• 15.10.2009 20:48

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Bin in guten Händen - hoffe ich!"

Robert Kubica über die Gründe, warum er ab 2010 bei Renault anheuert, obwohl das Team keine einfache Zeit hinter sich hat

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Ausstieg von BMW machte sich Robert Kubica auf die Suche nach einem Team und er ist fündig geworden. Ab 2010 wird er bei Renault fahren. Der Pole hat sich für ein Team entschieden, dass nicht nur wegen "Crashgate" bewegte Zeiten hinter sich hat. In Sao Paulo erklärte Kubica in seiner Medienrunde, warum es ihn zu Renault zieht, wie sein idealer Teamkollege sein soll, was er seinem bisherigen Team wünscht und ob sich das neue Reglement seiner Meinung nach bewährt hat.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica hofft, dass er mit Renault den Weg an die Spitze findet

Frage: "Freust du dich, dass deine Zukunft nun klar und aussortiert ist?"
Robert Kubica: "Ja, ich bin sehr glücklich, dass ich im nächsten Jahr ein Teil des Renault-Teams bin und freue mich schon sehr auf die neue Herausforderung. Ich glaube, dass es eine große Herausforderung wird. Denn bei Renault ist nach den schwierigen vergangenen Monaten einiges los. Aber ich bin sicher, dass wir im nächsten Jahr und in der Zukunft einen guten Job machen können. Ich versuche, Teil eines 'neuen' Teams zu sein."#w1#

Frage: "Was waren die Gründe, warum du dich für Renault und gegen Toyota und BMW entschieden hast?"
Kubica: "Da gab es viele Gründe. Bei der Entscheidungsfindung wägt man viele Faktoren gegeneinander ab und sammelt so viele Informationen wie möglich. Einer der wichtigsten Faktoren war letzten Endes, dass Renault vor ein paar Jahren Weltmeisterschaften gewonnen hat. Sie wissen also, wie man siegt. Ihre Mentalität gefällt mir auch sehr. Die Art, wie sie über den Rennsport denken. Genau das suche ich. Ich bin sehr zufrieden."

"Ihre Mentalität gefällt mir auch sehr." Robert Kubica

Frage: "War es eine schnell getroffene Entscheidung oder wurde viel darüber debattiert, wo der Weg hingehen soll?"
Kubica: "Renault hatte zuletzt ein paar schwierige Monate. Für mich gab es also ein paar Fragezeichen, was die Zukunft angeht. Doch sobald sie entschlossen hatten weiterzumachen, war ich mir sicher, dass sie wieder zurück an die Spitze wollen. Als ich mir sicher sein konnte, dass das Team eine garantierte Zukunft hat, ist mir die Entscheidung recht leicht gefallen."

Frage: "Renault hatte schon in den vergangenen beiden Jahren gewisse Probleme. Was haben sie dir gesagt, um dich zu überzeugen?"
Kubica: "Die wenigen Teams, mit denen ich gesprochen habe, haben alle das Gleiche gesagt - weil sie überzeugen wollen. Um ehrlich zu sein, mussten sie mit von nichts überzeugen, denn schließlich kann einem niemand garantieren, wie das Auto im nächsten Jahr oder in der Zukunft sein wird. Wichtiger ist, welches Gefühl man hat und was man persönlich über das Team denkt."

"Mir hat gefallen, wie sie über die Vergangenheit und die Zukunft denken." Robert Kubica

"Natürlich können sie einem gewisse Garantien geben, was Schlüsselpersonen und so weiter angeht. Aber ich war sehr zufrieden, nachdem ich mich mit den Ingenieuren und Bob Bell getroffen hatte. Sie mussten mich nicht wirklich überzeugen. Wir hatten eine nette Unterhaltung und mir hat gefallen, wie sie über die Vergangenheit und die Zukunft denken."

Frage: "Hast du mit Fernando über die Entscheidung gesprochen?"
Kubica: "Nicht wirklich. In jüngster Zeit nicht."

¿pbvin|512|2052||0|1pb¿Frage: "War dir wichtig, dass du für 2011 die Option hast, ein anderes Team zu suchen?"
Kubica: "Ich habe nie gesagt, dass ich für 2011 frei sein werde. Ich weiß also nicht, wo das herkommt."

Frage: "Also bist du länger an Renault gebunden als nur für ein Jahr?"
Kubica: "Ich weiß es nicht! Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich habe in der Formel 1 noch nie über Verträge gesprochen, also werde ich das für mich behalten."

