• 04.11.2008 10:01

  • von Stefan Ziegler

Wetterumschwung beschert SEAT den Erfolg

SEAT hatte in Okayama mit der Reifenabnutzung zu kämpfen und profitierte daher von den regnerischen Wetterverhältnissen - Rydell feiert "Heimsieg"

(Motorsport-Total.com) - Augusto Farfus und BMW waren die großen Darsteller beim vorletzten Rennwochenende der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC in Japan - zumindest bis Samstagnachmittag. Über Nacht zogen Regenwolken über den 'Okayama International Circuit' und sorgten für eine nasse Piste. Dies spielte den SEAT-Fahrern in die Hände, die bis dahin mit dem niedrigen Gripniveau des Kurses zu kämpfen hatten. Aber einzig Tom Coronel ging einen risikoreichen Weg mit einer Mischbereifung.

Titel-Bild zur News: Rickard Rydell

Rickard Rydell gewann in Okayama Lauf eins und holte SEAT damit den Titel

"Der Sieg von Lauf 1 in Okayama war besonders erfreulich, weil ich einige Zeit in Japan gelebt habe", schrieb Rickard Rydell in seiner Kolumne bei 'Motorsport aktuell'. "An die Strecke in den japanischen Alpen konnte mich dennoch kaum erinnern. Es gab nicht viele Fahrer, die den alten Aida-Circuit schon kannten, bevor die Tourenwagen-WM dort in der vergangenen Woche zum ersten Mal gastierte."#w1#

Rydell mit Streckenkenntnis in Okayama

"Ich war einer von ihnen, denn ich fuhr früher in der Japanischen Formel 3-Meisterschaft. Dass ich schon mal dort war, hieß aber nicht, dass ich automatisch wusste, was mich erwartete. 15 Jahre sind eine lange Zeit", hielt der Schwede fest. "Da hat man viel von dem vergessen, was man einmal gelernt hat, wenn man es nicht dauernd wieder abrufen muss. Zudem wurde der Kurs neu asphaltiert, die Gripverhältnisse waren völlig anders."

"Für unsere SEAT León waren sie vor allem nicht gut. Da wir alle mit viel Zusatzgewicht bepackt waren und in unseren Diesel bauartbedingt ohnehin viel Gewicht auf der Vorderachse liegt, hatten wir auf trockener Bahn am meisten mit dem geringen Gripniveau und dem rauen Asphalt zu kämpfen", gab Rydell zu Protokoll und ging näher auf die Auswirkungen dieser Situation ein.

"Das hohe Gewicht im Vorderwagen schob zunächst mal die Front beim Einlenken nach außen. Diese Tendenz setzte sich dann im Laufe der Kurve übers ganze Auto fort. Wir rutschten einfach zu viel rum, anstatt schnell und direkt fahren zu können. Deswegen verloren wir Zeit - und die Reifen bauten schneller ab als bei den anderen", meinte der SEAT-Fahrer.


Fotos: WTCC in Okayama


Wetterumschwung bringt Besserung für SEAT

Doch alles sollte sich zum Besseren für die Iberer wenden: "Der Wetterumschwung in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat dieses Bild natürlich umgekehrt", blickte Rydell zurück. "Wir hatten zwar immer noch zu wenig Grip. Aber der Reifenverschleiß war kein Thema mehr und die Traktion kam uns auf nasser Bahn zugute." An eine Mischbereifung dachte freilich aber nur Tom Coronel.

"Ich hatte auf der Runde in die Startaufstellung hinein auch darüber nachgedacht", gestand Rydell, hatte sich aber nicht dazu durchringen können. "Das kannte ich aus der Britischen Tourenwagen-Meisterschaft. Dort haben wir früher einige Male damit experimentiert", sagte der 41-Jährige. "Aber in der WM gab bislang keine Gelegenheit, solch einen riskanten Weg einmal vorab zu testen."

"Einen Schuss ins Blaue wollten wir nicht wagen. Im Nachhinein wissen wir: Es wäre besser gewesen als Regenreifen. Aber der Sieg blieb ja dank Tom Coronel in der Familie", merkte Rydell an. Zurrecht, auch wenn der zweite Lauf auf dem 'Okayama International Circuit' wohl kaum mehr eine weitere Runde hätte dauern dürfen, denn Farfus übte mächtig Druck auf Coronel aus.

"Das Resultat war auch politisch wichtig", meinte Rydell abschließend. "Es zeigt, dass ein SEAT gewinnen kann, egal welchen Motor man vorn reinhängt - ob einen Diesel wie bei uns oder einen Benziner wie bei Coronel. Man muss es nur richtig umsetzen." Ganz so einfach kann man das Benziner-Diesel-Thema freilich nicht ad acta legen, denn Coronels Sieg war in erster Linie den Wetterverhältnissen geschuldet...