• 23.06.2014 15:52

  • von Tim Westermann, Markus Lüttgens und Jörg Reinhold

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Mille Miglia: Das schönste Rennen der Welt

Faszination Mille Miglia: Wie das Rennen von Brescia nach Rom und zurück nicht nur Automobil-Enthusiasten, sondern ganz Italien und hunderttausende Fans verzückt

(Motorsport-Total.com) - Vom 15. bis 18. Mai war es wieder soweit: die Mille Miglia 2014 setzte sich von Brescia Richtung Rom in Bewegung. Die Italiener nennen es "La corsa piu bella del mondo" - das schönste Rennen der Welt. Die Mille Miglia ist heute die renommierteste Oldtimer-Rallye in der Klassiker-Szene. Erstmals wurde die "Mille" im Jahr 1927 ausgetragen - als echtes, hartes Straßenrennen. Nuvolari, Moss und Fangio. Sie alle fuhren dieses legendäre Rennen. Bis nach Rom und wieder zurück absolvieren Mensch und Maschine rund 1.600 Kilometer Fahrstrecke. Fans, Tifosi und Automobil-Enthusiasten säumten auch 2014 den gesamten Streckenverlauf.

Titel-Bild zur News: Mille Miglia 2014

Faszination Mille Miglia: Polizisten rufen selbst bei roter Ampel aufmunternd "avanti" Zoom

Das Vergnügen hat viele Facetten. Bei der Mille Miglia prägen Strapazen den Spaß. Die Schultern schmerzen, die Schuhsohlen glühen, die Hände sind taub von Lenkradkurbelei und Schaltorgien. In den Coupe-Cockpits wabert Sauna-Hitze von 60 Grad, Öldunst inklusive. Und das über 32 Stunden. An drei Tagen. Die "Mille" ist keine Spazierfahrt. Schon gar nicht im Fahrtwind offener Roadster. Teuer ist die Tour noch dazu. Der Einsatz, eine Tortur für jedes Auto, kann leicht 20.000 Euro kosten. Dennoch rollen in Brescia jedes Jahr 375 historische Sportwagen an den Start. Einen kleinen Überblick über das Starterfeld kann man sich hier ins Wohnzimmer holen.

Mehr werden nicht zugelassen, obwohl alljährlich etwa 1.000 Oldtimer-Eigner aus aller Welt um die Teilnahme kämpfen. Die Anziehungskraft hat Gründe. Es gibt auf der ganzen Welt keine faszinierendere Oldtimer-Rallye. Mehr noch: Die Mille Miglia mobilisiert über eine Million Zuschauer, mehr als jede andere Motorsportveranstaltung.

Mehr Zuschauer als bei jedem anderen Rennen

Die Klassiker-Szene boomt wie nie zuvor. Es gibt kaum eine Stadt ohne Oldie-Tour. Aber was ist das schon gegen eine Mille Miglia, die durch mittelalterliche Städte wie Ferrara und Rom, Siena und Florenz führt?

Alle diese rollenden Antiquitäten entstammen noch jener Motorsport-Epoche, die Chronisten heute die heroische nennen. Damals galt der Spruch: "Wer Rennen fährt, der muss damit rechnen, die Heimfahrt in einer Holzkiste anzutreten."

Mille Miglia 2014

Die 1.000 Meilen zwischen Brescia und Rom sind landschaftlich ungeheuer vielfältig Zoom

Viele der Renngeräte, die heute die "Mille" bestreiten, waren schon vor 50, 70, 80 Jahren dabei. Auf den endlosen Geraden durch die Po-Ebene, im hügeligen Auf und Ab der Toskana oder im Kurvengewirr des Raticosa-Passes. Ja, genau diesen Mercedes 300 SLR fuhr im Jahr 1955 Juan Manuel Fangio. In jenem Alfa Romeo 8C 2300 Monza hockte einst Tazio Nuvolari, und in diesem knallroten Ferrari 340 saß schon Alberto Ascari, der Weltmeister von 1952 und 1953, und in diesem Bugatti 35 saß Louis Chiron. Derartige Autos sind Kostbarkeiten wie ein Monet oder Picasso. Längst treibt das Prädikat "Mille-Miglia-tauglich" die Preise in schwindelnde Höhen.

Auch Formel 1 Stars fuhren 2014 mit

Was sind das für Leute, die da mitfahren? Sie kommen aus rund 25 Ländern, selbst aus Argentinien, Australien und Japan. Bunte Typen und Biedermänner, Topmanager und Rennfahrer, Spinner und Bastler, Künstler, Adelige und schicke Frauen. Ihrer aller Lebensgeschichte mag so schillernd sein wie die Historie ihrer Autos. Was sie verbindet, ist die Liebe zu seltenen Sportwagen, die 120.000 Euro kosten wie ein Porsche von 1957 oder acht Millionen Euro wie ein Ferrari aus dem Jahr 1952.

Auch die beiden ehemaligen Formel-1-Piloten und heutigen TV-Experten Martin Brundle und Bruno Senna haben in diesem Jahr gemeinsam an der Mille Miglia teilgenommen. Brundle und Senna fuhren mit einem historischen Jaguar D-Type die 1.000 Meilen von Brescia nach Rom und wieder zurück.

Neben den Ex-Formel-1-Piloten brachte Jaguar bei der Rundfahrt auch einige Showstars an den Start. So haben unter anderem der US-amerikanische TV-Moderator und bekennende Autonarr Jay Leno, AC/DC-Sänger Brian Johnson sowie die schottische Sängerin Amy MacDonald ins Lenkrad gegriffen.