• 25.09.2008 19:52

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Mich interessiert nur die Strecke"

Robert Kubica gewohnt pragmatisch über seine Vorfreude auf Singapur, seine Aussprache mit Mario Theissen und seine Chancen auf den WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Robert, wir sind hier beim ersten Nachtrennen der Formel-1-Geschichte in Singapur. Wie siehst du dieses Ereignis?"
Robert Kubica: "Ich freue mich darauf. Es ist eine neue Strecke, eine neue Herausforderung für mich und das Team. Alles macht einen guten Eindruck. Ich bin auch zum ersten Mal hier. Aber abgesehen davon, dass es für alle eine neue Strecke ist, ändert sich nicht viel."

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica sieht immer noch Chancen auf den Gewinn des WM-Titels

Frage: "Aber die Stadt Singapur ist ganz anders als alle anderen Städte im Formel-1-Zirkus, nicht wahr?"
Kubica: "Das stimmt schon, aber das interessiert mich nicht. Mich interessiert nur die Strecke."#w1#

Frage: "Was hast du schon von der Strecke gesehen?"
Kubica: "Noch nicht viel, um ehrlich zu sein. Die Details werden wohl erst nach den ersten paar Runden im Freitagstraining wirklich hängen bleiben. Von außen sieht die Strecke aber in Ordnung aus. Es gibt viele langsame Kurven. Vom Speed her fühle ich mich ein bisschen an Monaco erinnert. Wir werden mit maximalem Anpressdruck fahren."

Probleme mit der Sicht nur im Regen

Frage: "Wie wirst du das erste Nachtrennen der Formel-1-Geschichte anpacken?"
Kubica: "Nicht anders als sonst. Ich habe mir gestern die Beleuchtung angesehen und erwarte da keinerlei Probleme. Die MotoGP hatte ja auch schon ein Nachtrennen und auch dort gab es keine Probleme, warum also bei uns? Es wird keine große Herausforderung. Nur wenn es regnet, könnte es Schwierigkeiten mit der Sicht geben, aber sonst nicht."

Frage: "Wie gehst du mit der Zeitverschiebung und dem veränderten Zeitplan mit dem Start in der Nacht um?"
Kubica: "Das ist doch keine große Sache! Mich wundert, dass das alle so aufblähen, denn im Grunde genommen gibt es gar keine Zeitumstellung. Du darfst als Fahrer halt nicht schon um 20:00 Uhr ins Bett gehen. Das Rennen wird spät gestartet, aber ich sehe kein Problem. Einfach später ins Bett gehen und später aufstehen, dann ist es okay. Sonst bin ich nämlich ein Frühaufsteher."

Frage: "Du liegst in der Weltmeisterschaft nur 13 Punkte hinter Lewis Hamilton. Beschäftigt dich das?"
Kubica: "Ich habe immer versucht, so nahe wie möglich an den Führenden dranzubleiben. Man muss einsehen, dass wir in den vergangenen Wochen Boden zu Felipe (Massa; Anm. d. Red.) und Lewis verloren haben, also wird es schwierig. Aufgeben werde ich aber nicht. Man weiß nie."

"Aufgeben werde ich aber nicht. Man weiß nie." Robert Kubica

Frage: "Glaubst du, dass du die beiden Topteams herausfordern und sie sogar bezwingen kannst?"
Kubica: "Das ist schwierig vorherzusagen. Natürlich versuche ich, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, in jedem Rennen. Dann sehen wir weiter. Es wird nicht einfach, ganz klar, aber versuchen werde ich es."

Frage: "Du hast zuletzt immer wieder Kritik am Team geübt. Dann gab es eine Aussprache mit Mario Theissen. Hat er dich davon überzeugt, dass du da Gespenster gesehen hast?"
Kubica: "Meine Meinung hat sich nicht groß geändert. Wir haben uns zusammengesetzt, aber das war kein Geheimnis. Es gab auch keine Wundermittel bei diesem Gespräch. Gut, dass wir geredet haben, aber an der Situation hat sich nichts geändert. Als Fahrer willst du immer das Maximum, ein besseres Auto, etwas schneller sein. Sogar wenn du gewinnst - es gibt immer etwas, was du besser machen kannst."

Keine Entschuldigung für Kritik am Team

Frage: "Stehst du noch zu deiner ursprünglichen Kritik?"
Kubica: "Ich fahre Rennen, um zu gewinnen, aber in letzter Zeit ist unser Rückstand größer geworden. Am Saisonbeginn konnten wir abwechselnd gegen Ferrari und McLaren kämpfen. Dann fiel unsere Leistung ab, wie man sehen konnte. Die anderen zwei Teams wurden stärker, Renault kam näher an uns heran, Toro Rosso auch - nicht nur in Monza, die waren auch schon auf anderen Strecken sehr schnell. Wir müssen uns also konzentrieren und bis zum Saisonende pushen."

"Im Team sind alle motiviert, alle geben ihr Bestes. Es läuft ja nicht so schlecht. Im Vergleich zum Vorjahr sind wir sehr zuverlässig - da haben wir einen großen Sprung gemacht. So stark wie am Saisonbeginn sind wir nicht mehr, aber that's Racing!"

Frage: "Bist du mit der Weiterentwicklung des Teams zufrieden?"
Kubica: "In letzter Zeit haben wir keine großen Schritte gemacht, aber wir erzielen trotzdem noch gute Resultate. Wenn wir zum Beispiel in Spa nicht das Problem mit dem zweiten Boxenstopp gehabt hätten, dann hätte ich drei Rennen hintereinander auf dem Podium beendet. Von den Rundenzeiten her sind wir nicht die Schnellsten, aber unsere Zuverlässigkeit ist sehr gut. Das bringt auch gute Resultate."

"In letzter Zeit haben wir keine großen Schritte gemacht." Robert Kubica

Frage: "Warum kann das Team die Entwicklungsgeschwindigkeit von Ferrari und McLaren-Mercedes nicht mitgehen?"
Kubica: "Ich weiß es nicht. Natürlich haben wir beim Aussuchen von neuen Teilen einige Fehler gemacht, aber wir haben uns davon sehr schnell erholt. Die Reaktion des Teams war sehr gut. Dennoch gelingt es uns nicht, etwas zu finden, was das Auto wirklich schneller macht. Neue Teile bringen nie das, was uns im Windkanal oder bei Simulationen angezeigt wird. Aber trotzdem: Auch wenn die Performance nicht am besten ist, so fahren wir doch gute Resultate ein."

Frage: "Letzte Frage: Wie bewertest du die Leistung von Sebastian Vettel in Monza?"
Kubica: "Er hat einen sehr guten Job, keine Fehler gemacht, aber er hatte auch ein gutes Auto und ein gutes Team."