in Richtung Heck in den Griff zu bekommen. Optisch erinnern mich diese Seitenkästen an jene von Benetton und Ligier aus Mitte der 1990er-Jahre. Damals hatten sie aber sicherlich einen anderen Hintergrund und einen anderen Effekt."

"Die Form der Endrohre am McLaren ist mittlerweile die Norm. Ich wäre gespannt zu sehen, was passiert, wenn McLaren wirklich ein Renault-Auspuffsystem integriert", sagt Rinland. Lob gibt es außerdem für die gestaltung der Lufteinlässe an der Airbox sowie die Anordnung der hinteren Aufhängungskomponenten. Dort setzt McLaren - wie viele andere im Jahr 2011 - auf eine Lösung mit Zugstreben.

Die radikalste Lösung am Heck präsentiert derzeit Williams. "Auch ein sehr interessantes Auto", schwärmt Rinland. "Vorne beruhigen sie den Luftfluss schön, haben unter der Nase eine interessante Anordnung von Leitelementen, um die Luft sauber unter den Wagen zu bekommen. Die Seitenkästen und die Motorabdeckung bieten wenig Überraschungen. Aber der Bereich um das Getriebe!"

Das Williams-Heck bietet viel Platz für den Luftstrom auf das untere Element Zoom

"Es gibt dort eine Lösung, die mich bei anderen Autos nicht vom Hocker hauen würde - bei einem Williams allerdings schon", sagt Rinland. "Williams ist sonst eher konservativ in der Herangehensweise. Das minimal kleine Getriebegehäuse überrascht mich. Noch viel mehr erstaunt mich aber das tiefe Differential, das einen enormen Winkel für die Antriebswellen erfordert."

"Dies alles hat - gepaart mit der Zugstreben-Aufhängung nur ein einziges Ziel: Man will den Luftstrom zum unteren Blatt des Heckflügels so gut wie möglich hinbekommen", erklärt der Techniker. Dabei spiele nicht nur die Luft auf dem Heckflügel an sich eine große Rolle. "Unter den neuen Regeln ist es einfach wichtig, dass man möglichst viel Luft aus dem Diffusor heraussaugt. Das bringt Abtrieb."

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