Vorschau: WTCC in Okayama
'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das zehnte Wochenende der WTCC in Japan: Fällt in Okayama eine Vorentscheidung in der WM?
(Motorsport-Total.com) - Die lange Pause seit dem Europaabschied in Valencia ist vorbei: Am Wochenende absolvieren die Piloten der Tourenwagen-WM (WTCC) ihre vorletzte Saisonstation. Schauplatz ist die Rennstrecke in Okayama, die erst 2008 in den WM-Rennkalender aufgenommen wurde. Auch in diesem Jahr könnte in Japan eine Vorentscheidung im Titelkampf fallen - BMW, Chevrolet und SR haben noch Chancen.

© xpb.cc
Wehe, wenn sie losgelassen... - In Japan könnte eine WM-Vorentscheidung fallen
Der 3,703 Kilometer lange Okayama International Circuit wurde zu Beginn der 1990er-Jahren als Tanaka International Circuit Aida erbaut und diente zunächst als Spielwiese für betuchte Japaner und ihre privaten Straßenflitzer. Eines der ersten Rennen auf der neugeschaffenen Piste bestritten allerdings ehemalige britische Rennfahrer - so wurde die Mehrzahl der Kurven nach englischen Piloten benannt.#w1#
Die ehemalige Grand-Prix-Strecke im Bergland
Der Kurs liegt inmitten einer weiträumigen Waldlandschaft und besticht in erster Linie durch viele enge Kurven, wohingegen die Piste lediglich zwei Geraden mit jeweils etwa 600 Meter Länge aufweist. Überhaupt scheinen Entfernungen bei dieser Rennstrecke das große Thema zu sein, ist der Okayama International Circuit doch tief im japanischen Hinterland angesiedelt und ungefähr 60 Kilometer entfernt von der namensgebenden Großstadt.

© xpb.cc
Action pur gab es bislang immer zuhauf - und auch Sensationserfolge... Zoom
Zwischen Hiroshima und Kobe gelegen, ist der Kurs nur über kurvenreiche Landstraßen zu erreichen: Dem Tross der Tourenwagen-WM steht nach der Ankunft auf einem der umliegenden Flughäfen eine längere Anfahrt bevor. Scheinbar endlos wickeln sich die Serpentinen den Hang hinauf zur Rennstrecke, die sich auf etwa 1.000 Meter über Meereshöhe befindet und daher vor allem den Motoren der Rennfahrzeuge einiges abverlangt.
Vor einigen Jahren war die japanische Piste weitaus mehr Motorsportlern ein Begriff, als sie es heute ist. 1994 und 1995 gastierte die Formel 1 auf der ehemals TI Circuit Aida genannten Rennbahn und trug dort zweimal den Pacific-Grand-Prix aus. Bis zu 28 Formel-1-Boliden waren dabei auf der 3,703 Kilometer langen Schleife unterwegs, auf der sogar mehr Runden bewältigt werden mussten, als beim Klassiker in den Straßen von Monaco - 83.
Okayama 1994 erstmals im Formel-1-Rampenlicht
Über 100.000 Zuschauer kamen in den beiden Jahren an die Rennstrecke - sowohl 1994 als auch im Jahr darauf wurde dem Publikum prompt eine gute Show geboten: Williams-Pilot Ayrton Senna sicherte sich auf der kurzen Strecke die vorletzte Pole-Position seiner Karriere, ehe er zwei Rennen später beim Großen Preis von San Marino tödlich verunglückte. Den Pacific-Grand-Prix sollte der Brasilianer nicht gewinnen.

© xpb.cc
Auf Abwegen: Nicola Larini beendete 1994 das Rennen von Ayrton Senna Zoom
Dafür sorgten Mika Häkkinen (McLaren) und der frühere WTCC-Fahrer Nicola Larini (Ferrari), denn im Chaos der ersten Kurve räumten die beiden Konkurrent Senna aus dem Weg und ins Aus. Damit war die Bahn frei für Michael Schumacher (Benetton), der im zweiten Saisonlauf bereits den zweiten Sieg einstrich. Mit auf dem ersten Aida-Podium standen Gerhard Berger (Ferrari) und erstmals Rubens Barrichello (Jordan).
1995 bildete das zweite Rennen auf japanischem Boden - ein Luxus, der bislang nur fünf austragenden Ländern zuteil wurde - das drittletzte Aufeinandertreffen der Titelrivalen. Schumacher fuhr erneut die schnellste Runde und wenig später zum Sieg in Aida. Die beiden Williams-Fahrer David Coulthard und Damon Hill stiegen mit auf das Siegerpodest, auf dem der Deutsche seinen vorzeitigen Titelgewinn feiern konnte.
Die WTCC entdeckt Okayama für sich
Nach diesem Rennen verschwand der Kurs allerdings von der internationalen Motorsportbühne und beherbergte fortan nur noch nationale Serien und Langstreckenrennen. 2003 wurde die Rennstrecke schließlich verkauft, erhielt 2005 den Namen Okayama International Circuit und tauchte in den vergangenen Jahren wieder auf dem Rennsport-Radar auf: Die Tourenwagen-WM war auf der Suche nach einem Auftritt in Japan - und würde fündig!

