• 23.11.2009 11:23

Stroh in den Tank - die nächste Stufe

(Motorsport-Total.com/Auto-Reporter) - Es muss nicht unbedingt Erdöl sein, aus dem Benzin und Diesel raffiniert werden. Denn auch aus Stroh, Heu, Restholz, Baumschnitt und selbst Papier und Pappe lassen sich hochwertige Kraftstoffe erzeugen. Und bei dem vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gemeinsam mit der Firma Lurgi entwickelten vierstufigen Bioliq-Verfahren sind diese Synthesekraftstoffe denen aus Mineralöl qualitativ sogar weit überlegen.

Titel-Bild zur News:

Da der Bund und das Land Baden-Württemberg soeben die Fördermittel für die bislang noch fehlenden Stufen drei und vier der Pilotanlage freigegeben haben, ist die erste Zapfsäule für Bioliq-Synthesesprit nun in greifbare Nähe gerückt.

"Biomass to Liquid" oder kurz BTL ist ein schon länger verfolgter Weg zur Gewinnung sogenannter Biokraftstoffe. Doch deren erste Generation, wie zum Beispiel Biodiesel, hat neben Qualitätsproblemen den Nachteil, dass die Produktion ihrer Ausgangsstoffe wie Raps oder Getreide in direkter Konkurrenz zur Produktion von Nahrungs- und Futtermittel steht und zudem zusätzliche Anbauflächen verlangt.

Bei den für die zweite Generation von Biokraftstoffen eingesetzten Reststoffen ist diese Nahrungsmittelkonkurrenz aufgehoben. Zugleich wird es möglich, bisher schwer verwendbare Reststoffe und Abfälle aus der Land- und Forstwirtschaft zu hochwertigen Produkten zu veredeln. Fachleute gehen davon aus, dass auf diesem Weg schon 2015 rund 15 Prozent des Kraftstoffbedarfs für den Verkehr in Deutschland gedeckt werden könnten.

Die beim Bioliq-Verfahren eingesetzte Technik zur Erzeugung von BTL-Kraftstoffen besteht aus vier Schritten. Bei der Stufe eins werden aus den organischen Reststoffen bei einer sogenannten Schnellpyrolyse Öl und Koks erzeugt, die zusammengemischt "BioliqSynCrude" und damit praktisch ein Bio-Rohöl ergeben.

Dieser erste Produktionsschritt kann dezentral erfolgen. Damit werden Ausgangstoffe mit niedriger Energiedichte vor Ort und ohne hohe Transportkosten in ein flüssiges Zwischenprodukt mit hoher Energiedichte umgewandelt. Beim zweiten nun zentralen Schritt wird aus diesem Bio-Rohöl Synthesegas erzeugt, also eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff.

Dieses Gas muss in einem dritten Schritt gereinigt werden, wofür KIT eine besonders energiesparendes Verfahren entwickelt hat. Schritt vier ist die Synthese des Biokraftstoffs aus dem gereinigten Gas. Das Dimethylether als Zwischenprodukt verwendende KIT-Verfahren zeichnet sich ebenfalls durch niedrigen Eneregieaufwand aus, sodass der gesamte Bioliq-Prozess deutlich preiswerter als bisherige Verfahren ist.