Willy Rampf feiert mit dem Team

Robert Kubica holte 2008 den ersten Sieg für das BMW Sauber F1 Team Zoom

Frage: "Hättest du andere Pläne für 2010 gehabt, wenn du früher gewusst hättest, dass BMW aussteigt?"
Kubica: "Vielleicht hätte ich dann noch ein paar andere Möglichkeiten gehabt, aber ich bin zufrieden mit dem, was ich gefunden habe. Ich hatte schon lang Kontakte zu Renault - nicht erst in diesem Jahr. Das Team scheint daran zu glauben, dass ich einen guten Job machen kann und ich mag ihre Herangehensweise an den Rennsport. In den vergangenen zehn Jahren haben nur drei Teams den Titel geholt und Renault war eines davon. Ich bin also in guten Händen - ich hoffe es zumindest."

Frage: "Warum hast du dann nur für ein Jahr unterschrieben, wenn e seines der drei Weltmeisterteams der vergangenen zehn Jahre ist?"
Kubica: "Wer hat gesagt, dass ich nur einen Ein-Jahres-Vertrag habe?"

Frage: "Das Team hat nur von 2010 gesprochen..."
Kubica: "Das war bei BMW das Gleiche. Und ich war dort länger."

Frage: "Also ist es kein Ein-Jahres-Vertrag?"
Kubica: "Nein."

Bob Bell (Teamchef)

Der Mann nach Briatore: Bob Bell ist derzeit Teamchef bei Renault Zoom

Frage: "Verfolgst du interessiert, wer neuer Teamchef bei Renault wird? Sprichst du mit dem Team über die Pläne?"
Kubica: "Um ganz ehrlich zu sein: Ich bin immer noch ein BMW Fahrer und ich fahre hier noch zwei Rennen. Ich denke, dass wer auch immer die Entscheidung trifft, genug Erfahrung hat und dass sie wissen, wie sie ihren Job machen müssen. Ich bin Rennfahrer. Ich helfe sehr gern, das Auto zu entwickeln und vielleicht mache ich auch aus Fahrersicht ein paar Vorschläge, für das nächstjährige Reglement. Aber das Teammanagement geht mich nichts an. Doch ich glaube zu 100 Prozent daran dass derjenige, der die Entscheidung trifft, die richtige Entscheidung treffen wird."

Frage: "Hättest du im kommenden Jahr gern einen starken Teamkollegen?"
Kubica: "Ich glaube, dass Renault Interesse an ein paar recht erfahrenen Piloten hat. Ich werde aber nicht versuchen, darauf Einfluss zu nehmen, wer nächstes Jahr mein Teamkollege wird. Mir ist jeder der Fahrer recht, deren Namen ich gehört habe. Ich glaube, dass jeder von ihnen einen guten Job machen kann. Natürlich habe ich persönliche Präferenzen, aber das liegt nur an privaten, persönlichen Beziehungen. Doch ich habe keinen Einfluss und überlasse das den Leuten, die die Entscheidung treffen."


Fotos: Großer Preis von Brasilien


Frage: "Wird das Team dich dabei um deine Meinung fragen?"
Kubica: "Ich kenne ein paar der Namen, die Renault in Erwägung zieht. Ich würde jeden davon willkommen heißen. Das Team und ich suchen nach einem starken Fahrer, damit wir ein gutes Team bilden können. Ich hoffe, dass Renault den besten auswählen wird."

Frage: "Wer wäre dir persönlich am liebsten?"
Kubica: "Das behalte ich für mich. Ich werde es sagen, wenn die Entscheidung entweder für oder gegen ihn gefallen ist."

"Das vergangene Jahr ist ein schwieriges Thema." Robert Kubica

Frage: "BMW steigt aus der Formel 1 aus. Wirst du die Erlaubnis bekommen, gleich nach dem Ende der laufenden Saison mit Renault zusammenzuarbeiten?"
Kubica: "In diesem Jahr kann man als Fahrer ohnehin nicht so viel arbeiten, da nicht getestet wird. Die Lage wäre natürlich anders, wenn es Tests gäbe. Aber ich glaube es hängt davon ab, welche Art der Zusammenarbeit gemeint ist."

Frage: "In die Fabrik zu gehen, mit den Ingenieuren zusammenzuarbeiten..."
Kubica: "Ich denke, dass BMW nichts dagegen haben wird. Sie machen ja in der Formel 1 nicht weiter, von daher sollte es kein Problem sein. Ich wäre überrascht, wenn es ein Problem wäre."

Frage: "Nimmst du aus deiner Zeit beim BMW Sauber F1 Team nur die schönen Erinnerungen mit - wie zum Beispiel deinen Sieg - oder wirst du dich auch an die Frustrationen erinnern? Zum Beispiel daran, dass im vergangenen Jahr der Titel drin gewesen wäre?"
Kubica: "Das vergangene Jahr ist ein schwieriges Thema und ich glaube immer noch, dass wir es da hätten besser machen können. Leider haben wir die Chance nicht genutzt. Es war aber nicht so, dass wir sie in den letzten beiden Rennen verspielt haben. Das hat alles schon viel früher angefangen, weil wir nicht mehr richtig weiterentwickelt haben. Wir hatten Probleme in der Entwicklung und nicht wirklich viele neue Teile. Deshalb haben wir schon weit vor den letzten Rennen gegenüber den Topteams an Boden verloren."

