• 15.09.2016 20:12

Vorstellung Audi TT RS: Kampfansage aus Neckarsulm

Für den neuen Audi TT RS wurde der "Eiserne Gustav" wieder überarbeitet, beispielsweise mit einer Diät und plasmabeschichteten Zylinderwänden

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - Vornehme Bescheidenheit ist das letzte, was man vom neuen Audi TT RS erwartet, handelt es sich doch um das leistungsorientierte Spitzenmodell der TT-Baureihe, die seit zwei Jahrzehnten das Image der oberbayerischen Premium-Marke sportlich auflädt. Und dennoch versichern die Ingenieure glaubhaft, man habe sich beim neuen Motor eher zurücknehmen müssen als das Potential auszureizen.

Titel-Bild zur News: Audi TT RS Coupé

Audi TT RS Coupé Zoom

Audi hatte es schon beim Vorgängermodell geschafft, den guten alten EA-113-Motor, intern scherzhaft "eiserner Gustav" genannt, zu einer veritablen Sportmaschine weiterzuentwickeln; für die jetzt vorgestellte RS-Variante der dritten TT-Modellgeneration wurde das Aggregat noch einmal umfassend überarbeitet.

Der grundsätzliche Aufbau ist identisch, aber man hat viele Bereiche umfangreich verbessert. Der Motor wurde um 26 Kilogramm leichter; 18 Kilogramm gehen dabei auf das Konto des Motorblocks, der nunmehr aus Aluminium besteht (womit sich der alte Spitzname erledigt hat). Die Ölwanne besteht aus Magnesium, die Ölpumpe aus Alu.

Nochmals größere Turbo

Zu den technischen Innovationen zählen per Öleinspritzung gekühlte Kolbenböden sowie plasmabeschichtete Zylinderwände, die eine bessere Wärmeabfuhr emöglichen. Greifbares Resultat: Ein höherer Wirkungsgrad, weil die Abgastemperatur nun auf 1.000 Grad gesteigert werden kann. Der nochmals größere Turbo wird günstiger angeströmt. Vom Vorgängermotor übernommen haben die Ingenieure nur noch den Saugrohrdeckel.

Volle 480 Newtonmeter Drehmoment liegen von 1.700 bis 5.850 Umdrehungen in der Minute an, die Leistung beträgt glatte 400 PS (294 kW). Resultat: Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert nur 3,7 Sekunden, die Spitze ist bei 250 oder 280 km/h abregelt; beide Werte werden nach bemerkenswert kurzem Anlauf erzielt.

 Audi TT RS Roadster

Audi TT RS Roadster Zoom

Für die Kraftübertragung sorgt eine 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, die zwar tadellos funktioniert, Puristen jedoch kaum über den Verlust der hervorragenden Sechs-Gang-Handschaltung hinwegtrösten kann, die für ungefilterten Fahrspaß bürgte. Sie würde auch zum neuen TT RS gut passen. Der Allradantrieb arbeitet mit einer radselektiven Momentensteuerung, die es fertigbringt, die Kurvengierigkeit des kurzen Sportlers nochmals zu steigern.

Die legendären Spaß-Gene des TT sind unverfälscht präsent

Die legendären Spaß-Gene des TT - kurzer Radstand, tiefe Sitzposition, Gokart-Charakter - sind beim TT RS unverfälscht präsent. Obwohl das Auto 35 Kilogramm leichter geworden ist, wurde die Steifigkeit um 30 Prozent erhöht. Das Fahrwerk ist bis in den sehr hoch liegenden Grenzbereich hinein neutral; Bremse, Lenkung und Federung bieten ein perfekt abgestimmtes Paket für Stadt, Landstraße und Rennstrecke. Gerade auf letzterer gilt übrigens, dass der TT RS schon an die Performance des R8 heranreicht; die Ingenieure der Quattro GmbH haben hier nur noch einen geringen Respektsabstand nach oben eingehalten.

Im Interieur zeichnet sich der TT RS durch das gleiche, ungemein futuristische Armaturenbrett aus, das schon den regulären TT zur Ausnahmeerscheinung macht. Die TFT-Instrumentierung - hier mit eigenständiger "RS"-Screen - sowie das intuitive, extrem kompakte Bedienkonzept sind nach wie vor unerreicht.

Audi TT RS Cockpit

Audi TT RS Cockpit Zoom

Und mit Starterknopf und Fahrmodus-Schalter verbreitet nun auch das Volant R8-Flair. Die bei mehr oder weniger flotter Fahrt gesammelten Daten werden nicht etwa für die Verkehrsbehörden gesammelt, sondern sie sollen den stolzen Fahrer und Besitzer erfreuen. Er kann sie über eine Audi-Sport-Performance-App abrufen. Noch funktioniert das Anwendungsprogramm allerdings nicht.

Ein Novum sind die außergewöhnlich brillanten OLED-Rückleuchten,

Von außen differenzier sich der Top-TT in typischer RS-Manier über eigenständige Dekorelemente in Mattsilber, große Lufteinlässe, Spoiler, Diffusor und das goße ovale Auspuffendrohr links und rechts. Ein Novum sind die OLED-Rückleuchten, die sehr technisch wirken und eine ungewöhnliche Brillanz ausstrahlen. RS-exklusive sind überdies die Farben Catalunyarot metallic und Nardograu uni.

Mit einem Einstandspreise von 66 400 Euro - die Roadster-Variante mit Stoffdach kostet 2800 Euro mehr - spielt der TT RS in einer anspruchsvollen Liga: Er misst sich an Konkurrenten wie Mercedes-AMG SLC 43 mit V6-Motor und dem neuerdings nur noch vierzylindrigen Porsche Boxster. Ein Tag an der Rennstrecke hat uns überzeugt: Für Bescheidenheit besteht auch in diesem Konkurrenzumfeld kein Anlass. Audi hat einen Hochkaräter hingelegt. (ampnet/hl)

Audi TT RS Roadster

Audi TT RS Roadster Zoom

Daten Audi TT RS

Länge x Breite x Höhe (m): 4,19 x 1,83 x 1,34
Radstand (m): 2,51
Motor: R5-Benziner, 2.480 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 294 kW / 400 PS bei 5.850-7.000 U/min
Max. Drehmoment: 480 Nm bei 1.700-5.850 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt; optional: 280)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,7 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 8,2 Liter
CO2-Emissionen: 187 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: 1.440 kg / 400 kg
Kofferraumvolumen: 305- 712 Liter
Räder / Reifen: 9 J x 19 / 245/35 R 19
Luftwiderstandsbeiwert: 0,32
Preis: 66.400 Euro