© Wiechers
Keine Trucks: In Okayama müssen die Teams mit Containerfracht auskommen Zoom
Nicht auf die drei großen Kurse in Fuji, Motegi oder Suzuka zog es die WTCC, sondern auf die verwinkelte Rennstrecke nahe Mimasaka. Dort werden die Fahrer - neben einem zusätzlichen Test am Freitag - das übliche Trainingsprogramm abspulen, ehe die Qualifikation sowie die beiden Rennen über jeweils 14 Runden auf dem Programm stehen. Als besonderes Bonbon für die einheimischen Zuschauer sind auch einige Lokalmatadoren am Start.
Yoshihiro Ito (Engstler), Nobutero Taniguchi (Proteam), Yukinori Taniguchi (Bamboo) und Masataka Yanagida (Wiechers) sind in Okayama zusätzlich am Start. Colin Turkington (WSR/Aviva-Cofco) ist dank eines neuen Sponsors erneut mit von der Partie, Jordi Gené (SR) ist indes außen vor. Der spanische WM-Routinier wird in Japan durch Michaël Rossi ersetzt. Ebenfalls wieder in der WTCC aktiv ist Volvo-Fahrer Robert Dahlgren (Olsbergs Green).
Fällt in Japan eine WM-Vorentscheidung?
Henry Ho (Ho Chun Kei) und Kevin Chen (Proteam) ergänzen das Starterfeld, dürften in Japan allerdings nur Nebenrollen spielen: Das Hauptaugenmerk gilt beim vorletzten Wochenende freilich den Titelfavoriten Yvan Muller (Chevrolet/265 Punkte), Andy Priaulx (BMW Team RBM/240) und Gabriele Tarquini (SR/236). Schon 2008 reduzierte sich die Anzahl der Meisterschaftsanwärter beim Japan-Event auf zwei: Muller und Tarquini.

© xpb.cc
Yvan Muller und Gabriele Tarquini sind zwei von nur noch drei Titelkandidaten Zoom
In dieser Saison ist indes noch alles offen - auch in der Herstellerwertung kann sich noch einiges tun. Dort führt Chevrolet aktuell mit 569 Punkten vor SEAT (524) und BMW (491). Ähnlich prekär ist die Lage bei den zahlreichen Privatiers im Feld: Sergio Hernández (Proteam) führt komfortabel mit 118 Zählern vor einem Fünferpack an Verfolgern, die sich in Asien mindestens noch Chancen auf Rang zwei einräumen dürfen.
Kristian Poulsen (Poulsen/87) ist nach zuletzt vier Klassensiegen in Folge die Nummer zwei hinter Hernández, dahinter folgen Stefano D'Aste (Proteam/86), Darryl O'Young (Bamboo/85) und Franz Engstler (Engstler/81) dichtauf. Mehdi Bennani (Wiechers/65) hat die Tuchfühlung zur Spitzengruppe zwar etwas verloren, ist angesichts der doppelten Punktevergabe in Macao aber durchaus noch im Rennen um die vorderen Positionen.
Randnotiz: Das dritte Gastspiel der Tourenwagen-WM in Okayama ist zugleich das vorerst letzte, denn ab 2011 geht die Rennserie auf dem Suzuka International Racing Course an den Start, der aktuell auch im Kalender der Formel 1 firmiert. Wie schon 2008 und 2009 könnte es auch 2010 noch einmal ziemlich nass werden: Für den Samstagnachmittag gibt es eine Taifunwarnung...
Rückblick: Okayama 2009
Im vergangenen Jahr spielte der Regen die Hauptrolle in Japan - und spülte in Kurve eins sogleich die drei Titelanwärter Augusto Farfus, Muller und Tarquini von der Strecke. Andy Priaulx sprang in die Bresche und siegte vor Jörg Müller und Rob Huff. Im zweiten Lauf von Okayama 2009 musste Tarquini erneut durch das Kiesbett, büßte seine Siegchancen ein musste zusehen, wie Farfus und Priaulx zum zweiten BMW Doppelsieg des Tages fuhren. Muller wurde Dritter - die WM-Entscheidung auf Macao vertagt.¿pbvin|0|3158|wtcc|0|1pb¿
Fakten zum Rennwochenende in Okayama (Japan):
Streckenlänge: 3,703 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 14 Runden
Die Sieger in Okayama 2005-2009:
2005: nicht im Kalender
2006: nicht im Kalender
2007: nicht im Kalender
2008: Rickard Rydell (SEAT), Tom Coronel (SEAT)
2009: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (BMW)
Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:37.040 Minuten - Augusto Farfus (BMW, 2008)
Rennen: 1:48.767 Minuten - James Thompson (Honda, 2008)
Der Zeitplan in der Übersicht:
Freitag, 29. Oktober 2010 (MESZ)
09:00-09:30 Uhr - Testsession
Samstag, 30. Oktober 2010 (MESZ)
02:30-03:00 Uhr - 1. Freies Training
05:15-05:45 Uhr - 2. Freies Training
08:30-08:50 Uhr - Qualifikation Q1
08:55-09:05 Uhr - Qualifikation Q2
Sonntag, 31. Oktober 2010 (MEZ)
02:30-02:45 Uhr - Warmup
06:35-07:05 Uhr - Rennen 1
08:05-08:35 Uhr - Rennen 2

