• 20.06.2012 21:07

  • von Christian Nimmervoll & Roman Wittemeier

Nakajima entschuldigt sich bei DeltaWing-Crew

Kein Streit in der Schuldfrage: Kazuki Nakajima bedauert, dass er ausgerechnet einen japanischen Landsmann im DeltaWing abgeschossen hat

(Motorsport-Total.com) - Mit der Dolmetsch-Reparatur sammelte das Nissan-DeltaWing-Team bei den 24 Stunden von Le Mans zwar viele Sympathiepunkte beim Publikum, doch Unglücksfahrer Satoshi Motoyama hätte diese Erfahrung sicher liebend gern gegen eine Zielankunft eingetauscht. Augenzeugenberichten zufolge sollen beim Japaner sogar Tränen geflossen sein, als endgültig klar war, dass er nicht mehr ins Rennen gehen kann.

Titel-Bild zur News: Kazuki Nakajima und Yoshiaki Kinoshita entschuldigen sich bei Nissan-DeltaWing

Kazuki Nakajima entschuldigte sich höchstpersönlich beim DeltaWing-Team

Ausgerechnet sein Landsmann Kazuki Nakajima hatte ihn unmittelbar nach dem Restart in die Mauer abgedrängt. "Ich wollte die Führenden durchlassen, um nicht in ihr Rennen einzugreifen, aber der Toyota kreuzte meine Linie und traf mich ziemlich hart", berichtet der DeltaWing-Pilot. "Als ich einmal auf dem Gras war, konnte ich nichts mehr machen. Das Auto schlug sehr hart ein, aber ich war fest entschlossen, es zurück an die Box zu bringen."

Vergeblich, wie sich nach eineinhalbstündigen Reparaturversuchen herausstellen sollte. Die Enttäuschung beim DeltaWing war groß, insbesondere wegen der eindeutigen Schuldfrage: "Leider hat Nakajima im Toyota die Situation falsch eingeschätzt und uns einfach getroffen", ärgert sich Motoyamas Teamkollege Michael Krumm, zeigt aber Verständnis: "That's Racing, solche Unfälle passieren. Hier sieht man das oft. Dagegen kann man nichts machen, aber es ist schade."


Motoyamas Reparaturversuche am DeltaWing

Toyota bewies immerhin Größe, tanzte unter anderem mit Nakajima und Teampräsident Yoshiaki Kinoshita bei DeltaWing auf, um sich persönlich zu entschuldigen. "Es tut mir leid, was passiert ist", meint Nakajima. "Ich fuhr hinter dem Audi und versuchte, ihn außen in der vierten Porsche-Kurve zu überholen. Zum DeltaWing blieb rechts noch relativ viel Platz und mir war gar nicht bewusst, dass ich ihn auch überholte. Es war vollkommen aus meinem Blickfeld verschwunden."

"Dann schob sich der Audi vor mich und ich versuchte, ihm auszuweichen. Dann fuhr ich nach rechts und kollidierte mit dem DeltaWing. Ich trage ganz klar die Schuld", sucht der ehemalige Williams-Formel-1-Pilot gar nicht erst nach Ausreden. "Ich merkte, dass mir jemand ins Heck gefahren war, dachte aber, dass es sich um eine Kollision mit einem Audi handelte. Es war eine schwierige Situation, weil man nicht viel sehen konnte."

"Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet einen anderen Japaner getroffen habe." Kazuki Nakajima

"Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet einen anderen Japaner getroffen habe. Dadurch fühle ich mich noch schlechter. Zu hören, dass er das Auto noch reparieren lassen wollte und das nicht gelang, bedaure ich sehr", gibt sich Nakajima reumütig, nimmt aber auch positive Erkenntnisse aus Le Mans mit: "Anthony (Davidson; Anm. d. Red.) geht es gut, er ist nicht wirklich verletzt. Das zeigt, wie stabil und sicher das Auto ist. Im Qualifying lag Audi vielleicht noch vor uns, doch von unserer Schnelligkeit im Rennen war ich sehr beeindruckt."

"Wir konnten mit Audi mithalten und sie waren die Ersten, die Probleme bekamen", fährt er fort. "Unsere Zuverlässigkeit über sechs Stunden ist gut, weshalb ich denke, dass wir in der Weltmeisterschaft eine wichtige Rolle spielen können. Was Silverstone angeht, weiß ich nicht, wie gut wir da sein werden, weil wir da noch nie gefahren sind. Wir werden mit einem anderen Paket anreisen und ich denke, dass wir Audi Paroli bieten können."