• 01.09.2014 18:05

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Volkswagen T1 Samba: Kultobjekt erzielt Höchstpreise

Er war als wohl erster Van der Welt Symbol des "Deutschen Wirtschaftswunders" - drei Männer legten den Grundstein für den Erfolg des Freizeit-Bullis

(Motorsport-Total.com) - Das Nachkriegsdeutschland des Jahres 1950 erlebte die Geburt eines automobilen Kultobjekts: der Volkswagen T1 Samba. Die Erfolgsgeschichte des wohl ersten Vans der Welt basiert dabei nicht nur auf deutscher Ingenieurskunst und dem "Deutschen Wirtschaftswunder", sondern hat internationale Wurzeln.

Titel-Bild zur News: Kultig und begehrt seit über 60 Jahren: Der Volkswagen T1 Samba

Kultig und begehrt seit über 60 Jahren: Der Volkswagen T1 Samba Zoom

Das Freizeitmobil mit den berühmten 23 Fenstern basiert auf dem T1 (hier das Modell für alle Sammler), einem klassischen Kastenwagen, der aktuell in fünfter Generation als T5 auf den Straßen unterwegs ist. Dieser klassische Transporter geht auf dem Niederländer Ben Pon zurück.

Der Volkswagen-Importeur wurde 1947 bei einem Werksbesuch in Wolfsburg von "Plattenwagen" inspiriert, die im Werk für den Transport schwerer Lasten eingesetzt wurden. Aus dem mit Käfer-Bauteilen gefertigten Karren mit großer Ladefläche vorn und einem Einzelsitz über einem Motor hinten kam ihn die Idee für den T1, indem er die Ladefläche mit dem Cockpit tauschte und das Vehikel mit einer kastenförmigen Karosserie versah. Nach einigen Probeläufen mit Prototypen ging der T1 ab März 1950 in Produktion.

Internationaler Erfolg als "Microbus Deluxe" in den USA

Nach dem Niederländer war es dann der Deutsche Rudolf Ringel, der das Prinzip T1 vom reinen Transporter zum geräumigen Freizeitmobil und heute begehrtem Sammlerstück "Samba" entwickelte - zunächst auf eigene Faust und inoffiziell. Der ehemalige Porsche-Mitarbeiter (hier der T1 vom "Porsche Renndienst" ) versieht den T1 mit kleinen Dachfenstern, einem großen Faltschiebedach, zusätzlichen Sitzbänken (für insgesamt 9 Passagiere) - und allerlei Chromschmuck: Die zweifarbige Lackierung wird durch Chromleisten getrennt, das Auto erhält Chromradkappen, vorne ein poliertes VW-Emblem und - damals eine Besonderheit beim T1 - eine Heckstoßstange. Im Cockpit gab es im nun erstmals durchgehenden Armaturenbrett serienmäßig ein Röhrenradio. Der "Samba"-T1 wurde ab Juni 1951 produziert.

Seinen internationalen Erfolg erlebte der Samba als "Microbus Deluxe" in den USA. Carl Hahn, damals verantwortlich für den Volkswagen-Vertrieb in Amerika, glaubt an einen Erfolg des Samba in den Staaten. Zielgruppe für das Auto sind die Bewohner der Vorstädte, die nach einem verlässlichen Raumwunder für Großfamilie und Großeinkauf suchen. Aber auch das schwarze Amerika, das mit Diskriminierung zu kämpfen hat, finden im Samba eine mobile Schlafstätte, wenn ihnen das Hotelzimmer aufgrund der Hautfarbe verweigert wird. In den 60ern diente der T1 auch der Hippie-Bewegung als Fortbewegungsmittel - und die "Flower Power" wurde auch von Großkonzernen als Marketinginstrument entdeckt, wie man hier sehen kann.

US-Käufer erhielten auf Wunsch eine Klimaanlage

Im Unterschied zum deutschen Samba wird dem US-Käufer auf Wunsch eine Klimaanlage nachgerüstet, aber eines bleibt gleich: der Motor. Der stammt nach wie vor aus dem Käfer und leistete 25 PS, bis zum Produktionsende 1967 wurden es nicht mehr als 44 PS. Das mindert jedoch nicht den Verkaufserfolg, zu Spitzenzeiten ist jeder zehnte in den USA verkaufte Volkswagen ein Samba-Bus. Das US-Modell ist hier erhältlich. Die letzte Fahrgestellnummer lautet 217 148 459. Insgesamt verließen rund 1,83 Millionen Fahrzeuge die Werke Wolfsburg und Hannover.

Trotzdem sind gut erhaltene Samba-Bullis heute eine Seltenheit und werden zu Höchstpreisen gehandelt. So wurde vor kurzem ein blau-weißer, praktisch makelloser Samba aus dem Jahr 1966 für 110.000 Dollar (ca. 82.800 Euro) versteigert - günstiger kann man sich ein Modell eines solchen Bullis hier ins Wohnzimmer holen.

Demnächst kommt ein weiterer Samba unter den Hammer: für einen Preis zwischen 75.000 und 100.000 Euro.