• 26.03.2009 15:11

KERS, Slicks und Mähdrescher: Die neue Formel 1

Alles auf einen Blick: Das neue Reglement in den Bereichen KERS, Motor, Aerodynamik, Reifen, Testfahrten, Safety-Car und Benzin

(Motorsport-Total.com/sid) - Sinkende Kosten, steigende Spannung: Diesen Spagat sollen in der Formel 1 für die Saison 2009 weitreichende Regeländerungen ermöglichen. Dabei gibt es die Rückkehr von alten Bekannte wie den profillosen Slicks und Neuerungen wie das Energierückgewinnungssystem KERS. Am meisten ins Auge fallen allerdings die Änderungen an der Aerodynamik der Autos, die jetzt mit schmalen Heckflügeln, aber flachen und breiten Frontflügeln auf Zeitenjagd gehen. "Der Zuschauer merkt nichts an diesen Veränderungen, außer dass die Autos im Moment wie Mähdrescher aussehen", sagt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil, Barcelona, Circuit de Catalunya

Die Formel-1-Autos sehen zum Teil deutlich anders aus als vor einem Jahr

Die Regeländerungen im Überblick:

KERS: Das Energierückgewinnungssystem KERS speichert während der Fahrt anfallende Bremsenergie in Batterien oder mechanischen Speichern. Diese Energie kann der Fahrer dann per Knopfdruck aus dem Cockpit abrufen. In jeder Runde stehen den Piloten dadurch für maximal 6,6 Sekunden am Stück oder in Etappen 82 zusätzliche PS zur Verfügung. KER-Systeme wiegen allerdings rund 30 bis 40 Kilogramm und erschweren dadurch die Ausbalancierung der Autos. Da das System nicht vorgeschrieben ist, verzichten zu Saisonbeginn zahlreiche Teams auf den Einsatz.#w1#

MOTOR: Jedem Fahrer stehen für die 17 Rennwochenenden insgesamt acht Motoren zur Verfügung, die er frei einsetzen kann. Die bisherige Vorschrift, ein Triebwerk bei zwei aufeinanderfolgenden Rennen zu nutzen, entfällt. Benötigt ein Fahrer mehr als acht Motoren, wird er für jedes zusätzliche Triebwerk mit einem Abzug von zehn Startplätzen betraft. Das Drehzahllimit der Motoren wurde von 19.000 auf 18.000 Umdrehungen pro Minute reduziert. Getriebe müssen vier Rennen in Folge eingesetzt werden.

AERODYNAMIK: In diesem Bereich gibt es die weitreichendsten Änderungen. Durch das Verbot fast aller aerodynamischen Zusatzteile wie Luftleitbleche, Abluftkamine oder Lamellen sehen die Autos deutlich aufgeräumter aus. Der Frontflügel darf nur noch aus zwei horizontalen Elementen bestehen und ist deutlich tiefer (nur noch 7,5 Zentimeter über dem Boden) und 40 Zentimeter breiter als zuvor (jetzt 1,80 Meter). Der Neigungswinkel kann zweimal pro Runde aus dem Cockpit um maximal sechs Grad verstellt werden, der Mittelteil bleibt allerdings unbeweglich. Der Heckflügel ist 25 Zentimeter schmaler (jetzt 75 Zentimeter) und 15 Zentimeter höher (jetzt 90 Zentimeter) als bisher. Der Heckdiffusor fällt deutlich kleiner aus als 2008. Die Maßnahmen sollen das Überholen erleichtern, indem Fahrzeuge im Windschatten näher an vorausfahrende Autos heranfahren können.

REIFEN: Nach elf Jahren feiern die profillosen Slicks ihr Comeback in der Königsklasse. Sie sollen den Fahrzeugen rund 20 Prozent mehr mechanischen Abtrieb bringen als die bisherigen Rillenreifen. Die zwei verschiedenen Regenreifen bleiben, heißen zur besseren Verständlichkeit jetzt aber wieder Intermediates (für leichten Regen) und Regenreifen (für heftigeren Regen).

¿pbvin|512|1393||1pb¿TESTFAHRTEN: Vor Saisonbeginn durften die Teams maximal 15.000 Kilometer testen, ab dem ersten Rennen sind Testfahrten bis Jahresende verboten. Zwei Ausnahmen: Zum einen dürfen Neulinge, die in zwei Jahren nicht mehr als zwei Rennen oder vier Testtage absolviert haben, an drei Tagen zwischen dem letzten Rennen und dem Jahresende testen. Dazu werden jedem Team acht eintägige Aerodynamiktests auf einer langen Geraden (zum Beispiel Flughafen-Landebahnen) oder einer Teststrecke mit konstantem Kurvenradius erlaubt. Windkanäle dürfen nur noch 40 Stunden pro Woche in Betrieb sein.

SAFETY-CAR: Die umstrittene Safety-Car-Regel der vorigen Saison wurde abgeschafft und den Piloten ein "Tempomat" verordnet. Im Fall eines Safety-Car-Einsatzes kann die Boxengasse künftig geöffnet bleiben, weil den Fahrern über die neue Standardelektronik eine maximale Geschwindigkeit im Display angezeigt wird, mit der sie an die Box fahren dürfen. Damit soll die Sicherheit auf der Strecke gewährleistet bleiben.

BENZIN: Die Fahrzeuge müssen weiterhin mit der Benzinmenge für den Rennstart in den letzten Teil des Qualifyings gehen, da danach im Parc Fermé bei den zehn Autos der letzten Runde nicht mehr nachgetankt werden darf. Neu ist allerdings, dass alle Teams vor Rennstart die jeweiligen Benzinmengen in den Autos sowie die Reifenstrategien veröffentlichen müssen.