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  • 16.02.2008 11:06

  • von Roman Wittemeier

Theissen: "Wir müssen Risiken eingehen"

Das BMW Sauber F1 Team will risikoreiche Entwicklungen an die Spitze kommen - Mario Theissen über Fortschritte mit dem neuen F1.08

(Motorsport-Total.com) - Das BMW Sauber F1 Team ist seit der Verschmelzung mit dem ehemaligen Schweizer Rennstall Sauber auf dem aufsteigenden Ast. In beeindruckender Manier hat sich die Mannschaft seit 2005 in der Konstrukteurs-Meisterschaft mit großen Schritten nach vorne bewegt. Auch in der kommenden Saison soll dieser Aufwärtstrend fortgesetzt werden, allerdings hatten die ersten Testfahrten mit dem neuen F1.08 eher auf Stagnation hingedeutet.

Titel-Bild zur News: BMW

BMW Motosport Direktor Mario Theissen will 2008 weiter nach oben

"Der F1.08 war aus dem Stand heraus sehr zuverlässig. Was den Speed anbelangt, haben wir in den vergangenen Wochen deutliche Fortschritte gemacht. Aber es bleibt noch genügend Raum zur Weiterentwicklung", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gegenüber 'formula1.com'. Die bisherigen Februar-Testzeiten aus Barcelona und Jerez bescheinigen dem neuen BMW Sauber F1.08 im Verhältnis zu den Konkurrenten in etwa das Niveau vom Vorjahr.#w1#

Neue Möglichkeiten in der Entwicklung

Der entscheidende Sprung auf den Level der Teams Ferrari und McLaren-Mercedes scheint bislang nicht gelungen zu sein, obwohl man bei der Entwicklung des neuen Autos ganz neue Wege gegangen ist. Die Fahrzeugnase ziert eine Art "Geweih", dass für mehr aerodynamischen Abtrieb auf der Vorderachse sorgen und gleichzeitig den Luftstrom sauber nach hinten leiten soll. Rein optisch nicht ganz so spektakulär wie die einzigartige "Rochen-Nase" am Williams aus dem Jahr 2004, aber dennoch auffällig.

"Das Äußere des Autos wird halt durch die Aerodynamik bestimmt. Die große Veränderung vom F1.07 zum neuen F1.08 ist eine Konsequenz unserer neuen Möglichkeiten in der Aerodynamik-Abteilung und wir wollen eben das Beste aus unseren Möglichkeiten machen", so Theissen. Das BMW Sauber F1 Team setzt bei der Entwicklung und dem Design des Neuwagens nicht nur auf den klassischen Windkanal-Versuch, sondern auch auf modernste Computersimulationen.

"Die Kombination aus Simulation am Rechner und dem Testen wird immer mehr zentrale Kompetenz in der Automobilindustrie - nicht nur in der Formel 1 und nicht nur im Bereich Aerodynamik", sagt der bayerische Techniker. Bei der Suche nach den letzten Zehntelsekunden auf dem Weg zum Formel-1-Thron müsse man manchmal ungewöhnliche Wege einschlagen, auch Risiken seien auf diesem Weg nicht zu vermeiden, so Theissen.

Neue Wege zum Glück in der Formel 1

Risiko in der Fahrzeugentwicklung bedeutet auch, dass man möglichweise Rückschläge in Kauf nehmen muss - es nicht immer nur nach oben, sondern auch mal nach unten geht: "Wir gehen ja nach unten - zumindest auf der Landkarte in Richtung Melbourne", schmunzelt Theissen. Und weiter: "Was die Performance anbelangt, ist der F1.08 unser dritter Schritt und weitere werden folgen. Um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müssen wir eben Risiken eingehen."

Im Fußball prägte das deutsche Trainer-Urgestein Otto Rehagel den Begriff "kontrollierte Offensive" - ähnlich geht der BMW Motorsport Direktor an die Entwicklung seines Formel-1-Fahrzeuges heran: "Manchmal zahlt sich das Risiko nicht aus, aber du kannst eben nur neues Territorium erkunden, wenn du es betrittst." Bis Melbourne bleibt dem BMW Sauber F1 Team noch etwa ein Monat Zeit, um aus neuem Territorium ein fruchtbares Land zu machen.