• 30.10.2008 12:39

  • von Stefan Ziegler

Wochenend-Rückblick Okayama: SEAT macht den Titel perfekt

Beim ersten Auftritt der Tourenwagen-WM in Japan wurden den Zuschauern äußerst spannende Rennen präsentiert - SEAT holt vorzeitig den Titel

(Motorsport-Total.com) - Schon seit einigen Wochen lag in der Luft, dass SEAT möglicherweise schon vorzeitig die Weichen Richtung Titelgewinn in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC stellen würde. Auf dem 'Okayama International Circuit' war es schließlich soweit: Dank des Sieges von Rickard Rydell im ersten Lauf machte SEAT die Weltmeisterschaft bei den Herstellern perfekt und nach Lauf zwei stand schließlich auch fest, dass die Fahrerkrone entweder an SEAT gehen wird - der Wochenend-Rückblick.

Titel-Bild zur News: WTCC Start in Okayama

Fans und Zuschauer sahen in Okayama zwei ausgezeichnete WTCC-Rennen

Wetter
Das Wetter bestimmte das Rennwochenende in Okayama maßgeblich. Waren die Bedingungen zu Beginn des Trainingsbetriebes noch trocken, so kam pünktlich zum Sonntag der Regen und setzte die 3,7 Kilometer lange Rennstrecke unter Wasser. Dies sollte nicht zuletzt die favorisierten BMW von Augusto Farfus und Jörg Müller etwas einbremsen, gleichwohl aber auch für spektakuläre und äußerst spannende Rennen sorgen. Auch der Reifenpoker erhielt in Japan eine ganz neue Dimension, wie Tom Coronel beweisen sollte.#w1#

Rennhighlights & Sternstunden
Zu den besonderen Momenten dieses Rennwochenendes zählten nicht zuletzt die beiden Rennstarts. Zweimal bewegten sich über 25 Wagen auf die erste Kurve zu und sorgten für herrliche Bilder - und jede Menge Chaos auf den ersten Rennmetern. Die größte Überraschung des Wochenendes war allerdings Tom Coronel (SEAT), der sich im ersten Lauf in letzter Sekunde auf Rang acht nach vorne mogelte und somit die Pole-Position für Lauf zwei ergatterte. Im zweiten Rennen fuhr der Niederländer zu einem viel umjubelten Sieg, der ihm vom ganzen Fahrerlager herzlich gegönnt wurde.

Tom Coronel

Tom Coronel feierte in Okayama den längst fälligen ersten WTCC-Sieg Zoom

Urig dabei die Reifenwahl Coronels: Auf der Vorderachse ließ der SEAT-Fahrer Trockenreifen aufziehen, die Hinterachse zierten Regenreifen. Mit dieser Mischung punktete der 36-Jährige schon am Start und konnte sich auch in den Schlussrunden gegen die Angriffe von Augusto Farfus erfolgreich zur Wehr setzen, der seinerseits auf Slicks unterwegs war. Die Mischbedingungen des zweiten Rennens zeigten sehr deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Reifentypen waren.

Bemerkenswert war auch die Performance von Privatier Sergio Hernández (BMW), der in den widrigen Bedingungen einen klaren Kopf behielt und Lauf zwei als Dritter (!) beendete. Für Spaß und Action zeichneten wieder einmal BMW Fahrer verantwortlich: Sowohl Augusto Farfus als auch Félix Porteiro starteten tolle Aufholjagden und wurden jeweils mit Punkten belohnt. Porteiro gelang dabei der Sprung von P28 auf Rang acht - eine herausragende Leistung in so einem konkurrenzfähigen Feld!


Fotos: WTCC in Okayama


BMW
Die Ausgangslage nach Qualifikation und Warmup hätte kaum besser sein können - dennoch wurde es nichts aus dem anvisierten Sieg in Japan. Sehr wahrscheinlich hat das japanische Wetter den BMW Fahrern einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Rivalen erwiesen sich im Regen als knifflige Gegner. Mit beherztem Einsatz und gewagter Reifenstrategie im zweiten Rennen sicherte sich BMW allerdings gute Punkte - hatte gleichwohl aber auch einige Ausrutscher zu beklagen, denn Andy Priaulx und Jörg Müller versenkten ihre Wagen im Kies von Okayama.

Nicola Larini

Blindflug: Nicola Larini und Chevrolet waren in Japan nicht in Topform... Zoom

Chevrolet
Rob Huff markierte auch beim vorletzten Auftritt der Tourenwagen-WM die Speerspitze der Chevrolet-Fraktion, die sich in Japan äußerst unauffällig präsentierte. Einzig der Brite vermochte in die Punkteregionen vorzustoßen, Nicola Larini avancierte gar zum Totalausfall in Sachen Zählbares. Alain Menu wurde wieder einmal im ersten Rennen von der Konkurrenz abgeräumt, sodass mehr als ein 13. Rang in Lauf zwei nicht drin war. Insgesamt dürften die neun Huff'schen Punkte in Anbetracht der Umstände aber eine große Ausbeute für Chevrolet sein.

Honda
Wie schon des Öfteren in dieser Saison, so wurde James Thompson wieder einmal um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Augerechnet WM-Leader Yvan Muller drückte den Briten von der Piste, der bis dato hervorragend unterwegs gewesen war. In Lauf zwei ging's bis auf P4 nach vorne, was wiederum einem furios fahrenden Thompson anzukreiden ist - Teamkollege Yukinori Taniguchi konnte sich beim Heimrennen nicht wirklich in Szene sitzen und muss sein Cockpit für Macau folgerichtig wieder räumen. N.Technology war auf nasser Piste auf alle Fälle vorne mit dabei.

Tiago Monteiro vor Rickard Rydell

SEAT machte die WTCC in Okayama zur Solovorstellung und holte den Titel Zoom

SEAT
Der Doppelschlag ist perfekt: Die Hersteller-WM ist schon gewonnen, der Fahrertitel steht noch aus. Nach Japan haben nur noch die beiden SEAT-Piloten Yvan Muller und Gabriele Tarquini Chancen auf die WM-Krone, dementsprechend steht SEAT vor dem totalen Triumph in der WTCC. Im zweiten Rennen waren die Gelben allerdings etwas zu konservativ unterwegs und setzten auf Regenreifen - fast schon übervorsichtig angesichts der WM-Lage. Tom Coronel holte schlug im Benziner seinen Diesel-Kollegen ein deutliches Schnippchen.

Independents' Trophy
Sergio Hernández - ohnehin einer der besten Piloten des Rennwochenendes - machte mit der fast optimalen Ausbeute von 18 Punkten einen großen Schritt Richtung Titel. Vor den letzten Saisonläufen der WTCC in Macau hat der Spanier 29 Punkte Vorsprung auf Teamkollege Stefano D'Aste, der sich im zweiten Lauf nicht mit Ruhm bekleckerte und sich eine Rückversetzung für Macau einfing. Freilich erhalten die Piloten der Independents' Trophy dort die doppelten Punktzahlen, doch die Fahrerwertung scheint entschieden. Der Deutsche Franz Engstler holte P2 und P3 - und rückte vor auf den dritten Gesamtrang.