Imola: Schumacher gewinnt Gigantenduell gegen Alonso

In der Neuauflage des Duells von 2005 gewann Michael Schumacher das Rennen in Imola vor Alonso - Montoya nach guter Leistung auf dem Podium

(Motorsport-Total.com) - Manche Geschichten schreibt eben nur die Formel 1: Einen Tag nach seiner 66. Pole Position gewann Michael Schumacher (Ferrari) heute im 'Autodromo Enzo e Dino Ferrari' zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr aus eigener Kraft einen Grand Prix - und das ausgerechnet im direkten Duell gegen Weltmeister und Vorjahressieger Fernando Alonso (Renault)!

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher vor Fernando Alonso

Schumacher und Alonso lieferten sich heute in Imola ein packendes Duell

Die begeisterten Tifosi in Imola sahen beim vierten Saisonlauf eine Neuauflage des Gigantenduells von 2005, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, denn diesmal lag Schumacher im an und für sich langsameren Auto in Führung und musste diese gegen den von hinten heranstürmenden Alonso verteidigen. Genau wie vor einem Jahr kam es dabei allerdings zu keinen ernsthaften Überholversuchen, wenngleich die Spannung fast bis zur letzten Kurve greifbar war.#w1#

Schumacher verteidigte am Start seine Führung

Doch der Reihe nach: Schon am Start deutete sich die erwartete Prozession auf dem 4,959 Kilometer langen Kurs in der sonnigen Emilia Romagna an - für Aufregung sorgte lediglich Takuma Sato (Super-Aguri-Honda), der sich bereits auf der Fahrt zum Grid drehte. Von der Linie kam Polesetter Schumacher am besten weg, gefolgt von Jenson Button (Honda), Felipe Massa (Ferrari) und Alonso, der einen Platz gegen Rubens Barrichello (Honda) gutmachen konnte.

Alonso hätte freilich noch viel weiter nach vorne kommen können, fand aber auf den ersten Metern keinen Weg an Massa und Barrichello vorbei und musste daher seinen Geschwindigkeitsüberschuss aus der Hand geben. Immerhin lief wider Erwarten alles glimpflich ab, obwohl es in der ersten Kurve nur der Disziplin der 22 Fahrer zu verdanken war, dass es nicht zur einen oder anderen Kollision oder Berührung kam.

Spektakulärer Überschlag von Albers

Dennoch musste zu Beginn der zweiten Runde das Safety-Car auf der Strecke, weil Yuji Ide (Super-Aguri-Honda) wieder einmal einen Bock schoss und mit einer völlig übermotivierten Attacke gegen Christijan Albers (MF1-Toyota) in der Villeneuve-Schikane einen schweren Unfall auslöste: Albers schlitterte ins Kiesbett, überschlug sich mehrfach, stieg aber anschließend unverletzt aus seinem Cockpit. Ide musste später nach zwei weiteren Ausritten aufgeben.

In der dritten Runde konnte das Rennen wieder freigegeben werden, und Schumacher behielt seine Führung routiniert vor Button, Massa und Alonso. Zum fünftplatzierten Barrichello klaffte rasch eine relativ große Lücke, wodurch auch die hinter dem Brasilianer liegenden Piloten - Ralf Schumacher (Toyota), Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und Jarno Trulli (Toyota) - an Boden verloren. Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) war zu jenem Zeitpunkt hinter Mark Webber (Williams-Cosworth) nur Zehnter.

In der Anfangsphase gab es anschließend keine Überholmanöver mehr, doch in der 14. Runde wurde dem Rennen wieder Leben eingehaucht, als Barrichello mit einem viel zu langen Boxenstopp den Strategiepoker eröffnete. Eine Runde später kam Teamkollege Button herein, in Runde 16 Ralf Schumacher, in Runde 19 Felipe Massa, in Runde 20 Michael Schumacher. Am längsten konnte Alonso von den Spitzenfahrern draußen bleiben, der erst nach 25 Umläufen auftanken musste.

Alonso gewann beim ersten Stopp zwei Positionen

Der Renault-Pilot schob sich dadurch an Button und Massa vorbei und leitete das direkte Duell gegen Schumacher um den Sieg ein, in dem er zunächst zwölf Sekunden Rückstand hatte. Allerdings wurde der führende Ferrari gegen Rennmitte immer langsamer, so dass der Weltmeister früh im Rückspiegel Schumachers auftauchte und viel Druck machte. Dennoch reichte es bis auf ein Ausscheren vor der Tosa-Kurve zu keinem echten Angriff.

