• 03.12.2014 17:12

ANZEIGE

Geschichte des Audi TT: Vom "Röhrl-Krepierer" zur Design-Ikone

Die Image-Katastrophe kurz nach seiner Geburt hat ihm nicht geschadet, im Gegenteil: der Audi TT wurde im Laufe der Jahre zur Design-Ikone

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - "Nicht schlecht, aber für den normalen Menschen zu gefährlich" - das sagte einst Rallye-Legende Walter Röhrl nach seinen ersten Testfahrten in Audis Sportcoupe TT Ende der 90er. Audi hatte seine Devise "Radikal im Design, aber alltagstauglich" (Außenhaut) und "so viel wie nötig und so wenig wie möglich" (Innenraum) wohl übertrieben.

Titel-Bild zur News: Provokativ: mit dem Design des ersten TT erregte Audi Ende der 1990er viel Aufsehen

Provokativ: mit dem Design des ersten TT erregte Audi Ende der 1990er viel Aufsehen Zoom

Diese Grundsätze stellte Audi im September 1994 auf, als im kalifornischen Designzentrum die ersten Skizzen des TT entstanden. "Ein Sportwagen-Konzept mit hohem Nutzwert stand im Lastenheft", erinnert sich Audis Entwicklungschef Prof. Dr. Ulrich Hackenberg, der damals die Entwicklung verantwortete.

Ein kleines Team von Ingenieuren und Gestaltern unter Leitung der heutigen Designer-Legende Peter Schreyer (derzeit: Hyundai-Kia-Gruppe) entwarf in wenigen Wochen einen 2+2-Sitzer mit breiter und hoher Schulter, herausgezogenen Radläufen, übergreifender Motorhaube und dominanten Scheinwerfern. Auf die Showcars Coupé (IAA Frankfurt, 1995) und Roadster (Tokyo Motor Show, 1995) folgte im Herbst 1998 das Audi TT Coupé und 1999 der Audi TT Roadster in den Serienversionen.

Audi TT der ersten Generation - schwieriger Start für den Neuling

Die erste Generation des Audi TT startete mit 1,8-Liter-Turbomotor und wahlweise 132 oder 165 kW (180 beziehungsweise 225 PS), seine Basis war die Plattform des VW Golf IV. Trotz Röhrls Warnung ließen die Ingolstädter den Wagen ohne ESP auf die Straße. Ein Fehler, denn der schmale Grenzbereich des Fahrwerks bei hohen Geschwindigkeiten führte in Kurven zu unerwartetem Übersteuern. Mehrere tödliche Unfälle waren die Folge. Nach großem Medienecho und Strafanzeigen wegen fahrlässiger Tötung lenkte Audi damals ein und rüstete auf Kundenwunsch ESP und Heckspoiler nach.

Laurent Aiello 2002 in Zolder: Im Abt-Audi TT-R holte er in jenem Jahr den DTM-Titel

Laurent Aiello 2002 in Zolder: Im Abt-Audi TT-R holte er in jenem Jahr den DTM-Titel Zoom

In den Folgejahren konnte er sein angekratztes Image ausbügeln und wurde ernstzunehmender Konkurrent von BMW Z3 und Mercedes SLK. Er bestach durch geringen Wertverlust. Seine Fähigkeiten als Rennwagen stellte er als Kundenauto für diverse Teams und in der DTM unter Beweis. Im Jahr 2002 verhalf er Laurent Aiello zum Titel in der Deutsche Tourenwagen-Masters.

Audi TT der zweiten Generation - Aufstieg zur Design-Ikone

Die zweite Generation des Audi TT kam im Jahr 2006 auf dem Markt. Die symmetrischen Rundungen des Vorgängers wurden entschärft, das Design wurde eleganter und orientierte sich stärker an den damaligen, kantigen Designrichtlinien mit dem berühmten "Single Frame"-Kühlergrill. Der TT wurde mit leistungsstärkeren Motoren ausgestattet, in Verbindung mit Allradantrieb war erstmals auch ein Diesel erhältlich. Der TT war zudem durch konsequente Verbund-Mischbauweise noch leistungsstärker und sportlicher.

Der Audi TT der zweiten Generation war eleganter gezeichnet als der Vorgänger

Der Audi TT der zweiten Generation war eleganter gezeichnet als der Vorgänger Zoom

Auszeichnungen wie "World Design Car of the Year" aus dem Jahr 2007 dokumentierten den Status des Audi TT als Design-Ikone. Auch die zweite Generation des Audi TT wurde als Basis für Rennfahrzeuge genutzt, in Deutschland vor allem in der VLN und bei den 24 Stunden vom Nürburgring. Modelle dieser hochgezüchteten Boliden auf Basis des Audi TT-RS gibt es bei Model Car World zu sehen.

Der TT wurde zum Technologieträger: Für den Käufer war erstmals Audis adaptives Dämpfersystem "Audi magnetic ride" wählbar, bei dem die Anpassung der Dämpfer an die Fahrsituation von einem variablem Magnetfeld gesteuert wurde, das Metallpartikel im Stoßdämpferöl anregte und so die Dämpferhärte bestimmte. Audi wählte die zweite Generation des TT außerdem für Tests zur Entwicklung einer autonomen Fahrsteuerung.

Audi TT der dritten Generation - High-Tech und Reminiszenz in einem

Diesen Herbst ist es soweit: der Audi TT der dritten Generation steht bei den Händlern, im Frühjahr 2015 soll die stärkste Variante der offenen Version, der Audi TTS Roadster, folgen. "Die erste Generation war designgetrieben, die zweite Generation zielte auf Performance, die nun dritte Generation vereint und perfektioniert beides", erklärt Ulrich Hackenberg.

Ab Frühjahr kommenden Jahres bestellbar: der Audi TTS Roadster der dritten Generation

Ab Frühjahr kommenden Jahres bestellbar: der Audi TTS Roadster der dritten Generation Zoom

Der Neue orientiert sich wieder stärker am Design der ersten Generation, die Fahrgastzelle wirkt wieder ein wenig wie aufgesetzt, der Tankdeckel und die runden Auspuffendrohre sind wieder mittig platziert. Wiederum wurde die Motorenleistung erhöht, das Gewicht um bis zu 50 Kilogramm gesenkt. Ein Blick auf das neue Modell kann man bei beispielsweise bei Model Car World werfen.

Audi will mit dem neuen TT Maßstäbe in der Digitalisierung und Vernetzung setzen. Technisches Highlight im dritten Audi TT ist das virtuelle und individuell konfigurierbare Cockpit, das komplett aus einem 12,3-Zoll-Bildschim besteht und neben den klassischen Anzeigeinstrumenten auch das üblicherweise in der Mittelkonsole platzierte Infotainment-Display beinhaltet. Es gibt erstmals Matrix-LED-Scheinwerfer, bei der kleine, regelbare Einzel-Leuchtdioden das Fernlicht erzeugen.

Senkrechten LED-Ketten des Tagfahrlichts sieht Audi als ein Zitat an den LeMans-Doppelerfolger von Audi. Erstmals hält mit LTE die vierte Mobilfunkgeneration Einzug in einen Audi. Eine große Auswahl an Assistenzsystemen soll den High-Tech-Charakter des TT unterstreichen. Damit sollte der neue TT endgültig auch für "normale Menschen" fahrbar sein - und nicht nur für Walter Röhrl.