• 16.01.2007 16:04

  • von Inga Stracke

Das große Launch-Interview mit Mario Theissen

Im 'F1Total.com'-Interview spricht BMW Motorsport Direktor Mario Theissen über den neuen F1.07 und über die Ziele für die bevorstehende Saison

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Theissen, erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto. Es sieht schön aus."
Mario Theissen: "Ja, vielen Dank. Es ist natürlich ein besonderer Tag für uns, denn der F1.07 ist der erste echte BMW Sauber. Wir hatten heute eine gute Launchveranstaltung mit einer kompakten Präsentation und unmittelbar danach das Rollout auf der Strecke. Das Auto hat hier einwandfrei funktioniert, so dass wir jetzt bereit sind für den ersten Test, der sich sofort von Mittwoch bis Freitag anschließen wird."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen träumt insgeheim sogar vom ersten Sieg in diesem Jahr

Frage: "Wie aufgeregt ist man vor so etwas?"
Theissen: "Speziell die Ingenieure sind natürlich sehr aufgeregt. Für die ist es der wichtigste Tag, wenn das neue Baby zum Rollen kommt. Entsprechend gespannt war das ganze Team."#w1#

Neues Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung

Frage: "Wie gut gefällt Ihnen Ihr Baby persönlich?"
Theissen: "Mir gefällt es sehr gut. Man sieht sehr schöne Details, was die Aerodynamik am Fahrzeug und an der Fahrzeugaußenhaut angeht. Natürlich sieht man nicht, was sich unter dem Blech getan hat. Wir haben ein völlig neues Getriebe, das ohne Zugkraftunterbrechung schaltet. Davon versprechen wir uns einiges. Wir haben natürlich auch ein entsprechend umfangreiches Testprogramm, das wir jetzt in den nächsten Wochen durchziehen müssen, damit es zum ersten Rennen in Melbourne wirklich rennreif ist."

"Wir haben ein völlig neues Getriebe, das ohne Zugkraftunterbrechung schaltet. Davon versprechen wir uns einiges." Mario Theissen

Frage: "Die Mannschaft stark, die Fahrerpaarung bekannt aus dem vergangenen Jahr - wie zuversichtlich sind Sie mit den insgesamt vier Piloten, die Sie haben?"
Theissen: "Ich bin sehr froh über diese Fahrerpaarung beziehungsweise dieses Fahrerquartett. Es sind genau die vier, die wir haben wollten. Es ist für mich der richtige Mix aus Erfahrung und Talent beziehungsweise Jugend. Ich glaube, die werden sich im Laufe des Jahres gegenseitig weiterentwickeln, und ich denke, wir werden viel Freude an ihnen haben - und vor allem die Zuschauer werden viel Freude haben."

Frage: "Die Freitagsregel wurde immer wieder diskutiert. Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuellen Status?"
Theissen: "Ich halte das für einen großen Schritt nach vorne. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass man den Freitag zu einem umfassenden Testtag macht. Damit bietet man den Zuschauern etwas, man tut etwas für die Sponsoren und Promoter und auch für das Team ist es einfach besser, auf der Strecke zu testen, auf der man am nächsten Tag dann Rennen fahren muss. Insofern ist das aus meiner Sicht ein großer Gewinn."

Frage: "Schauen wir nach vorne, das Jahr eins nach Michael Schumacher. Viele sagen, es wird noch spannender, weil nichts Vorhersehbar ist..."
Theissen: "Da ist sicher etwas dran, denn es hat ja nicht nur Michael aufgehört, sondern es hat gerade in den Top-3-Teams einige Verschiebungen gegeben - Fahrer haben gewechselt, Ingenieure haben das Team verlassen oder sind zu einem anderen Team gewechselt. Das wird sich auf jeden Fall auswirken - vielleicht nicht direkt in der ersten Hälfte der Saison, aber ich erwarte im Saisonverlauf, dass sich gewisse Teams vorwärts und andere eben weniger gut entwickeln werden. Das sollte für Spannung sorgen."

"Hinzu kommt natürlich, dass eine Menge junger Fahrer nachdrängen. Ein, zwei bis drei davon sind gerade in unserem Team. Ich glaube, die Fans werden sich sehr schnell umorientieren und ihr Auge auf den Nachwuchs werfen, um zu sehen, wer von denen es schafft, unter die Top 10 vorzudringen."

Rückstand soll halbiert werden

Frage: "Podiumsplätze sind Hoffnungen, Vorstoßen unter die Topteams das Ziel, wenn ich es richtig verstanden habe - damit verbunden auch ein bisschen der Wunsch, in Zukunft mehr weiß-blaue Kappen zu sehen als rote?"
Theissen: "Wir wollen natürlich den nächsten Schritt tun. Wir haben den Rückstand auf die Topteams im letzten Jahr halbieren können. Genau dasselbe wollen wir jetzt noch mal tun, um schon richtig nah da dran zu sein. Ich glaube, mit dem F1.07 haben wir die richtige Voraussetzung dazu. Natürlich passiert eine Menge hinter den Kulissen. Wir sind jetzt im zweiten Aufbaujahr des Teams, im zweiten und letzten. Wir fahren die Belegschaft in Hinwil in der Schweiz von ursprünglich 275 auf 430 hoch. Die neue Fabrik ist in Bau, der Windkanal brummt inzwischen in drei Schichten pro Tag. Wir haben einen neuen Supercomputer, mit dem wir die Aerosimulationen anschieben. Also die Voraussetzungen, die kommen jetzt Zug um Zug in Betrieb. Bis zum Ende der Saison sollten wir dann alles am Laufen haben, um die großen Teams im nächsten Jahr dann wirklich zu fordern."

"Wir haben den Rückstand auf die Topteams im letzten Jahr halbieren können. Genau dasselbe wollen wir jetzt noch mal tun." Mario Theissen

Frage: "Ist der erste Sieg vielleicht ein kleiner Traum im Hinterkopf?"
Theissen: "Natürlich. Realistisch ist, dass wir in diesem Jahr Podiums aus eigener Kraft erzielen, aber wir werden schon wach sein, wenn die Großen vorne Fehler machen oder es mal ein turbulentes Rennen gibt. Wenn die Chance da ist, wollen wir zuschlagen."

Frage: "Wie sehr freuen Sie sich auf das erste Rennwochenende in Melbourne, wie heiß sind Sie drauf?"
Theissen: "Im Moment ist noch mehr die Entwicklung im Kopf, wir haben noch einiges zu tun, bis wir wirklich rennreif sind. Das wird in den nächsten Wochen ablaufen. Ich gehe davon aus, so Ende Februar werden die Gedanken beginnen, um das erste Rennen zu kreisen. Es ist traditionell so, dass alle sehr gerne nach Melbourne gehen. Es ist der Saisonauftakt, man hat die erste Standortbestimmung nach monatelangem Testen - und es ist natürlich auch der Trip vom europäischen Winter in den australischen Sommer. Auch wenn der Winter in diesem Jahr noch nicht so richtig zum Zuge gekommen ist, ist das immer so eine Art Befreiungsschlag."