Michael Schumacher und Jean Todt

Jean Todt war der erste Gratulant nach dem Sieg von Michael Schumacher Zoom

Während sich der Kampf um den Sieg immer mehr zuspitzte, tat sich dahinter nur wenig: Montoya schob sich durch seine Strategie Position um Position nach vorne, während die Hondas mit ihren drei Stopps immer mehr nach hinten durchgereicht wurden. Zwischendurch verabschiedeten sich dann auch die Red-Bull-Ferraris von David Coulthard und Christian Klien aus dem Rennen, die aber ohnehin keine Chance auf WM-Punkte gehabt hätten.

Schrecksekunde bei Buttons zweitem Stopp

Button sorgte zwischendurch bei seinem zweiten Boxenstopp für eine Schrecksekunde, als ihm zu früh das Signal zum Wegfahren gegeben wurde und er daher einen Teil des Tankrüssels mit sich riss. Der Honda-Pilot musste ein paar Meter weiter stehen bleiben, konnte dann aber weiterfahren. Das große Glück in jener Situation war, dass sich offenbar kein Benzin mehr im Tankschlauch befand, denn ansonsten hätte es zu einem gefährlichen Boxenfeuer kommen können.

In der 40. Runde kamen die Verfolger durch den Zweikampf zwischen Schumacher und Alonso wieder an die Spitze heran, hatten nur noch 13 Sekunden Rückstand - woraufhin Renault Alonso an die Box beorderte, weil Schumacher zu jener Zeit aus unerklärlichen Gründen um zwei Sekunden langsamer fuhr als sonst. Ferrari reagierte strategisch perfekt, holte den Führenden nur eine Runde nach Alonso ebenfalls herein und konnte so die Spitzenposition knapp behaupten.

Auch Montoya durfte sich zu den Siegern der letzten Serie an Boxenstopps zählen, denn der McLaren-Mercedes-Pilot schob sich an Massa vorbei und lag damit auf Podestkurs, doch zu jenem Zeitpunkt waren alle Augen nur noch auf die Spitze gerichtet: Schumacher hatte Alonso permanent im Rückspiegel, behielt aber die Nerven und konnte im letzten Stint auch wieder etwas schneller fahren, so dass er eigentlich nie ernsthaft in Gefahr geriet.

Diesmal kam Alonso nicht an Schumacher vorbei

Die Situation erinnerte sehr stark ans Vorjahr, als die Positionen der beiden genau vertauscht waren, und genau wie 2005 wagte der Zweitplatzierte keinen einzigen echten Angriff. Alonso bremste die Tosa-Kurve mehrfach zu spät an, kam in der Villeneuve-Schikane einmal ein paar Meter von der Ideallinie ab und steckte drei Runden vor Schluss endgültig auf, als er knapp mehr als zwei Sekunden Rückstand hatte und kein Risiko mehr eingehen wollte.

Schumacher fuhr damit einen besonders wertvollen Sieg ein, genoss anschließend die Auslaufrunde so intensiv wie selten zuvor und feierte auch bei der Siegerehrung mit einem schweren Stein weniger am Herzen. Montoya sicherte sich Platz drei, während Massa und Räikkönen bis zum Schluss nur durch wenige Meter getrennt waren. Webber, Button und Giancarlo Fisichella (Renault), der den längsten ersten Stint aller Piloten fuhr, wurden ebenfalls mit WM-Punkten belohnt.

Enttäuschender Nachmittag für übrige Deutsche

Aus deutscher Sicht lief es abgesehen von Schumachers Sieg nicht allzu gut, denn der Bruder des Ferrari-Piloten, Ralf, kam als undankbarer Neunter vor dem blassen Barrichello ins Ziel, während Nico Rosberg (Williams-Cosworth) als Elfter und Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) als 13. das ganze Rennen hindurch keine Bäume ausreißen konnten. Insgesamt wurden 16 von 22 gestarteten Fahrzeugen im Klassement gewertet.

Michael Schumacher

In diesem Moment fiel Michael Schumacher eine Last von den Schultern Zoom

In der Fahrerwertung konnte Alonso seine Führung souverän behaupten: Mit 36 Zählern führt er nun vor Schumacher (21), Räikkönen (18), Fisichella (15), Montoya (15) und Button (13). Auch bei den Konstrukteuren gerät Renault noch nicht wirklich in Gefahr, denn die Franzosen haben nach vier von 18 Rennen 18 beruhigende Punkte Vorsprung auf McLaren-Mercedes und 21 auf Ferrari. Auf Platz vier liegt - allerdings schon mit Respektabstand - Honda.

Ob Ferrari mit diesem Resultat schon wieder zurück an der absoluten Spitze ist, sei dahingestellt, fest steht aber, dass Renault ordentlich Konkurrenz erhalten wird, auch wenn Titelverteidiger Alonso seine WM-Führung auch beim nächsten Rennen am Nürburgring nicht einmal theoretisch verlieren kann. Im Moment spricht jedenfalls vieles dafür, dass es tatsächlich zum von vielen Fans ersehnten Gigantenduell zwischen Alonso und Schumacher kommen könnte.