• 23.10.2006 17:16

  • von Marco Helgert

Brundle: An was man sich erinnern wird

Der Ex-Formel-1-Fahrer und -Teamkollege von Michael Schumacher mit einigen besonderen Gedanken über die Karriere des Rekordweltmeisters

(Motorsport-Total.com) - Nur einen Tag nach dem Formel-1-Schlusspunkt von Michael Schumacher lässt sich kaum einschätzen, wie künftig auf die vom Rekordweltmeister dominierten Jahre zurückgeblickt werden wird. Was bleiben wird, sind die Einträge in den Rekordbüchern. Fast jeden Bestwert hält Schumacher. Doch abseits der Zahlen versucht Ex-Teamkollege Martin Brundle das zu beleuchten, was ihm über die vielen Jahre hinweg aufgefallen ist.

Titel-Bild zur News: Martin Brundle

Martin Brundle auf der Suche nach Überholmanövern von Schumacher

"Michaels Talent und seine Hingabe haben ihm zu einer unglaublich erfolgreichen Karriere verholfen", erklärte er in der 'Times'. "Man darf auch nicht die Titel vergessen, die er nur knapp verlor. Er hätte leicht als zehnfacher Meister abtreten können." Doch in Bezug auf Schumacher finden sich auch andere Besonderheiten.#w1#

"Wenn man anfängt, seine besten Überholmanöver zu betrachten, dann passiert etwas Seltsames", so Brundle. "Man muss wirklich überlegen, damit einem welche einfallen." Bei 'ITV', dem jetzigen Arbeitgeber des Engländers, wollte man für einen Einspieler auch Überholmanöver Schumachers zeigen. "Aber sie hatten Mühe, auch welche zu finden."

"Er überholte mich in Spa 1995 und das hat mich sehr beeindruckt, denn ich dachte, ich wäre schon spät auf der Bremse", fuhr er fort. "Aber das ist ja eine persönliche Erfahrung. Es muss aber doch auch andere geben. Jedenfalls stechen sie nicht so heraus wie die Manöver von Häkkinen in Spa 2000, Juan-Pablo Montoya in Brasilien 2001, David Coulthard in Frankreich 2000 - mitsamt dem Mittelfinger -, Montoya außen herum in der Busstop-Schikane in Spa 2004 oder auf der Außenlinie in der 'Dunlop'-Kurve am Nürburgring im Jahr davor."

Eine mögliche Erklärung lieferte er gleich mit. "Vielleicht liegt es einfach an seinem Speed", erklärte er. "Die meiste Arbeit erledigt er schon im Qualifying, also muss er im Rennen keine Mutmanöver veranstalten. Wenn er dann tatsächlich einmal durch das Feld pflügen muss, dann neigt er zu Unfällen. So wie in Japan vor drei Jahren, als er mit Takuma Sato aneinander geriet."

Einen großen Teil der Erinnerungen an Schumacher werden aber die zweifelhaften Manöver bilden. Brundle ist davon überzeugt, dass Schumacher in diesen Momenten nichts Falsches erkannte. 2002 jubelte er im Cockpit, nachdem Teamkollege Barrichello ihn in Österreich gewinnen ließ. "Dann stieg er aus dem Auto und hörte die Buhrufe", erklärte er. "Es kam ihm nie in den Sinn, dass es solche Reaktionen geben könnte. In Monaco war es in diesem Jahr ähnlich. Auch da verblüfften ihn die Reaktionen."