• 14.09.2007 15:07

  • von Inga Stracke

Danner: "Eine elementare Fehlentscheidung"

Der ehemalige Formel-1-Pilot im Exklusiv-Interview über die gegen McLaren-Mercedes ausgesprochene Strafe in der "Spionage-Affäre"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es ist wohl das härteste und das teuerste Urteil in der Geschichte des Sports, nicht nur in der Geschichte des Motorsports. Was sagst du dazu?"
Christian Danner: "Es ist vor allem nach wie vor das am wenigsten nachvollziehbare Urteil, denn es gibt von der FIA immer noch keine Urteilsbegründung. All die Dinge, die wir bisher gehört haben, sind alle von den italienischen Medien in den Umlauf gebracht worden, die klar von Ferrari injiziert wurden."

Titel-Bild zur News: Christian Danner

Christian Danner kann das Urteil nicht nachvollziehen

"Deswegen bin ich gespannt, was in der Urteilsbegründung steht. Deswegen ist es mir völlig schleierhaft, wie man zu diesem Urteil kommen kann. Und ich halte es dementsprechend auch für elementar falsch."

Frage: "Gibt es irgendwelche Anzeichen, wie man zu dieser Summe gekommen ist?"
Danner: "Nicht nur die Höhe des Geldbetrages, der exorbitant, unvorstellbar hoch ist, ist lächerlich, sondern auch die Tatsache, dass man ganz offensichtlich einer Ferrari-Strategie unterlegen ist, die darauf abgezielt hat, aktive Spionage zu unterstellen. Und es ist erwiesen, dass dies hundertprozentig nicht der Fall war. McLaren-Mercedes hat nicht spioniert, Punkt, aus."#w1#

Frage: "Wie geht es jetzt weiter, McLaren-Mercedes ist ja nicht das einzige Thema? es gibt ja auch Renault, die Zeichnungen von McLaren-Mercedes verwendet haben und Spyker, die eine Zeichnung von Red Bull besaßen?"
Danner: "Dass die FIA, wie es den Anschein hat - ich verweise immer wieder auf die Urteilsbegründung, die ich noch nicht gelesen habe und die noch nicht existiert -, mit zweierlei Maß misst, scheint schon eindeutig. Nun wollen wir einmal abwarten, was man als Begründung angibt. Ich befürchte jedoch, dass das Entsetzen nach der Urteilsbegründung noch größer sein wird."

Frage: "Was passiert denn mit dem Geld, das die FIA kassiert?"
Danner: "So schnell bekommt die FIA das Geld nicht. Wenn das Geld denn je bezahlt werden sollte, dann werden alle FIA-Straßen innerhalb der Sportbehörde verwendet, ob dies für Verkehrssicherheits-Projekte oder für Forschungszwecke ist, für was auch immer."

"Nur, es gibt ja auch noch ein Berufungsgericht. Das Berufungsgericht ist von der FIA unabhängig, dort sitzen Juristen, die absolute Profis sind, die sich mit dem Thema noch einmal auseinander setzen. Wir müssen einmal schauen, was dabei herauskommt."

"Bei 100 Millionen sagt man nicht so schnell, okay, so ist es, die zahle ich halt. Ich gehe davon aus, dass es eine Berufung gibt, das kann man nicht einfach so stehen lassen, das kann nicht sein."

Frage: "Müssen wir befürchten, dass sich Hersteller und namhafte Sponsoren wegen so etwas aus der Formel 1 verabschieden?"
Danner: "Ich glaube nicht, dass dies der Ehe zwischen McLaren und Mercedes Schaden zufügen wird, im Gegenteil. So ein ungerechtes Urteil schweißt eher zusammen. Ganz generell ist dieses lächerliche Thema, diese Strafe, jedoch schlecht für die Formel 1."

Frage: "Die Fahrer wurden von der Bestrafung ausgelassen, fahren also weiterhin um die Weltmeisterschaft. Sie fahren aber mit diesem Auto, wie kann man sie von der Strafe auslassen?"
Danner: "Ich bleibe dabei, ich halte dies für eine elementare Fehlentscheidung. Aber ich würde das ganze von der Urteilsbegründung abhängig machen, um dann zu beurteilen, ob es Sinn macht, die Fahrer auszulassen oder nicht."

"Mich würde interessieren, was die FIA dazu zu sagen hat, bisher hat man noch nichts dazu zu gesagt. Ich glaube, man versucht gerade einen halbwegs praktikablen Wortlaut zu finden."

Frage: "Vielleicht hat sich ja irgendetwas geändert von den letzten vier Wochen bis heute..."
Danner: "Ja, davon gehe ich aus, wenn das Urteil zumindest halbwegs stimmig sein sollte."

Frage: "Können wir uns an diesem Wochenende trotzdem auf ein halbwegs gutes Rennen freuen, oder überschattet dies das Wochenende?"
Danner: "Gott sei Dank ist jetzt wieder ein Rennen angesagt, darauf konzentrieren wir uns jetzt in erster Linie."

"Und darauf können wir uns freuen. Es ist sicherlich eine Geschichte, in der die üblichen Protagonisten die Sache unter sich ausmachen. Ich freue mich darauf."