"Dieses Jahr ist für alle eine große Enttäuschung, aber es ist wie es ist. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr eine viel bessere Saison haben werden und wir werden hart daran arbeiten, uns in jedem Rennen und in jedem Moment zu steigern."

"Ich hoffe, dass sie dabei sein werden, denn sie sind haben so viel Leidenschaft." Robert Kubica

Frage: "Machst du dir Sorgen um die Zukunft des BMW Sauber F1 Teams?"
Kubica: "Ja natürlich. Die Situation ist für all die Jungs, die derzeit und noch bei den nächsten beiden Rennen mit mir zusammenarbeiten, nicht einfach. Ich denke, dass sie alles Notwendige haben und sobald sie auch die Investoren haben, wäre alles vorhanden, um ein Teil der Formel 1 zu sein. Bis jetzt haben sie noch keinen Startplatz, deshalb ist es eine heikle Zeit für sie. Es ist eine schwierige Situation. Ich hoffe, dass sie dabei sein werden, denn sie sind haben so viel Leidenschaft und die Leute sind so gern in der Formel 1, nicht nur weil man in schönen Hotels wohnt und verschiedene Städte sieht. Viel weiß ich nicht darüber. Alles was ich sagen kann ist, dass sie recht zuversichtlich sind, aber mehr Informationen habe ich nicht. Ich denke, dass man da lieber Mario Theissen fragen sollte."

Das neue Reglement funktioniert

Frage: "Die erste Saison nach dem neuen Reglement neigt sich ihrem Ende entgegen. Wie fällt deine Bilanz aus? Findest du das Reglement gut?"
Kubica: "Das hängt davon ab. Klar ist die Formel 1 jetzt sehr umkämpft. Die Teams liegen so eng beieinader wie nie zuvor. Im vergangenen Jahr war man meistens Zweiter, wenn man drei Zehntel langsamer als das schnellste Auto war oder acht Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel kam. Es gab Rennen, zum Beispiel Spa, wo ich mit acht oder neun Sekunden Rückstand auf den Sieger ankam und Vierter war. Im Freien Training in Suzuka lagen 15 Autos innerhalb von einer halben Sekunde - und das auf einer Strecke wie Suzuka. Ich weiß nicht, wie groß genau der Einfluss des neuen Reglements war, aber er war ganz sicher groß - und ich denke, dass es besser geworden ist."

Robert Kubica

Der breite Frontflügel ist nicht ganz nach dem Geschmack von Robert Kubica Zoom

"Für die Fahrer und die Teams ist es viel schwieriger geworden, das Maximum herauszuholen und keine Fehler zu machen. Und es ist auch schwer vorherzusagen, wo man landen wird. Ich denke, das ist auch der Grund, warum manche Autos in diesem Jahr auf manchen Strecken stark sind und auf anderen schon in Q2 ausscheiden. Das passiert mit Autos, die beim Rennen zuvor aus der ersten Reihe gestartet sind. Es gibt so viele Faktoren, die Einfluss auf die Performance, den Fahrer und alles andere haben. Dadurch wird das Feld in diesem Jahr so durchgemischt. Für die Fans ist das toll, für die Teams und Fahrer macht es die Sache schwieriger - aber es macht noch mehr Spaß."

"Was ist aber ganz ehrlich nicht mag, ist der breite Frontflügel. Wir haben viele Schäden erlebt, viele Flügel sind in der ersten Kurve und der ersten Runde abgeflogen. Das ist für das Überholen nicht gut. Es dient auch der Show nicht, aber so ist es eben."

Frage: "War es nicht auch ein bisschen komisch, dass Jenson Button am Anfang alles gewonnen hat?"
Kubica: "Ja, aber Brawn war in den ersten fünf oder sechs Rennen wesentlich stärker als alle anderen Teams - vor allem in den ersten drei Rennen. Jenson hat das optimal genutzt. Er hat sich einen Vorsprung herausgefahren, der meiner Meinung nach für ihn auch ausreichen wird, um den Titel zu holen. Doch in jüngster Zeit schien er mehr Probleme zu haben als sein Teamkollege. Ich fahre jedoch in einem anderen Auto, ich bin nicht in seinem Team, deshalb kann ich das nur schwer beurteilen."

Frage: "Schließt du dich der Meinung von Felipe Massa an, dass Fernando Alonso wusste, was 2008 in Singapur vor sich ging?"
Kubica: "Über dieses Thema möchte ich nicht sprechen. Jeder kann seine eigene Meinung dazu haben, aber so lange man die Fakten nicht kennt, sollte man seine Meinung für sich behalten. So sehe ich es zumindest."